Tesla, Trump und die Autozölle: Warum Elon Musk als Gewinner aus der Krise hervorgehen könnte
Donald Trumps Autozölle treffen die Branche hart. Nur Teslas Aktie legt zu – und gilt schon jetzt als heimlicher Gewinner. Welche Rolle spielt Elon Musks Einfluss in der US-Regierung wirklich?
Washington – Während europäische Autokonzerne noch mit den Folgen der US-Autozölle kämpfen, keimt bei Tesla vorsichtiger Optimismus auf. Die Aktie des Unternehmens von Elon Musk legte an der Börse deutlich zu – ein Plus von 25 Prozent. Im Gegensatz dazu gaben die Aktien großer Hersteller wie BMW, Toyota oder Stellantis nach – US-Gigant General Motors verlor sogar sieben Prozent. Ungewöhnlich an der Stärke Teslas ist in erster Linie, dass der Konzern in den vergangenen Monaten einen beispiellosen Absturz erlebte.
Tesla trotzt den Autozöllen von Trump und verzeichnet Kursgewinn – General Motors und Ford verlieren
Weltweit verzeichnete Tesla 2024 ein Minus von 19.355 Fahrzeugen gegenüber dem Vorjahr – und auch in Europa sanken die Verkaufszahlen sukzessive. Im Februar 2025 sanken die Tesla-Verkäufe in Deutschland – dem größten EU-Markt – um 76 Prozent, in Frankreich um 63 Prozent. Auch in Skandinavien meldete der Konzern rückläufige Zahlen. Obwohl alle westlichen Automarken in Europa Einbußen hinnehmen mussten, wirkte es dennoch beinahe so, als würden die Europäer Musk für seine Eskapaden rund um die US- und Europawahlen abstrafen. Als öffentlicher Unterstützer und Großspender von Donald Trump berief dieser Musk nach seinem Wahlsieg aus Dankbarkeit zum Effizienzbeauftragten in seine Regierung.

Die Art und Weise, wie Musk die Demokraten diffamierte, Verschwörungserzählungen der Republikaner replizierte sowie einen persönlichen Feldzug gegen die „woke“ Kultur anzettelte, ließ auf beiden Seiten des Atlantiks Zweifel an Musks einst so brillanter Urteilsfähigkeit aufkommen. Hinzu kam ein gemeinsamer Auftritt mit der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel inklusive Wahlempfehlungen über sein Nachrichten-Portal X sowie Unterstützung weiterer rechtspopulistischer Parteien in Europa, wie der britischen Reform Uk.
Nach Wahlkampf-Unterstützung von Trump und AfD: Europäer wenden sich von Tesla ab
Die Menschen reagierten mit X-Austritten, Tesla-Boykott oder Aufklebern auf ihren Elektroautos, die aussagten: „I bought this before Elon went crazy“ – „Ich habe den Tesla gekauft, als Elon noch nicht verrückt war“. Schnell entwickelte sich ein Social-Media-Hype. Musk, der mit dem Übernahmekauf von X einst die Meinungsfreiheit wiederherstellen wollte, schäumte vor Wut.
Dass nun Trump die Autozölle auf die Konkurrenz von Tesla erhoben hat, um seinem Regierungskollegen Musk eine persönliche Rache an den Europäern zu gestatten, ist allerdings zu weit hergeholt. Bei aller Willkür der Trump-Administration war dieser Schritt unter Experten durchaus abzusehen. Dennoch drängt sich die Frage auf, welche Rolle Musk bei dieser Entscheidung gespielt hat. Musk gibt sich auf X unschuldig: „Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Tesla nicht ungeschoren davonkommt.“ Laut Patrick Masterson, leitender Forscher der Liste Cars.com-Index 2024, die Autos anführt, die ausschließlich in den USA produziert werden, hat Musk recht. „Kein Fahrzeug wird zu hundert Prozent in den USA hergestellt“, erklärt er gegenüber der BBC. Deswegen würden alle Verbraucher in den künftigen Preisanstieg beim Autokauf merken, auch jene Kunden von Tesla.
Tesla produziert überwiegend in den USA – Europäische und US-Konkurrenten drohen massive Mehrkosten
Der Anteil der Autos, die das Unternehmen ausschließlich in den USA produziert, liegt bei 75 bis 80 Prozent. Der Rest, so berichten es US-Medien, werde aus Mexiko importiert. Der American Automobile Labeling Act (AALA) erlaubt es Käufern, den US- bzw. Kanada-Anteil eines Fahrzeugs genau nachzuvollziehen. Bei Teslas beliebtem Model Y Long Range liegt der US-Wertschöpfungsanteil bei lediglich 20 Prozent. Unternehmen wie General Motors, Ford oder Volkswagen sowie die Stellantis-Marken werden dagegen mit deftigen Preisaufschlägen auf die Autozölle reagieren müssen. Zwar bauen sie ihre Fahrzeuge auch teilweise in den US-Bundesstaaten, doch müssen die Autoteile oftmals aus Europa oder Mexiko importiert werden – wodurch hohe Zollgebühren entstehen.
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So stammen beim Ford Mustang Mach-E 78 Prozent des Fahrzeugwerts aus Mexiko und nur der Rest aus Nordamerika. Ähnlich verhält es sich mit Modellen des US-Traditionsauto Cadillac, die laut AALA-Daten knapp zur Hälfte mit Komponenten aus Mexiko gebaut werden
„Tesla gewinnt, Detroit blutet“ – Wall Street Analysten sind sich einig: Elon Musks Firma triumpiert
Experten wie der Mobilitäts-Experte Art Wheaton von der Cornell University (New York) gehen von Mehrkosten für US-Verbraucher von 10.000 bis 20.000 US-Dollar aus – andere Schätzungen gehen von Preissteigerungen um etwa 5.000 US-Dollar aus. Einig sind sie sich jedoch in dem Punkt, dass Musks Behauptung übertrieben ist. Tesla werde deutlich weniger Einbußen hinnehmen als die europäische oder die US-amerikanische Konkurrenz. Ähnlich sehen es zahlreiche Wall Street Analysten: Dort lauteten die Kommentare nach Trumps Verkündung etwa, „Tesla gewinnt, Detroit blutet“ oder „Tesla ist der klare strukturelle Gewinner“.
Die Börsenexperten prognostizierten zudem, dass sich die Aktie von Tesla aufgrund der guten Aussichten in den kommenden Monaten wieder erholen werde. Die öffentliche Signalwirkung der Konstellation zwischen Autozöllen und Musk dürfte wohl auch der Trump-Administration eingeleuchtet haben. So hatte Trump vorsorglich auf X betont, dass Musk aufgrund eines möglichen Interessenskonflikts nicht über die Autozölle beraten werde. Als die Tesla-Börsenkurse vor wenigen Wochen um mehr als 30 Prozent abstürzten, war die Unterstützung Trumps für seinen Regierungskollegen allerdings nicht so weit entfernt: Er werde sich einen Tesla kaufen, als Zeichen der Unterstützung für Musk. Später posierte er mit seinem neuen, roten Model S – gemeinsam mit Musk auf dem Hof des Weißen Hauses.