Ende im Ukraine-Krieg: Putin setzt auf spezielle Taktik – was das für Gegenoffensiven bedeutet
Russlands Präsident scheint auf einen langwierigen Krieg zu setzen. Ukrainische Truppen, aber auch der Westen sollen Putins Strategie begegnen können.
Moskau – Im Juni hat Russlands Präsident Wladimir Putin einen Einblick in seine vermeintliche Strategie im Ukraine-Krieg gegeben. Bei dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg sprach der Kreml-Chef davon, dass Russland seine militärischen Ziele nicht schnell zu erreichen plane. Vielmehr scheint Putin in seiner „Siegestheorie“ auf einen langwierigen Krieg setzen zu wollen.
Laut Bericht der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) deutete der russische Präsident an, im Krieg in der Ukraine „schrittweise“ vorgehen und den Krieg in die Länge ziehen zu wollen. Laut ISW-Analyse sei Putins Plan und Zuversicht für sein Vorhaben unter anderem ein Resultat verzögerter Unterstützung für die Ukraine aus dem Westen. Um Putins „Siegestheorie“ zu begegnen, sieht das Institut Handlungsbedarf – bei den ukrainischen Truppen, aber auch bei den westlichen Staaten.
Putin könnte ohne ukrainische Gegenoffensive Russlands Eroberungsziele erweitern
Ein langwieriger Krieg könne Putins Kalkül begünstigen, große Teile der Ukraine unter russische Kontrolle zu bringen. Zuletzt forderte der Kreml-Chef, dass die Ukraine die Gebiete Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk an Russland abtreten solle. Putins angebliches Friedensangebot wies die Ukraine als ein „Ultimatum“ zurück. Der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, nannte Putins Äußerungen „absurd“.
Bislang besetzt Russland nur Teile der ukrainischen Gebiete, deren gesamte Abtretung Putin in seinem „Angebot“ forderte. Laut ISW könne Moskau im Falle eines langwierigen Krieges seine Eroberungsziele jedoch noch erweitern. Um Putins Strategie zu begegnen, brauche es daher „sinnvolle Gegenoffensiven“. Die Ukraine müsse außerdem die russischen Vorstöße auf ukrainischem Gebiet stoppen.
Putin setzt im Ukraine-Krieg auf Zeit: Westen müsse laut ISW Ukraine bei Gegenoffensiven unterstützen
Die westlichen Unterstützer sollten der Ukraine zügig Unterstützung für Gegenoffensiven liefern. So könne laut ISW Putins Strategie infrage gestellt werden und die Verlängerung des Krieges möglicherweise verhindert werden.

Westliche Unterstützung von „entscheidender Bedeutung“, um Putins Strategie zu entkräften
Durch die Unterstützung der Ukraine bei Gegenoffensiven könne der Westen „Putins Annahmen darüber entkräften, was Russland in der Ukraine mit Gewalt erreichen kann“, heißt es in dem ISW-Bericht. Die westliche Unterstützung sei daher von „entscheidender Bedeutung“.
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Generalleutnant über ukrainische Gegenoffensive – „Ressourcen verschlechtert“
Dass die Ressourcen für ukrainische Gegenoffensiven entscheidend seien, betonte auch der ukrainische Generalleutnant a. D. Romanenko im Februar gegenüber Tagesschau. Romanenko erklärte: „Der Krieg ist zu einem Stellungskrieg geworden. Das ist vor allem deshalb so, weil sich für die Ukraine die Situation bezüglich der Ressourcen verschlechtert hat. Wir waren gezwungen, zu einer strategischen Verteidigung überzugehen.“
Selenskyj drängt auf schnelle Waffenlieferungen – „dringend auf dem Schlachtfeld“ benötigt
Russland versuche nach Angaben von Beobachtern zuletzt „Vorteile bei der Truppenstärke und den Waffen auszunutzen, bevor das ukrainische Militär vom Westen aufgerüstet wird“, heißt es in einem Tagesschau-Bericht von Ende Juni. Bei einem EU-Gipfel in Brüssel drängte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut auf schnelle Waffenlieferungen. Die militärische Ausrüstung, welche die westlichen Unterstützer der Ukraine zugesagt haben, werde „dringend auf dem Schlachtfeld“ benötigt.
In einem Interview mit dem Philadelphia Inquirer sagte Selenskyj, das Zögern der westlichen Staaten bei der Unterstützung der Ukraine habe den Kreml ermutigt, so viele ukrainische Gebiete wie möglich zu erobern. Wie das ISW, kam auch der ukrainische Präsident in dem Interview zu der Einschätzung, dass jeder russische Vorstoß Putins Verhandlungsposition stärke. (pav)