Putins neue Taktik: Kiews Kraftwerke im Fokus russischer Angriffe

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Putin verändert seine Kriegsstrategie gegen die Ukraine. Nicht mehr Kiew, sondern die Energieinfrastruktur steht im Fokus. Ukrainische Kraftwerke liegen in Trümmern.

Kiew – Die ukrainische Hauptstadt genießt besonderen Schutz gegen Russlands Raketen. Doch darunter müssen andere Gebiete in der Ukraine leiden. Der Kreml ändert jetzt seine Strategie und nutzt die Löcher im ukrainischen Luftraum aus. Wladimir Putin visiert die Energieinfrastruktur an und entfesselt unermüdliche Angriffe. Und die unzulänglich geschützten Kraftwerke müssen darunter leiden. Kiew steht nun vor einer großen Herausforderung: Ob bis Winter alle Kraftwerke wieder laufen werden, ist fraglich.

Putins neue Taktik: Kraftwerke im Fokus russischer Raketenangriffe

Zwischen dem 22. und dem 29. März griffen Russland mit Raketen zahlreiche Wärmekraftwerke und Wasserkraftwerke an – und richteten großen Schaden an. Zwar hält sich die Ukraine zum genauen Ausmaß des Schadens an den Kraftwerken bedeckt, allerdings seien die Anlagen in der Region um Charkiw Berichten zufolge fast vollständig zerstört worden. Am 22. März allein soll Russland mehr als 60 Drohnen und 90 Raketen auf die ukrainische Infrastruktur herab geschossen haben. Dabei würde es sich um einen der größten Angriffe auf ukrainische Infrastruktur seit Beginn des Ukraine-Kriegs handeln. Ohne Strom kommt zudem auch die ukrainische Wirtschaft zum Erliegen.

Wuchtig: Ein russisches Iskander-M-Raketensystem mit dazugehöriger Rakete.
Wuchtig: Ein russisches Iskander-M-Raketensystem mit dazugehöriger Rakete. Die Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur verstärken sich seit März. © IMAGO / ITAR-TASS

Russland Angriffe auf ukrainische Infrastruktur machen Kiew zu schaffen

Maxim Timchenko, Geschäftsführer des größten ukrainischen Energielieferanten DTEK zeigte sich angesichts des Schadens zuversichtlich. „Unser Ziel ist es, so viel wie möglich bis Oktober zu reparieren.“ Insgesamt fielen 80 Prozent der Stromproduktion der Firma aus, nachdem sich die russischen Angriffe in der letzten Märzwoche intensiviert hatten, wie die Financial Times berichtet.

Bisherige Angriffe auf die Stromproduktion konnten relativ schnell kompensiert und repariert werden, sodass die Stromausfälle nur von kurzer Dauer waren. Die aktuellen Angriffe Russlands auf die kritische Infrastruktur der Ukraine ließen jedoch 1,9 Millionen Menschen für längere Zeit ohne Strom. Die Region um Charkiw ist nach wie vor von Stromausfällen betroffen. „Ich habe noch nie in meinem Leben ein solches Ausmaß an Zerstörung in einem Kraftwerk gesehen, und leider ist es nun uns passiert“, äußerte sich Timchenko gegenüber der Financial Times fassungslos, als er ein zerstörtes Kraftwerk besichtigt.

Es gibt allerdings auch Grund zur Hoffnung. Die russischen Angriffe scheinen hinter Putins Zeitplan zu liegen. Denn: eigentlich hätten diese großflächigen Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur schon im Winter stattfinden sollen, wenn der Bedarf an Elektrizität besonders hoch ist, wie Oleksandr Kharchenko spekuliert.

Putins Angriffe hinter dem Zeitplan – Raketenangriffe im Frühling statt Winter

Kharchenko, Direktor des Forschungszentrums für Energiewirtschaft in Kiew, ist sich sicher, dass die Frühlingsangriffe aus Russland das bestätigen. „Ich bin mir absolut sicher, dass sie dies einen Monat vorher tun wollten.“ Im letzten Jahr griff Putin die kritische Infrastruktur an, als die Temperaturen unter null Grad fielen. Die Ukraine konnte damals noch schnell reagieren und die beschädigten Kraftwerke reparieren.

Ein Mitarbeiter eines der zerstörten Kraftwerke weiß, was der Verlust dieser Infrastruktur für die Ukraine bedeuten könnte. „Die Energieinfrastruktur ist etwas, von dem alles abhängt. Wenn es keinen Strom gibt, funktioniert nichts: Die Industrie funktionieren nicht“, teilte er AP News mit. „Die Menschen haben kein Internet mehr. Man merkt nicht einmal, wenn die Raketen auf einen zukommen.“ (SiSchr)

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