Charkiw oder Kiew: Putin prüft laut Kreml zwei Strategien für ein Kriegsende

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Wie geht es weiter im russischen Krieg gegen die Ukraine? Angeblich erwägt Putin zwei Szenarien zukünftiger Kriegshandlungen.

Moskau – Mehr als zwei Jahre dauert der Ukraine-Krieg bereits. Am Wochenende meldeten die ukrainischen Streitkräfte einen erfolgreichen Militärschlag auf Schiffe und Infrastruktur der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol, an der Front musste die Ukraine zuletzt aber Verluste hinnehmen. Wie aber könnte es im Krieg zwischen Russland und der Ukraine weitergehen?

Wie die Kyiv Post berichtet, legen jüngste anonyme Erkenntnisse aus Kreml-nahen Kreisen nahe, dass Wladimir Putin zwei mögliche Strategien für den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs erwägt. Aus den vom Rigaer Nachrichtendienst Meduza gesammelten Informationen von Personen, die mit der russischen Regierung in Verbindung stehen, geht hervor, der Großteil der politischen Elite Russlands ist sich sicher, dass Wladimir Putin den Krieg fortsetzen wird.

Zuletzt gelang ukrainischen Streitkräften ein Schlag gegen die russische Schwarzmeerflotte. Wie aber geht es im Ukraine-Krieg weiter der Front weiter? Aus Kreml-nahen Kreisen werden Vermutungen laut, Putin prüfe zwei Szenarien für den weiteren Kriegsverlauf
Russlands Präsident Wladimir Putin © IMAGO/Sergey Guneev

Bereitet sich Putin auf eine neue Großoffensive gegenüber der Ukraine vor?

Welche Ziele sich Putin in naher Zukunft setzen könnte, kann aktuell nur Gegenstand von Mutmaßungen bleiben. Eine „Fraktion“ innerhalb der Kreml-nahen Informationsquelle geht davon aus, dass Putin nach den Rückschlägen, die die Ukraine in letzter Zeit an der Front erlitten hat, Schwachstellen der Ukraine erkannt hat. So könnte er nun bereit sein, seine Bemühungen um einen „entscheidenden Triumph“ zu verstärken. Das würde auf eine Einnahme der Hauptstadt Kiew hinauslaufen.

Eine andere Fraktion, die ebenfalls der Putin-Administration nahesteht, geht dagegen davon aus, dass sich die russische Führungsspitze „realistischere Ziele“ setzt. Ein solches könnte in einer Einnahme der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw im Osten des Landes sein.

Kreml-nahe Quellen heben militärisch wichtige Lage Charkiws für weitere Kriegshandlungen hervor

Putin hat bereits mehrfach auf die Bedeutung Charkiws in der russischen Militärstrategie hingewiesen. Ihm zufolge könnte eine sogenannte Sanitätszone um die grenznahe Region Belgorod wichtig sein, da sich hierdurch grenznaher Beschuss eindämmen lassen könnte.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erläuterte Putins Vorschlag gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Tass: „Der Präsident meint, dass vor dem Hintergrund der Drohnenangriffe, vor dem Hintergrund des Artilleriebeschusses unseres Territoriums, für gewisse Siedlungen auf unserem Territorium, vor allem für soziale Einrichtungen und Wohngebäude, Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden.“

Der rechtsextreme russische Blogger Igor Skurlatow kritisierte den Plan unterdessen via Telegram: „Was ist mit der Sanitärzone, über die Wladimir Putin neulich sprach? Wir gingen alle miteinander davon aus, dass die Grenze dieser Zone am besten entlang der Westgrenze der Ukraine verlaufen sollte. Aber nein. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow entschied, dass sie durch [die russische Regionalhauptstadt] Belgorod verlaufen würde. Interessante Wende. So werden wir nie gewinnen!“ Grund für die Aufregung: Eine „Massenevakuierung“ auf russischer Seite, von der Skurlatow inständig hofft, dass es nur eine „vorübergehende Maßnahme“ sein werde.

Kreml-nahe Quellen halten weitere Großoffensive für möglich – das würde Mobilisierung erfordern

Zwar lassen sich noch nicht eindeutig mögliche künftige Kriegshandlung aus den Aussagen Putins ableiten, doch Quellen in Reichweite des Kremls halten auch eine weitere Großoffensive auf Charkiw, die zweitgrößte Stadt des Landes, für möglich. Sicher wäre, dass ein solches Szenario zusätzliche Mobilisierungsbemühungen und weitere Militäraufrüstungen Russlands erforderlich machen würden.

Bereits seit Beginn des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine ist die Region Charkiw einer der Hauptschauplätze der Kriegshandlungen. Nach einer großangelegten Gegenoffensive im Jahr 2022 hatte die Ukraine einen Großteil des Gebiets zurückerobert. Die Stadt selbst ist jedoch nach wie vor Ziel russischer Bombardements. (fh)

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