Lebenshaltungskosten fast 70 Prozent teurer: So verliert Deutschland den Kampf um Fachkräfte
Ein neues Vergleichstool für 174 Staaten offenbart eine große Schere zwischen den Lebenskosten in Deutschland und jenen der wichtigsten Herkunftsländer von Fachkräften. Nur ein Land liegt noch vor Deutschland.
Frankfurt – In den bedeutendsten Herkunftsstaaten ausländischer Fach- und Arbeitskräfte außerhalb der EU sind die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger als in Deutschland. Eine neue Vergleichsdatenbank des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass das Preisniveau in Indien um 67 Prozent niedriger ist, und in den Westbalkanstaaten bis zu 50 Prozent. In Vietnam und Tunesien lebte es sich 60 Prozent preisgünstiger im Vergleich zu Deutschland. Nur in den Vereinigten Staaten liegen die Lebenshaltungskosten um 7 Prozent höher als in Deutschland.
Niedrige Lebenshaltungskosten im Wettkampf um Fachkräfte wichtig
Dies könnte sich auf die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland und im Konkurrenzkampf um Fachkräfte mit anderen Ländern auswirken - langfristig könnte dies zu einer Verknappung von Fachkräften führen, zu Engpässen in verschiedenen Wirtschaftssektoren führen und die deutsche Wirtschaft ausbremsen. Denn Deutschland sucht dringend qualifiziertes Personal, fehlt es doch in fast jedem siebten Beruf an Fachkräften. Besonders große Job-Engpässe verzeichnete der Pflege- und Gesundheitswesen, die Gastronomie oder der IT-Bereich.
Ausländische Erwerbstätige aus Drittstaaten tragen Beschäftigungswachstum in Deutschland
Erst letztes Jahr warb Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem ersten Staatsbesuch in Indien um Fachpersonal für Deutschland, wo er versprach, bürokratische Hürden abzubauen. Dies soll der Bundesrepublik dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist Indien die bevölkerungsreichste Nation der Welt - mit Hunderttausenden, die ins Ausland abwandern möchten.
Im Jahr 2023 wurde das Beschäftigungswachstum in Deutschland ausschließlich von Ausländern getragen, wobei Drittstaatsangehörige den größten Beitrag leisteten, geht aus einer aktuellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervor. Indien war dabei Spitzenreiter mit 116.000 Beschäftigten mehr als noch im Vorjahr.