Betrugsmasche ein „Totalschaden“ für Verbraucher: Kriminelle übernehmen Handynummern

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Mit einer neuen Masche stehlen Kriminelle ihren Opfern den Zugang zu ihrem Mobilfunk-Konto. Das kann unter Umständen verheerende Folgen haben.

Kassel – Es klingt wie ein freundschaftlicher Tausch, ist aber eine hinterhältige Betrugsmasche: SIM-Swapping. Dabei besorgen sich Kriminelle eine neue Handykarte auf den Namen ihrer Opfer. Doch als sei das nicht schon schlimm genug, machen diese die SIM-Karte der Betroffenen auch noch unbrauchbar. Eine weitere Dimension hat die Masche nun mit dem elektronischen Äquivalent angenommen, dem e-SIM-Swapping. Ein Mann aus Hessen wehrte sich jüngst noch gegen einen anderen Trickbetrug.

Was ist SIM-Swapping eigentlich? – Polizei berichtet über Fall in Brandenburg

Wie das funktioniert, lässt sich an einem Fall illustrieren, der sich laut Polizei Brandenburg im Spree-Neiße-Kreis zugetragen hat. Eine Frau war dort von einem vermeintlichen Postboten angerufen und um die Erlaubnis gefragt worden, ein Paket abzustellen. Dazu wurde ihr dem Bericht zufolge ein Zahlencode auf ihr Handy gesendet, den sie dem Mann am Telefon nennen sollte. Ob sie der Aufforderung nachkam, geht aus dem Polizeibericht nicht hervor.

Mit einer neuen Masche bringen Kriminelle ihre Opfer um ihre Mobilfunkdaten - und können damit häufig noch weitere Konten knacken.
Mit einer neuen Masche bringen Kriminelle ihre Opfer um ihre Mobilfunkdaten - und können damit häufig noch weitere Konten knacken. © Sebastian Gollnow/dpa

Unmittelbar nachdem sie aufgelegt habe, seien ihre SIM-Karte und das Telefon gesperrt gewesen. Aber nicht nur das: laut Polizei hätten die Betrüger schon wenig später Guthabenkarten auf die Rechnung des Handys gekauft. Auch der Ebay-Account des Opfers sei gehackt worden. Zuletzt sorgte auch eine dreiste Betrugsmasche auf Kleinanzeigen für Aufsehen.

Betrugsmasche schwer zu durchschauen – LKA erklärt Hintergrund

E-SIM-Swapping ist deshalb so perfide, da der Ansatz der Kriminellen auf den ersten Blick recht schwierig zu durchschauen ist. Anders stellt es sich zum Beispiel beim Enkeltrick dar, bei dem sofort Geld oder Wertsachen gefordert werden. Die Betrüger machen sich beim e-SIM-Swapping einen Mechanismus bei einigen Mobilfunkanbietern zunutze, der eigentlich den Kunden helfen soll, erklärt das LKA Niedersachsen gegenüber dpa.

Online könne man dort, nur unter Angabe der Telefonnummer, einen Log-In-Code anfordern, mit dem sich das Kundenkonto öffnen lasse. Wenn dieser Code dann wie im Beispiel aus Brandenburg am Telefon an die Kriminellen weitergegeben wird, ist das Konto beim Mobilfunkanbieter geknackt.

Kriminelle erstellen bei Betrugsmasche elektronische SIM-Karte auf eigenem Handy

Dort können die Verbrecher sich dann eine elektronische SIM-Karte erstellen und auf ihrem eigenen Gerät installieren. Doch damit nicht genug: Da manche Onlinebanking- und E-Mail-Konten mit der Handynummer verknüpft sind, öffnet der „SIM-Tausch“ auch hier Kriminellen Tür und Tor. Das LKA Niedersachsen spricht dpa gegenüber in diesem Fall von einem „Totalschaden“ für die Betroffenen. Denn auch dem Zurücksetzen weiterer Online-Konten steht dann nichts mehr im Weg.

Die Polizei hat für die Prävention eines solchen Betrugs einige Tipps:

  • Bei Anrufen, in denen Sie aufgefordert werden persönlicher Daten, Passwörtern oder Codes anzugeben, sollten Sie immer skeptisch sein.
  • Zur Not unterbrechen Sie das Telefonat, um direkt bei der Organisation oder dem Institut nachzufragen, von dem Sie angeblich angerufen werden.
  • Sprechene Sie in der Familie oder mit fachkundigen Bekannten darüber und lassen Sie sich über solche Betrugsversuche informieren.

Betroffenen, die wirklich schon in die Falle der Betrüger getappt sind, rät das LKA laut dpa, alle Online-Konten genauestens zu checken. Dabei sei es wichtig, Schritt für Schritt das Vorgehen zu dokumentieren, Screenshots zu machen und schließlich mit dem gesammelten Material zu einer Polizeidienststelle in der Nähe zu gehen, um Anzeige zu erstatten.

Auch vor einer neuen Betrugsmasche beim Online-Shopping sollten sich Verbraucher in Acht nehmen. (pkb)

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