Präsident in Teilzeit: Biden will nach TV-Fiasko auf Abendtermine verzichten – wegen Müdigkeit
Geständnis nach Aussetzern im TV-Duell gegen Trump: Joe Biden will seine Abendtermine reduzieren. Denn dann holt ihn die Müdigkeit ein.
Washington D.C. – Nach dem desaströsen TV-Duell will Präsident Joe Biden wohl künftig seine Abendtermine beschränken. Als ältester Präsident der USA scheint er gerade in den Abendstunden nicht mehr ganz fit zu sein. Dies soll der Präsident bei einem Treffen den demokratischen Gouverneurinnen und Gouverneuren mitgeteilt haben, wie die New York Times und CNN unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen berichten.
Bereits kurz nach dem TV-Duell berichtete Axios, dass der Präsident vor allem zwischen 10.00 Uhr am Morgen und 16.00 Uhr am Nachmittag am leistungsfähigsten sei, wie anonyme Quellen aus Bidens Umfeld Axios mitgeteilt hätten. Deshalb sind die Wahlkampfveranstaltungen des Präsidenten auch überwiegend während diesem Zeitfenster geplant, wie es weiter heißt. Das Treffen mit den Gouverneurinnen und Gouverneuren scheint nun ähnliches zu bestätigen.
Nach Fiasko beim TV-Duell: Biden will weniger Abendtermine vor US-Wahl – wegen Gesundheit?
Außerdem habe er nach dem TV-Duell angekündigt, dass er mehr schlafen und weniger arbeiten müsse, weshalb er nach 20:00 Uhr keine Veranstaltungen und Abendtermine mehr ansetzen werde. Viele Gouverneure hätte Bidens Bemerkung verärgert, wie es auf CNN heißt. Jedoch forderte keiner der Gouverneure Biden direkt auf, sich vom Präsidentschaftswahlkampf zurückzuziehen und einem jüngeren Demokraten die Zügel zu überlassen.

TV-Duell mit Trump: Bidens Ausfälle häufen sich
Doch bereits vor der Debatte mit Donald Trump sollen sich Bidens Ausfälle gehäuft haben, wie die New York Times in einer Analyse schreibt. In den Wochen vor dem TV-Duell hatte Biden einen harten Monat. Zweimal war er in Europa – einmal beim Gedenktag zum D-Day in Frankreich, dann in Italien beim G7-Gipfel. Und zwischendurch wieder in Kalifornien bei einer Spendenveranstaltung.
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Nach zwei Tagen Pause fing er an, sich auf die Debatte mit Trump vorzubereiten. Am Tag selbst, wenige Minuten nach Beginn des TV-Duells, teilte sein Team dann mit, er habe eine Erkältung. Biden erklärte nach der Debatte, die vielen Reisen hätten ihn erschöpft. „Ich war nicht gerade schlau. Ich hatte mich dazu entschlossen, ein paar Mal durch die Welt zu reisen.“ Biden fügte hinzu: „Ich hab nicht auf mein Team gehört, kam zurück und auf der Bühne schlief ich ein.“
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Doch auch im Vorfeld der Debatte hatte Biden auf seinen Reisen Aussetzer. So zum Beispiel beim D-Day Gedenktag in der Normandie am 6. Juni. Am Tag darauf verwechselte er Details über die Ukraine-Hilfen beim Treffen mit Wolodymyr Selenskyj. Darauf folgten einige weitere kleine Vorfälle, bei denen der Präsident seinen Gedankengang zu verlieren schien. Doch alles in allem beschrieben seine Verbündeten und auch andere Staatsmänner ihn als fit im Vorfeld der Debatte.
Biden mit Auftritten nach dem TV-Duell mit neuer Energie: Interview auf ABC News muss überzeugen
Doch gerade beim TV-Duell konnte Biden ganz und gar nicht überzeugen. Auch Douglas Brinkely, US-Historiker, der sich viel mit den amerikanischen Präsidenten beschäftigt, äußerte sich mit Sorge gegenüber der New York Times: „Man muss nicht mit Joe Biden im Oval Office sitzen, um zu erkennen, dass er in den letzten zwei Jahren abgebaut hat. Es gibt einen sichtbaren Unterschied.“
Seit dem Auftritt bei CNN versucht Biden tunlichst zu beweisen, dass seine mentalen Fähigkeiten nach wie vor ausreichen, um das Amt des amerikanischen Präsidenten souverän zu bekleiden. Nur einen Tag nach der Debatte schien Biden bei einer Wahlkampfveranstaltung in Raleigh, North Dakota voller Energie.
Nach Patzer bei TV-Duell: Biden stellt sich einem neuen Interview
Um die Wählerschaft wieder auf seine Seite zu ziehen, wird sich Biden am Freitag (5. Juli) auf ABC News George Stephanopoulos Fragen stellen. Nachdem das Interview ursprünglich für den Sonntag angesetzt war, drängt die Zeit. Biden und sein Team müssen sowohl die Demokraten als auch potenzielle Wählerinnen und Wähler von einem Überzeugen: Der 81-Jährige kann auch weitere vier Jahre die USA führen. (sischr/dpa)