Streit um Mikrofone vor TV-Duell – Trump-Team will Regeln für Debatte in „fiesestem“ Sender festlegen
Das TV-Duell gegen Biden konnte Trump klar für sich entscheiden. Will sein Team vor der US-Wahl deswegen die gleichen Regeln bei einer Debatte gegen Harris?
Washington, D.C. – Dass ein TV-Duell zwischen Donald Trump und seiner demokratischen Konkurrentin Kamala Harris stattfinden wird, steht so gut wie fest. Beide haben bereits ihre Bereitschaft bekundet, vor der US-Wahl 2024 sich in einer Debatte im Sender ABC zu messen. Nun gilt es noch, die Rahmenbedingungen für das heiß erwartete Duell zu stecken.
Doch im Gegensatz zum TV-Duell mit dem vorherigen Präsidentschaftskandidaten und amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, spricht sich Trumps Wahlkampfteam diesmal für eine Stummschaltung der Mikrofone aus, wenn der andere Kandidat seine Argumente vorträgt. Als diese Regelung im Wahlkampf 2020 zum ersten Mal eingeführt wurde, sprach die Trump-Kampagne noch von einer „voreingenommenen Kommission“, die „ihrem bevorzugten Kandidaten Vorteile verschaffen würde“, berichtete der Spiegel. Woher kommt nun der Sinneswandel?

Trump ist „gestört“ – Trumps Team ändert die Strategie vor TV-Duell zu US-Wahl mit Harris
Dass das Wahlkampfteam um Donald Trump nun auf eine Debatte setzt, die durch Stummschaltungen geregelter ablaufen soll, könnte mit den Vorwürfen der Demokraten zusammenhängen, Trump habe sich nicht unter Kontrolle. Michael Tyler, der Kommunikationsdirektor der Harris-Walz-Kampagne, nannte Trump in einem Interview mit dem US-Sender MSNBC „unhinged“, was auf Deutsch so viel wie „gestört“ bedeutet.
Die Taktik der Demokraten scheint in diesem Wahlkampf vor allem darin zu bestehen, Trump und seine Anhänger unter den Republikanern zu diskreditieren. Die Kampagne bezeichnet Trump und seinen Vize J. D. Vance regelmäßig als „weird“, also komisch oder seltsam. So sagte beispielsweise Tim Walz, der Vize unter Kamala Harris: „Die Republikaner sind einfach weird. Aber wir haben keine Angst vor komischen Menschen. Sie sind uns ein bisschen unheimlich, aber wir sind nicht ängstlich.“
Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete, zeigen die Sticheleien bereits Wirkung. Allen voran würde Trump selbst empfindlich auf die Bezeichnung reagieren. „Niemand hat mich je als seltsam bezeichnet. Ich bin vieles, aber seltsam bin ich nicht. Und ich bin ganz offen. Und er (J. D. Vance) ist es auch nicht, das kann ich Ihnen sagen. J. D. ist es überhaupt nicht.“ Das sagte Trump bei einem Gespräch mit dem konservativen Radiomoderator Clay Travis.
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„Trump außer Kontrolle“ – Trump-Team will wohl Menschen vor US-Wahl nicht vergraulen
„Der Grund, warum sie sagt, man solle die Mikrofone stummschalten, ist, dass Trump außer Kontrolle ist“, sagte die demokratische Strategin und politische Analystin Ameshia Cross gegenüber der BBC. Mit seinen verbalen Attacken gegen Harris schrecke der Republikaner potenzielle Wählerinnen und Wähler ab. Vor allem bei Frauen und unentschiedenen US-Bürgerinnen und US-Bürgern befürchte seine Partei herbe Verluste. Zudem findet die Debatte im Bundesstaat Pennsylvania statt – einem wichtigen Swing State, in dem sich die Kandidaten nicht leisten können, Wählerinnen und Wähler zu vergraulen.
Doch vielleicht ist genau das der Grund, weshalb sich die Wahlkampfkampagne um Harris und Walz gegen das Stummschalten der Mikrofone ausspricht. „Wenn man bedenkt, wie erschüttert er von ihr zu sein scheint, neigt er sehr zu maßlosen Ausbrüchen und (...) ich denke, die Kampagne möchte, dass die Zuschauer [das] hören“, so eine mit den Verhandlungen um das TV-Duell vertraute Person gegenüber Politico.
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Trump selbst scheint derweil wenig von stumm geschalteten Mikrofonen zu halten. „Mir ist es egal. Mir wäre es wahrscheinlich lieber, wenn sie [die Mikrofone, A.d.R] an sind“, zitiert ihn CNN vom vergangenen Montag (26. August) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Virginia. Damit widerspricht der ehemalige Präsident direkt den Bemühungen seiner Kampagne.
Harris will „viralen Moment“ – Republikaner greifen Trump-Gegner vor TV-Duell scharf an
Die Republikaner gehen wegen der Forderung des Harris-Walz-Lagers, die Mikrofone nicht stummzuschalten, ebenfalls zum Angriff über. Der Vorwurf lautet, dass Harris nicht an Inhalten, sondern öffentlichkeitswirksamen Momenten interessiert sei. „Sie sind unsicher, ob sie bei einer Debatte um Inhalte gewinnen können, also suchen sie nach einem Weg, einen viralen Moment zu haben“, sagte der republikanische Stratege Ford O‘Connel gegenüber der BBC.
Möglicherweise verspricht sich das Trump-Lager nach der TV-Debatte gegen Biden, dass das Ergebnis ähnlich positiv für den Ex-Präsidenten ausfallen könnte. Biden entfachte mit seinem schwachen Auftritt eine Diskussion über seine Eignung als US-Präsident und trat wenige Wochen danach von einer erneuten Kandidatur zurück. Vielleicht hoffen Trumps Mitarbeiter auf einen ähnlichen Effekt – wobei Harris einen deutlich gefassteren Eindruck macht als ihr 81-jähriger Vorgänger.
Trump vor US-Wahl: Regeln für TV-Duell mit Harris in „fiesestem“ Sender bereits festgelegt
Laut Trump habe man sich ohnehin schon auf die Regeln für eine Debatte festgelegt. In einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“ schrieb der Ex-Präsident: „Ich habe eine Vereinbarung mit den radikalen linken Demokraten für eine Debatte mit der Genossin Kamala Harris getroffen. Sie wird am Dienstag, dem 10. September, in Philadelphia, Pennsylvania, live auf ABC FAKE NEWS, dem mit Abstand fiesesten und unfairsten Nachrichtensprecher der Branche, übertragen“.
Das Team um Kamala Harris gab laut New York Times allerdings an, dass noch einige Fragen offen seien. Trump behaupte zwar, dass die Regeln für die Debatte „dieselben sein werden, wie bei der letzten CNN-Debatte“, ob die Mikrofone nun stummgeschaltet werden oder nicht, stehe jedoch noch nicht fest. (nhi)