„Genauso schlimm wie Trump“: US-Linke wenden sich von Biden ab
Joe Biden strebt in den USA eine zweite Amtszeit als Präsident an. Doch der Demokrat kämpft mit großen Problemen. Ein Grund ist der Krieg in Israel.
Washington, D.C. – Joe Biden will es noch einmal wissen. Vor dem Wahljahr 2024 lässt der US-Präsident keinen Zweifel daran, dass er auch bei der US-Wahl 2024 erneut antreten wird. Sein Vorhaben scheint gewagt. Die Begeisterung für Biden hielt sich schon im Sommer in Grenzen, wie ein Blick auf die damaligen Umfragen zeigt. Doch der Krieg in Israel hat Bidens Lage weiter verschlechtert.
Die Kritik aus dem progressiven Lager nimmt derzeit quasi täglich zu. Vor allem Bidens eher rigorose Unterstützung für Israel stößt angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer unter den Palästinensern auf immer mehr Kritik. Schon jetzt ist klar, dass er mit seiner Haltung zahlreiche Menschen in den USA nachhaltig vergrätzt hat.

Joe Biden erntet ärger von links: „Ist bereits ein Diktator“
Ein Beispiel unter vielen ist die prominente Aktivistin Brittany „Bree“ Newsome. Die 38-Jährige wurde in den USA berühmt, als sie im Juni 2015 im US-Bundesstaat South Carolina die umstrittene Flagge der Konföderierten vor einem Regierungsgebäude entfernte. Mit ihrer Meinung hält sich auch heute nicht hinterm Berg. Aktiv ist sie derzeit vor allem in den sozialen Medien.
Ein Beitrag vom 27. Dezember spricht für sich selbst: „Biden ist bereits ein Diktator, Leute. Unter Biden herrscht bereits Faschismus“, schrieb Newsome auf der Online-Plattform X. Die Meinung des Volkes werde völlig ignoriert, weil Biden nicht darauf achte, was die Öffentlichkeit denke. „Hauptsache, er kann die Macht behalten.“
Bidens Haltung zum Krieg in Israel kommt bei linken Demokraten nicht gut an
Ihr Beitrag kommt allerdings nicht unerwartet. Schon seit Wochen macht sie Stimmung gegen Biden und spricht sich vehement gegen eine zweite Amtszeit des Präsidenten aus. Dabei wird Newsome nicht müde, die proisraelische Haltung des Präsidenten zu kritisieren. Rundheraus beschuldigt sie ihn, einen Völkermord an den Palästinensern zu finanzieren.
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Das mag als Einzelstimme abgetan werden können. Zu bedenken ist allerdings, dass Newsome auf der Plattform immerhin rund 460.000 Follower hat. Und ihre Beiträge werden dort entsprechend eifrig diskutiert.
Newsome ruft mit ihren Beiträgen auch Kritik hervor. Vor allem ein Aspekt kam nicht unbedingt gut an: dass Newsome die Biden-Regierung mit dem Begriff „Faschismus“ verband. Es gebe viele Gründe, Biden zu kritisieren, schrieb zum Beispiel Cornell-Professor Spencer Beswick. „Aber ihn einen Faschisten zu nennen, ist unglaublich töricht.“ Newsomes Aussage unterschätze drastisch die tatsächliche Bedrohung, die der Faschismus darstelle. Andere Follower gaben Newsome aber recht.
Und wie steht Newsome zu Bidens möglichem Herausforderer Donald Trump? Ob Trump gewählt wird, scheint ihr egal: Biden sei genauso gefährlich wie Trump, schrieb sie in einer Antwort auf einen Beitrag eines Nutzers, der die Demokraten als „böse“ bezeichnete. Mehr noch: Biden habe schon mehr Menschenleben gekostet als Trump.
Joe Biden ist bei jungen Leuten in den USA unpopulär
Newsome ist nur eine Stimme unter vielen in den USA. Doch es ist klar, dass die Nahostpolitik Joe Biden bei der US-Wahl 2024 zum Verhängnis werden könnte. Um das besser zu verstehen, ist ein Blick auf eine aktuelle Umfrage hilfreich. Eine Erhebung der New York Times und des Siena College zeigt deutlich, dass die Menschen in den USA die Art und Weise, wie Biden mit dem Krieg in Israel umgeht, eher missbilligen.
Das ist für Biden eine schlechte Nachricht. Noch problematischer wird es, wenn man sich anschaut, welche Stimmung bei den jungen Leuten im Alter von 18 bis 29 Jahren vorherrscht. Die Bevölkerungsgruppe ist für Biden besonders wichtig, da sie traditionell den Demokraten nahesteht. Das Ergebnis ist für Biden verheerend: Fast drei Viertel der Befragten missbilligen die Art und Weise, wie Biden den Krieg in Israel handhabt.
Krieg in Israel könnte Joe Biden die US-Wahl 2024 kosten
Die Frage ist, wie Biden auf die Kritik reagieren wird. Seine Stärke besteht im Grunde darin, alle Flügel der Demokraten hinter sich zu vereinen. Als sich die demokratische Partei nach links bewegte, bewegte er sich ebenfalls nach links. Sollten sich immer mehr Demokraten für einen Waffenstillstand und die Auferlegung von Bedingungen für die Militärhilfe einsetzen, könnte es sein, dass Biden am Ende dieser Meinung folgt. Stimmen wie die von Bree Newsome wird er aber wohl nicht zurückgewinnen können. (cs)