Was das Essen von Pudding mit Gabeln über die Gen Z und ihre Sehnsucht verrät

Ein neuer Trend macht in Deutschland die Runde: Junge Leute treffen sich, verputzen klebrige Süßspeisen – allerdings mit Gabeln! – und feiern sich dafür in den sozialen Medien. Kann man machen. Es ist albern, sinnfrei und offenbar genau das, was die Zeit gerade braucht: ein bisschen Spaß in einer Welt, die sonst ständig Sinn verlangt.

Denn das ist ja das Paradoxe an der Generation Z: Auf der einen Seite stellt sie so konsequent wie keine Generation zuvor die Sinnfrage – im Job, im Leben, bei Marken, in der Politik. „Greenwashing geht gar nicht“, sagte mir kürzlich eine Personalchefin eines DAX-Konzerns. Wenn jemand bei der Frage nach „sozialem Engagement im globalen Süden“ von „der dritten Welt“ spricht, ist das Bewerbungsgespräch praktisch vorbei. Die Gen Z meint es ernst – mit Haltung, mit Nachhaltigkeit, mit Sinn. Und das ist gut so.

Generation Z zwischen Sinnsuche und Spaßkultur

Wissenschaftlich belegt ist: Viele Ältere wissen längst nicht mehr, warum sie tun, was sie tun. Die Jüngeren wollen das anders machen. Sie wollen wissen, wofür sie morgens aufstehen. Wer das „Warum“ verstanden hat, arbeitet motivierter – das gilt für den Beruf genauso wie fürs Leben. Und dafür muss man sie auch loben: Die Gen Z will gestalten, nicht bloß funktionieren. Sie hat die Zukunft schließlich noch vor sich.

Und dann kommt da dieses Pudding-Essen mit Gabeln. Man könnte sagen: „Wie sinnlos!“ Oder man schaut genauer hin. Jugendforscher Simon Schnetzer etwa sieht dahinter „etwas sehr Echtes“: eine Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach echter Begegnung, nach einem kurzen Durchatmen in einer Welt, die ständig Leistung verlangt. Vielleicht ist der Pudding also gar nicht der Witz, sondern das Miteinander drumherum. Echt?

TikTok-Trend mit sozialem Unterton: Pudding, Gabeln und Gemeinschaft

Auf TikTok feiern internationale Nutzer den Trend. „Die Deutschen!“, schreibt jemand, „endlich sind sie mal witzig!“ Sonst gelten wir ja eher als humorloses Volk mit Hang zur Ordnung. Und da sitzen sie nun, die jungen Deutschen, auf Parkwiesen, mit Plastikbechern und Gabeln bewaffnet, lachen, filmen, posten. Es ist skurril, sympathisch – und vielleicht ein kleiner Imagegewinn für das Land der Bürokratie.

Natürlich kann man fragen: Muss das wirklich sein? Plastikmüll, klebrige Hände, und am Ende landet alles auf Instagram. Aber vielleicht ist genau das der Punkt: ein Ventil, das weder demonstriert noch missioniert. Ein kleines, süßes „Wir sind auch noch da“. Kein Protestmarsch, kein Hashtag mit moralischem Zeigefinger, einfach nur gemeinsames Löffeln – pardon: Gabeln.

Ernsthaftigkeit trifft Leichtigkeit: Warum Pudding auch Politik sein kann

Wer die Generation Z verstehen will, muss diese Gegensätze aushalten. Einerseits ist da der große Anspruch: Alles soll Sinn haben, alles soll Haltung zeigen. Andererseits das Bedürfnis, sich auch mal treiben zu lassen. Vielleicht ist dieser Pudding-Moment ein symbolischer Befreiungsschlag von der eigenen Ernsthaftigkeit.

Denn wer ständig „Purpose“ lebt, darf auch mal „Pudding“ sein. Es wäre zu einfach, hier nur Spott zu sehen. Vielleicht ist dieser Unsinn genau das, was eine überforderte Generation gerade braucht: gemeinsames Lachen – ohne Message, ohne moralische Fallhöhe.

Vom Trend zur sozialen Begegnung: Wenn Pudding gegen Einsamkeit hilft

Und Hand aufs Herz: Auch frühere Generationen hatten ihre schrägen Trends. Wir haben Diddl-Mäuse gesammelt, Tamagotchis gefüttert und mit Hula-Hoop-Reifen um die Wette gewackelt. Jede Zeit hat ihren Unsinn – der heutige ist halt digital dokumentiert.

Dass sich so viele junge Menschen in Parks treffen, ist auch ein Zeichen für etwas anderes: das Bedürfnis nach echter Begegnung. Studien zeigen, dass sich mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland einsam fühlt. Das gemeinsame Puddingessen mag sinnlos erscheinen, aber vielleicht ist es ein Versuch, diese Einsamkeit zu überlisten – wenigstens für einen Nachmittag.

Generation Z: Humorvoll, idealistisch – und bereit für mehr

Und wenn dabei weltweit darüber gelacht wird, dass Deutsche Humor haben, ist das doch schon fast ein sozialpsychologisches Wunder. Bleibt nur die Frage: Was kommt nach dem Pudding? Wenn das gemeinsame Gabeln schon der Beginn echter Begegnung ist, warum nicht einen Schritt weitergehen? Wie wäre es, wenn beim nächsten Mal jemand Müllsäcke mitbringt und man den Park danach gemeinsam aufräumt? Oder wenn man nach dem Pudding ein Seniorenheim besucht und dort ein bisschen Freude verteilt?

Das wäre dann: Spaß plus Haltung. Sinn und Unsinn, vereint in einem Becher. Denn: Wir brauchen euch, liebe Gen Z. Mit eurer Energie, eurem Idealismus, eurem Humor. Ihr habt die Kraft, Dinge zu verändern – und die Freiheit, auch mal Blödsinn zu machen. Vielleicht ist das sogar die gesündeste Form des Aktivismus: ab und zu loslassen, um danach wieder anzupacken.

Wenn ihr also die Welt retten wollt, dann fangt ruhig beim Nachtisch an. Aber bitte nicht nur dort.