Lars Klingbeil lässt nicht locker. Der Finanzminister sucht unermüdlich nach Wegen, wie er die Staatskasse füllen kann – ohne es beim Namen zu nennen. Steuererhöhung klingt schließlich unsexy.
Also tarnt man das Ganze als Gesellschaftsreform. Diesmal geht es Familien an den Kragen: Das Ehegattensplitting soll fallen.
FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer hat im Podcast "Der schwarze Kanal" wenig Verständnis für diese Rhetorik:
"Also wenn er sich durchsetzen würde, wäre das, glaube ich, die größte Steuererhöhung der deutschen Nachkriegsgeschichte."
Doch statt zuzugeben, dass es darum gehe, das Haushaltsloch zu stopfen, liefert Klingbeil das Argument mit den "überholten Rollenbildern".
"Es hat einen gesellschaftlichen Mehrwert, wenn wir euch in die Tasche greifen", witzelt Fleischhauer.
Fleischhauer: Klingbeil verscherzt es sich mit Familien und seiner Partei
Besonders pikant findet der Kolumnist, dass Klingbeil mit dem moralischen Zeigefinger winkt:
"Überholtes Rollenbild heißt doch wohl: 'So wie ihr lebt, das ist nicht nach sozialdemokratischen Werten. So darf man heute nicht mehr leben.'"
Damit dürfte der Finanzminister Millionen Paare gegen sich aufbringen, die bewusst so leben: Einer verdient, einer kümmert sich um die Kinder.
Ob es klug ist, genau diese Wählergruppen vor den Kopf zu stoßen, bezweifelt Fleischhauer.
"Eine Partei, die kurz vor der Einstelligkeit steht. Ich weiß nicht, ob das ein smarter Move ist, dreieinhalb bis vier Millionen Leuten noch mal zu sagen: 'Also ihr habt das Licht der Aufklärung noch nicht gesehen. Wir Sozialdemokraten führen euch jetzt in die Zukunft'."