Nach Deutschland Eingewanderter ist fassungslos über Bürokratie: „Albtraum“

Ein Social-Media-User teilt seine Erfahrungen als Ausländer in Deutschland, um nach seinem Studium als Ingenieur zu arbeiten. Er spricht laut eigener Aussage gut genug Deutsch, um den „gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen“.

Er schildert in seinem Post detailliert die Herausforderungen, die das Leben in Deutschland erschweren. „Das Leben hier ist kompliziert und stressig. Alles und jeder scheint darauf aus zu sein, mich abzuzocken“, schreibt der Nutzer.

Verwaltungschaos: „Ich dachte zuerst, das wäre Bestechung“

Der Reddit-Nutzer berichtet über die schwierige Terminfindung bei Behörden und die hohen Kosten für Dienstleistungen und Amtsgänge. Online-Terminbuchungen seien zeitaufwendig. Dabei schaden die hohen Kosten nicht nur dem Bürger, sondern auch dem Staat. Der User erinnert sich an einen Behördengang: „Das kostet 300 Euro und dauert einen bis drei Monate, unmöglich zu sagen, wie lange genau.“

Als ihm zum ersten Mal eine „Express“-Dienstleistung angeboten wurde, dachte der User, es handele sich um Bestechung. Dass es sich dabei jedoch um einen regulären Service handelte, macht den Mann wütend: „Ich zahle doch schon Steuern.“

Ein Mann bei einem Termin bei der Ausländerbehörde.
Als der Mann persönlich beim Amt seine Identität bestätigen wollte, wurde er fast herausgeworfen (Symbolbild). Getty, mediaphotos

Mehr als nur Bürokratie: Deshalb verzweifelt der Mann an Deutschland

Doch der Zustand der Verwaltung in Deutschland ist nicht alles. Viele weitere Probleme sorgen dafür, dass der Auswanderer sich hier „verloren und gestresst“ fühlt. Es gehe ihm bei seinem Post nicht darum, Deutschland zu beleidigen: „Das sind einfach meine Gefühle“, schreibt er in dem Internetforum.

  • Einschleimen für „Ein-Zimmer-Käfig“: Bei der Wohnungssuche in München musste der Expat teilweise vertrauliche und erniedrigende Fragen über sich ergehen lassen. Er beschreibt das als „Albtraum“ und müsse seine „Seele verkaufen“ für einen „Ein-Zimmer-Käfig“.
  • „Laufen wie auf Eierschalen“: Ständig habe er das Gefühl, die Menschen wollten ihn abzocken. Das betrifft hohe Kosten für Handwerker oder Verträge für Internet und Telefon. Der Nutzer müsse aufpassen, sonst werde er „vom Leben hier selbst ausgeraubt“.
  • „Ortsgebunden“ sein: Der Nutzer geht in seinem Post auf den Vorwurf ein, er könne einfach in seine Heimat zurückkehren. Doch seine Eltern hätten ihn während seines Studiums unterstützt und er müsse nun etwas zurückgeben. Es sei „alles nicht so einfach, ich bin jetzt ortsgebunden.“

Umfragen belegen: Deutschland ist kein Traumziel, sondern Wettbewerbsnachteil

Mit seinen Erlebnissen ist der Mann nicht alleine. Dies zeigt das Expat-Ranking von Internations. Bei der Umfrage unter den Mitgliedern des Auswanderer-Netzwerks belegte die Bundesrepublik im Jahr 2024 nur Platz 50 von 53 Ländern. 

Eine OECD-Studie unter ausländischen Fachkräften in Deutschland hat außerdem ergeben, dass 40 Prozent der Befragten in Deutschland mit Rassismus und Diskriminierung kämpfen müssen. 

Arbeitsmarktexperte Enzo Weber zieht ein ernüchterndes Fazit. Deutschland habe wegen langer Anerkennungszeiten für ausländische Abschlüsse und der komplexen Bürokratie einen Wettbewerbsnachteil im globalen Vergleich. Dabei braucht das Land mehr denn je qualifizierte Einwanderer. Sonst könnte die arbeitende Bevölkerung in den 2030er Jahren um 7,9 Millionen schrumpfen.