Klimaentscheid in Hamburg wird für Fleischhauer zum Bumerang für die Neubauer-Fans

Hamburg will fünf Jahre früher klimaneutral werden - 2040 statt 2045. Für Fridays for Future, Luisa Neubauer und die Grünen ein Riesenerfolg. Für FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer ein gefährlicher Irrtum.

"Wenn die jetzt im Ernst anfangen, Hamburg umzubauen, mit allen Kosten und sozialen Verwerfungen, dann wird das das Negativbeispiel sein und die Klimabewegung Jahre zurückwerfen", sagt Fleischhauer im Podcast "Der Schwarze Kanal". 

Seine These: Der Jubel von heute wird zum Bumerang, sobald klar wird, was die Entscheidung praktisch bedeutet. Finanziell, sozial und politisch.

Klimaentscheid als "soziales Sprengprogramm"

Denn der Volksentscheid sei nicht nur ein ökologisches Experiment, sondern auch ein soziales. "Die Zivilgesellschaft lebt in Eppendorf, Harvestehude, Eimsbüttel. Da, wo man eh schon auf dem Lastenfahrrad sitzt. Wo sie nicht lebt, ist in den Außenbezirken, in Harburg oder Wandsbek", sagt Fleischhauer. 

Die Entscheidung sei also vor allem eine der Besserverdienenden. "Bittere Nachricht für jede Krankenschwester, die mit ihrem Drei-Liter-Lupo unterwegs ist. Die kann sich schon mal abmelden. Das ist natürlich auch ein soziales Sprengprogramm allererster Güte."

Schadet der Zukunftsentscheid der Klimabewegung?

Und dann die Kosten: Hamburg stellte schon mal klar, dass es die finanzielle Belastung nicht ohne fremde Hilfe stemmen könne. Geht jetzt die Rechnung in Form des Länderfinanzausgleichs an Bayern? 

Fleischhauer winkt ab: "Ich glaube, da macht der Markus Söder nicht mit. Bislang war Hamburg noch eines von vier Geberländern. Das kippt jetzt."

Während Bürgermeister Peter Tschentscher beschwichtigt, dass bis 2030 alles beim Alten bleibe, glaubt Fleischhauer nicht an Abtauchen. "So läuft das nicht. Wenn das bindend ist, muss es umgesetzt werden."

Sein Fazit: "All eyes on Hamburg." Es werde das Vorzeige-Beispiel, an dem man sehen wird, wie es eben nicht geht.