Sparmaßnahmen: Das Kemptener Kulturamt hat es nicht leicht

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Wird das Kempten-Museum im Zumsteinhaus an den besuchsschwachen Tagen Dienstag und Mittwoch schließen müssen? © Foto: Stadt Kempten/Karl Jena

Kempten schnallt den Gürtel enger: Bei den Haushaltsberatungen ging es auch um den Etat des Kulturamtes. Für Diskussion sorgten Schließtage im Kempten-Museum.

Kempten – Laut Kulturamtsleiter Martin Fink wurde der Haushalt des Kulturamtes in zwei Phasen erstellt. Im August 2024 erfolgte die Aufstellung unter klarer Vorgabe für Kosteneinsparungen und einem geringeren Zuschussbedarf als in den Vorjahren. Im September kamen weitere Kürzungsvorgaben, um einen genehmigungsfähigen Haushalt zu erreichen. Dabei wurden erneut etwa 300.000 Euro sowie 150.000 Euro bei der Volkshochschule (VHS) eingespart. „Die Kürzung der Gelder VHS geht nicht, ansonsten kann man sie schließen“, sagte Fink bei den Haushaltsberatungen. Es bleibt abzuwarten, welche Lösung es geben wird.

Auch andere Bereiche müssen kürzer treten: Die Gebühren in der Bibliothek wurden von 18 auf 20 Euro für Erwachsene erhöht. Der Archäologische Park Cambodunum (APC) ist besser besucht als erwartet, daher wurde eine Anpassung der Eintrittsgelder nach oben vorgenommen. Der internationale Museumstag fällt aus. Im Stadtarchiv wird die Entsäuerung der Familienakten abgeschlossen, weitere Entsäuerungen werde es nicht geben. Zeitzeugengespräche können nur eingeschränkt fortgesetzt werden.

Wegen der Sparmaßnahmen sind weniger Konzerte geplant

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wird es auch Einschränkungen geben. Der APC-Sommer findet außerdem nicht statt, die Picknickkonzerte werden gestrichen. Der Katalog der Kunstausstellung zur Allgäuer Festwoche bleibt, ihre Vernissage findet im Kornhaus statt, weil keine Kosten anfallen, auf Häppchen wird bei der Veranstaltung verzichtet.

Die im Marstall vorgesehene Ausstellung „Rom lebt“ kann aufgrund von Brandschutzbestimmungen nicht durchgeführt werden. Die dafür zunächst vorgesehenen Haushaltsmittel in Höhe von circa 170.000 Euro wurden gestrichen. Stattfinden werden APC-Ausgrabungen, die drittmittelfinanzierten Projekte „Courage“ sowie „Butter, Vieh, Vernichtung“. Die Technik der Erasmuskapelle geht kaputt und muss erneuert werden, ansonsten droht die Schließung. Es wird keinen neuen Werbeauftritt geben.

Kempten-Museum öfter geschlossen?

Im Zumsteinhaus werden schlechter besuchte Führungen nicht fortgeführt. Künftig wird es dort nur noch eine Sonderausstellung im Jahr geben. Auf Publikationen wird verzichtet. Planungen für Workshops werden künftig aus dem eigenen Portfolio geschöpft und es wird weniger mit externen Auftragnehmerinnen und -nehmern gearbeitet.

In der Kunsthalle werden im kommenden Jahr für die Ausstellungen weniger Honorarkräfte beschäftigt, da diese Geld kosten, und es werden keine Ausstellungen/Projekte wie „Intelligente Landschaften“ stattfinden.

Bis Ende Oktober wurden erstmals über 108.000 Besucherinnen und Besucher in den Museen gezählt. Fink erläuterte, dass das Amt jährlich circa 200.000 Euro über Sponsoren und Stiftungen erhält. Für ihn hat das Kulturamt auch Pflichtaufgaben, was gerne als freiwillige Aufgaben angesehen werde.

Die Nachbesetzungssperre bereitet dem Amt große Probleme. Im Kempten-Museum müssen ständig vier Personen vor Ort sein. „Das ist Auflage des Brand- und Evakuierungskonzeptes“, so Dr. Christine Müller Horn, Leiterin der Kemptener Museen. Auf Nachfrage von Andreas Kibler (FW) erläuterte sie, dass das an der fehlenden elektronischen Durchsageanlage liege. Was bei Kibler auf Unverständnis stieß. Das Zum­steinhaus werde man an besucherschwachen Tagen (Dienstag und Mittwoch) schließen müssen. „Da stellt sich dann bei weiteren Schließtagen die Frage, ob wir noch ein berufsmäßiges Museum sind. Wenn nicht, werden uns Fördergelder gestrichen“, so Müller Horn.

Für Annette Hauser-Felberbaum ist es Unsinn, wenn man ein Museum nicht öffnen kann. Sie beharrte darauf, dass die Ausstellung „Rom lebt“ 2025/2026 durchgeführt wird. Sie habe ja auch einen Sonderpreis für die Ausstellung herausgehandelt. Hinsichtlich des Marstalls warte sie auf eine Entscheidung des Baureferenten Tim Koemstedt.

Personalkosten werden hinterfragt

Helmut Berchtold (CSU) fragte, warum die Personalkosten so hoch sind, obwohl weniger gemacht wird. „Es wird weiterhin ein kulturelles Leben geben und Veranstaltungen, die uns nichts kosten“, so Fink. Im Kulturamt sind 70 Personen beschäftigt, davon 45 im Schichtdienst, um die Häuser zu betreiben. „Derzeit sind zwei Stellen mit 56 Stunden wegen der Nachbesetzungssperre nicht besetzt und das hat Auswirkungen auf die Öffnungszeiten von Museum und Erasmuskapelle“, so Müller Horn.

Auf Nachfrage, warum nicht mehr Ehrenamtliche eingesetzt werden, erläuterte sie: „Weil wir Profihäuser sind, benötigen wir professionell ausgebildetes Personal, das können Ehrenamtliche nicht leisten.“

Abschließend wies Dr. Richard Schießl, Referatsleiter Wirtschaft, Kultur und Verwaltung darauf hin, dass es keinen Bereich gebe, in dem jemand unnütze Arbeit verrichtet. Zur Nachbesetzungssperre erläuterte er, dass sich die Referenten und der OB mit jedem Nachbesetzungsantrag befassen. Dort wo für die Auftragserfüllung eine Nachbesetzung unabdingbar ist, wird es sie wohl geben.

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