Verkehrsforscher mit drastischer Forderung: Männer sollen Führerschein erst mit 26 machen dürfen
Auf den Straßen herrscht ein Problem, das insbesondere junge Männer verursachen. Ein Experte kommt deshalb mit einem außergewöhnlichen Vorschlag.
Frankfurt – Deutschlands Straßen haben ein Problem mit illegalen Rennen. Alleine im vergangenen Jahr hat das Kraftfahrbundesamt 1733 verbotene Autorennen gezählt. Nicht selten kommen dabei unbeteiligte Menschen zu Schaden. Verursacher ist jedoch meistens eine bestimmte Personengruppe: „Das sind alles Männer“, erklärt der Verkehrsforscher Andreas Knie gegenüber RBB24. Deshalb fordert er, das Alter für männliche Führerscheinanwärter nach oben zu setzen.
„Gilt immer noch als ein Kavaliersdelikt“: Deutschland und das illegale Straßenrennen-Problem
Die meisten illegalen Verkehrsrennen-Teilnehmer seien demnach Männer zwischen 20 und 26 Jahren. Laut Knie „stecken alte archaische Strukturen dahinter und ein längst veralteter Männlichkeitswahn, der da seine Auslebung findet“. Insbesondere würde demnach der Reiz des Verbotenen die jungen Männer dazu verlocken. Zuletzt ließ sich ein Lamborghini-Fahrer in Frankfurt zu einem illegalen Straßenrennen mit einem Audi hinreißen.

Experte Knie will deshalb einen härteren Umgang mit Sündern. Gegenüber IPPEN.MEDIA erklärt Knie: „Wir gehen in Deutschland zu lax mit Raserei und Geschwindigkeitsübertretungen um. Zu schnell zu fahren, gilt immer noch als ein Kavaliersdelikt.“ Er fordert deshalb eine deutliche Verschärfung des Bußgeldkatalogs, „und im Falle illegaler Rennen auf den Straßen sollte der Führerschein für mehrere Jahre entzogen werden können“, so Knie.
Aktuelle Strafen für illegale Straßenrennen
Nach aktueller Gesetzeslage können übrigens auch „Alleinraser“ für ein illegales Straßenrennen verurteilt werden. Folgende Strafen drohen Teilnehmerinnen und Teilnehmern:
- Veranstalter:in oder Teilnehmer:in als Kraftfahrer:in von verbotenem Autorennen: drei Punkte, Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe; Fahrerlaubnisentzug
- Mit Gefährdung: drei Punkte, Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe; Fahrerlaubnisentzug
- Mit Personenschaden: Freiheitsstrafe von ein bis zu zehn Jahren; in minder schweren Fällen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren; Fahrerlaubnisentzug
Quelle: bussgeldkatalog.org
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Experte fordert drastische Führerschein-Maßnahme, wenn sich Situation nicht bessert
Hat Deutschland wirklich ein Testosteron-Problem auf den Straßen? Ganz so spitz würde Kirstin Zeidler es nicht formulieren. Gegenüber tagesschau.de erklärt die Leiterin der Unfallforschung der Deutschen Versicherer: „Für einen Teil definiert die Stärke des Autos ein eigenes Machtgefühl, die anderen unterschätzen schlichtweg mögliche Gefahren“.
So oder so: in letzter Instanz würde Knie auf eine radikale Maßnahme setzen: „Wenn das alles nichts hilft, dann – aber nur dann – sollten wir darüber nachdenken, ob generell erst ab 26 Jahren der Führerschein zu erwerben ist“.
Statistik des Kraftfahrt-Bundeamt: So viele illegale Straßenrennen gibt es in Deutschland
Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gegenüber IPPEN.MEDIA erklärt, wurde im Jahr 2018 erstmals die Anzahl der illegalen Kfz-Rennen nach dem neu geschaffenen § 315d StGB im Rahmen der amtlichen Statistik zu Verkehrsauffälligkeiten ausgewiesen. Die Zahlen zeigen eine erschreckende Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Die Behörde informiert: „Die KBA-Statistik wies im Jahr 2018 127 an das Fahreignungsregister (FAER) gemeldete Verstöße aus. Im Jahr 2020 waren es 907 gemeldete Verstöße. Im Jahr 2022 waren es 1845 eingetragene Straftaten, in 2023 wurden im FAER 1733 Kraftfahrzeugrennen registriert.“ Das sind knapp fünf illegale Autorennen pro Tag, die Dunkelziffer dürfte darüber liegen.

Jedoch geht aus der Statistik nicht genau hervor, wann die Taten begangen wurden, da je nach Dauer der Verfahren relativ viel Zeit zwischen Begehung der Tat und rechtskräftiger Entscheidung und Mitteilung an das KBA vergehen kann. Für 2024 liegen noch keine Daten vor.
Tödliche Folgen nach illegalen Straßenrennen häufen sich
Dennoch handelt es sich bei illegalen Straßenrennen mit gravierenden Folgen längst nicht um Einzelfälle. Erst im September wurde ein Fall vor Gericht verhandelt, bei dem zwei unbeteiligte Kinder 2022 nach einem illegalen Straßenrennen im niedersächsischen Barsinghausen ums Leben gekommen waren. Zunächst hatte das Landgericht Hannover den Täter zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach einer Revision wurde das Urteil jedoch weitgehend aufgehoben, wie der NDR berichtete.
Erst Anfang Oktober ist laut Polizei bei einem mutmaßlichen illegalen Straßenrennen eine 23-jährige Person im Landkreis Aichach-Friedberg ums Leben gekommen. Im Juli sind zwei Menschen bei einem vermeintlichen Straßenrennen auf der A44 ums Leben gekommen, wie die Polizei in einer Mitteilung berichtete. Es sind nur wenige Beispiele von Unfällen, die neben Todesfällen auch eine Vielzahl von schweren Verletzungen provoziert haben. (bk)