Kostenexplosion beim Führerschein: Was Fahrschulen und Politik jetzt fordern
Der Führerschein ist wieder auf der politischen Agenda – besser gesagt, die Kosten dafür. Denn die sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Wir haben bei Fahrschulen im Landkreis nachgefragt, was die Preistreiber sind und was sie von den Lösungsvorschlägen der Politik halten.
Landkreis – Der Führerschein – er ist für viele junge Menschen, gerade auf dem Land, eines der wichtigsten Dinge im Leben. Endlich mobil sein, endlich nicht mehr Mama oder Papa bitten, ob sie einen hierhin oder dorthin kutschieren. Doch für die lang ersehnte Fahrerlaubnis müssen junge Leute heutzutage ganz schön tief in die Tasche greifen: 3800 bis 3900 Euro zahle bei ihm der durchschnittliche Fahrschüler, rechnet Christian Röder von der gleichnamigen Fahrschule in Weilheim vor. Benjamin Brehm, Inhaber der Schongauer Fahrschule Hahn, nennt Durchschnittskosten von 3500 Euro.
Nicht billig. Das haben mittlerweile auch Teile der Politik erkannt und überbieten sich gerade mit unterschiedlichen Ideen, worin die Ursache für den Preissprung zu sehen ist und wie die Führerscheinkosten wieder gesenkt werden könnten. Die Grünen, derzeit (noch) Teil der Bundesregierung, fordern einen staatlichen Führerschein-Zuschuss für Azubis. Die CSU, die im Bund aktuell (noch) in der Opposition ist, schlägt unter anderem den verstärkten Einsatz von Fahrsimulatoren und eine Reduzierung der Prüfungsfragen vor.
Letzteres würde Christian Röder durchaus befürworten. „Es wird bei den Fragen mittlerweile viel zu viel Wert auf Psychologie gelegt“, kritisiert der Weilheimer Fahrschul-Chef: „Und leider zu wenig auf Verkehrsregeln.“
Voll des Lobes für Fahrsimulatoren ist Benjamin Brehm. Er hat seit kurzem einen ganz neuen in seiner Schongauer Fahrschule stehen. Hohe Investitionskosten seien damit nicht verbunden, weil das High-Tech-Teil geleast ist. Das laufe alles über den Verlag, von dem Brehm auch die Lernsoftware bezieht, erzählt er. Zum Reinkommen ins Autofahren sei der Simulator super, so Brehm. „Denn viele Fahrschüler haben Angst am Anfang.“ Wenn es dann wirklich ans Fahren im echten Auto geht, sind viele seiner Fahrschüler viel selbstbewusster und sicherer.
Der Simulator ist übrigens nicht wie ein Computerspiel, sondern absolut realitätsnah: „Zum Beispiel würgt der Simulator auch ab, wenn man die Kupplung zu schnell kommen lässt.“ Und nicht zu vergessen: Die Simulator-Fahrstunde ist für die Schüler günstiger als die normale Fahrstunde.
Es wird bei den Prüfungsfragen mittlerweile zu viel Wert auf Psychologie gelegt. Und zu wenig auf Verkehrsregeln.
Als erhebliche Preistreiber für die Führerscheinkosten nennt Christian Röder die gestiegenen Spritpreise und Lohnkosten. Zudem hat der Weilheimer Fahrschul-Chef festgestellt, dass Jugendliche heutzutage länger für den Führerschein brauchen. Er führt das hauptsächlich darauf zurück, dass junge Leute zumeist am Handy lernen. Da sei die Ablenkung – vor allem durch Soziale Medien – einfach zu hoch. „Wer am PC lernt, hat höhere Erfolgschancen“, betont Röder. Eine geringere Motivation bei seinen Fahrschülern hat Benjamin Brehm bemerkt. Denn – anders als früher – würden die Eltern ihre Kinder im Notfall halt doch überall hinfahren. „Manche machen sogar erst mit 24 den Führerschein“, erzählt Brehm.
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Was ebenfalls nicht zu unterschätzen ist: Auch den Umgang mit Assistenzsystemen und sonstigem Schnickschnack müssen die Fahrlehrer ihren Schülern mittlerweile beibringen, was die Anzahl der Fahrstunden natürlich nicht gerade verringert. Im Gegenteil. Und weil das alles nicht schon genug ist, wurde 2021 auch noch die Dauer der praktischen Führerscheinprüfung von 45 auf 55 Minuten erhöht. Eine Entscheidung, die Benjamin Brehm sehr kritisch sieht: „Zehn Minuten mehr, in denen man durchfallen kann.“