Immer mehr, immer vielfältiger: Der Drogenkonsum im Landkreis Weilheim-Schongau steigt
Der Drogenkonsum in der Europäischen Union steigt. Das geht aus dem Drogenbericht 2025 hervor. Im Landkreis haben teilweise schon Jugendliche ab 14 Jahren ein Problem mit den verschiedensten Suchtstoffen. Deren Vielfallt nimmt dabei ebenso zu wie der Cannabis- sowie der Mischkonsum.
Der Drogenkonsum in Europa steigt. Experten sind alarmiert. Die am häufigsten konsumierte Droge ist laut dem Drogenbericht zwar weiterhin Cannabis. Doch auch Kokain ist auf dem Vormarsch und immer mehr neue synthetische Substanzen tauchen auf – mit unkalkulierbaren gesundheitlichen Gefahren.
Kein Suchtbeauftragter im Landkreis
Wer wissen möchte, wie die Situation im Landkreis ist, tut sich schwer. Denn wie das Landratsamt informiert, gebe es im Landkreis keinen Sucht- beziehungsweise Drogenbeauftragten. Und Zahlen zu Drogentoten erhalte die Behörde auch keine.
Was die Stadt Weilheim betrifft, so stelle man – analog zum Europäischen Drogenbericht – auch hier fest, dass aktuell eine größere Bandbreite an verschiedenen Arten von Drogen angesagt sei, so Steffen Frühauf, Dienststellenleiter der dortigen Polizeiinspektion. Als Beispiele nennt er Diazepam, Ketamin und Codein, deren Konsum in der Regel im privaten Raum stattfinde.
Öffentliche Orte, an denen Drogen konsumiert werden, möchte der Polizeihauptkommissar nicht nennen. Nur so viel: „Die Orte sind uns bekannt und werden auch in die Streifenfahrten einbezogen.“ Auf die Frage, was sich seit der Legalisierung von Cannabis geändert hat, antwortet Frühauf, dass seitdem die Zahl der Konsumenten steige. Allgemein könne man sagen: „Wir haben bei Einsätzen immer mehr mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen zu tun. Bekanntermaßen trägt der Missbrauch von Drogen maßgeblich dazu bei.“
Auch im Raum Penzberg beobachtet Katharina Werner, die stellvertretende Dienststellenleiterin der dortigen Polizeiinspektion, dass aufgrund des erleichterten Zugangs die Zahl der Cannabis-Konsumenten zunimmt – was nicht unproblematisch sei, denn der Anreiz, auch härtere und illegale Stoffe zu probieren, sei dadurch leichter gegeben. So genannte weiche Drogen seien generell „sehr gefragt“. Aber: „Auch harte Drogen werden vermehrt auf dem Markt festgestellt.“
Cannabis-Legalisierung hin oder her: An Schulen seien sämtliche Suchtmittel nach wie vor verboten, betonen Werner und Frühauf. Die Schulleitung informiere die Polizei anlassbezogen. Doch einen Präventionsbeauftragten, der zur Drogensituation an den jeweiligen Schulen Auskunft geben könnte, gebe es keinen, wie Andrea Pauline Martin, die Schulleiterin am Weilheimer Gymnasium sagt.
Präventionsangebote an Schulen
Auskünfte darüber, wie viele und welche Drogen etwa in ihrer Einrichtung konsumiert werden und ob diese Zahlen steigen, dürfe sie und wolle sie auch nicht im Einzelnen geben. Nur so viel: „Natürlich werden Suchtmittel konsumiert“ – und zwar die unterschiedlichsten Arten, weshalb es bereits ab der 5. Klasse die verschiedensten Präventionsangebote für die rund 1200 Schüler gebe. Und: „Jeder Verstoß wird sofort geahndet.“
Die Schwere der Strafe richte sich dabei nach der Art der gefundenen Droge. Denn klar sei auch: Wenn Jugendliche Drogen konsumierten, lägen dem meist andere Probleme zu Grunde. Im Zuge der Legalisierung von Cannabis habe man die Schüler über diese Droge aufgeklärt. Gestiegen sei dieser Konsum an ihrer Schule aber ihrer Ansicht nach nicht.
In der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle Weilheim, der einzigen Suchtberatungsstelle im Landkreis für Menschen, die selbst von einer Sucht betroffen sind, sowie für deren Angehörige werden laut Einrichtungsleiter Martin Gerl pro Jahr insgesamt rund 700 Personen in den Büros in Weilheim, Schongau und Penzberg beraten – und zwar vom 14-Jährigen bis zum Rentner. „Die Anzahl der Anfragen ist weitgehend gleichbleibend.“
Er und seine Kollegen beraten unter anderem zu stoffgebundenen Süchten wie Alkohol, Heroin oder Cannabis, aber auch zu sogenannten Verhaltenssüchten wie Glücksspiel. „In unserer Suchberatung erleben wir ein verändertes Bild beim problematischen Konsumverhalten“, sagt Gerl. Alkohol sei zwar nach wie vor das häufigste Suchtthema, mit dem Menschen in die Beratung kämen.
Immer mehr Mischkonsum
Aber: „Wir beobachten einen spürbaren Anstieg eines problematischen Konsums von Medikamenten – insbesondere von Beruhigungs- und Schmerzmitteln – die teilweise ohne ärztliche Verordnung eingenommen werden und dabei ein hohes Abhängigkeitspotenzial bergen.“ Auch internetbezogene Störungen, etwa exzessive Mediennutzung oder sogenannte Pornografienutzungsstörungen, würden in den vergangenen Jahren deutlich häufiger auftreten.
Eine anhaltende Veränderung in der Häufigkeit des Cannabiskonsums könne er nicht feststellen. Was aber zunehme, sei der Mischkonsum aus Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten. „Immer häufiger erleben wir Fälle, in denen mehrere Substanzen gleichzeitig oder in kurzer Folge eingenommen werden.“ Die Folgen seien oftmals schwerwiegende körperliche und psychische Komplikationen, bis hin zu akuten medizinischen Notfällen, so Martin Gerl weiter.