Schoko-Test: Premium-Marke und Supermarkt-Tafel fallen komplett durch - Hersteller reagiert

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Nicht alle Schokoladen sind gleich: Öko-Test deckt auf, dass hoher Preis und Markenname nicht immer für Qualität stehen.

Kassel – In der kalten Jahreszeit ist die Versuchung groß, sich öfter mal mit Süßigkeiten zu verwöhnen. Lebkuchen, Weihnachtsgebäck und andere Leckereien sind allgegenwärtig. Schokolade ist dabei oft ein Muss.

Trotz des aktuellen Hypes um die Dubai-Schokolade, sind es vor allem die kakaoreichen Zartbitterschokoladen, die konstant beliebt bleiben. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat Bitterschokoladen genauer unter die Lupe genommen und das Ergebnis ist ernüchternd. Besonders enttäuschend hat die Premiummarke Lindt abgeschnitten.

Bitterschokoladen unter der Lupe: Nur fünf Produkte können bei Öko-Test überzeugen

Öko-Test hat 21 Bitterschokoladen mit einem Kakaoanteil von 66 bis 75 Prozent getestet. Das Magazin weist darauf hin, dass es keine gesetzlich festgelegte Mindestmenge an Kakao für die Bezeichnung (Zart)-Bitterschokolade gibt. Laut den Gepflogenheiten des Süßwarenverbands BDSI sollte dieser jedoch mindestens 60 Prozent betragen.

Zu den getesteten Produkten gehörten zehn Bio-Schokoladen. Die Preise für die Produkte aus Bioläden, Drogerien und Discountern lagen zwischen 1,19 Euro und 6,41 Euro pro 100 Gramm. Die Testergebnisse zeigen jedoch deutlich, dass ein hoher Preis oder ein bekannter Markenname nicht unbedingt mit einer guten Bewertung bei Öko-Test einhergeht. Dies gilt auch für Deos.

Mehrere Tafeln dunkle Schokolade.
Lindt und Penny fallen bei Öko-Test durch. © imageBROKER/Nailia Schwarz/IMAGO

Keines der getesteten Produkte konnte die Höchstnote „sehr gut“ erreichen. Nur fünf Schokoladen erhielten die Bewertung „gut“. Darunter waren zwei Bitterschokoladen mit Bio-Siegel von Rossmann und Lidl sowie die Zartbitterschokolade der Marke Tony‘s. Diese Produkte wurden unter anderem mit „gut“ bewertet:

  • Fairglobe Bio Schokolade Bitter, 70 % Kakao (Lidl) – Preis: 1,39 Euro
  • Ener Bio Feine Bitter Schokolade mit 70 % (Rossmann) – Preis: 1,99 Euro
  • Tony’s Chocolonely 70 % Zartbitter – Preis: 1,93 Euro

Die vollständigen Testergebnisse können auf oeko-test.de eingesehen werden.

Schokolade im Öko-Test: Lindt und Penny enttäuschen

Die meisten der getesteten Schokoladen erhielten die Bewertungen „befriedigend“ oder „ausreichend“. Zwei Produkte von Penny (Stollwerck) und Lindt fielen jedoch durch. Die „Best Moments Edelbitter-Schokolade, 74 %“ vom Discounter und „Lindt Excellence Mild 70 % Cacao Edelbitter Mild“ wurden mit „ungenügend“ bewertet.

Die Hauptgründe für das schlechte Abschneiden der Schweizer Premiummarke waren die erhöhten Gehalte an Mineralölbestandteilen und aus Sicht von Öko-Test ein „nicht ausreichend belegtes soziales und nachhaltiges Engagement in der Kakaoproduktion“. Das Unternehmen war laut Öko-Test nicht bereit, „die Ursprungsländer der für sein Produkt verwendeten Kakaobohnen zu nennen“.

Lindt reagiert auf Öko-Test und will sich „kontinuierlich verbessern“

Ein Mediensprecher von Lindt & Sprüngli teilte auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA mit: „Wir werden die Ergebnisse genau anschauen und zum Anlass nehmen, unsere Aktivitäten in gewissen Bereichen zu analysieren und sie gegebenenfalls anzupassen, um uns kontinuierlich zu verbessern“.

Lindt & Sprüngli betonte zudem, dass die „Kakao-Lieferanten der vergangenen Saison [...] sowie deren Vorlieferanten“ auf der Lindt-Website offengelegt würden. Darüber hinaus versicherte das Unternehmen, dass alle seine „Produkte geltenden Lebensmittelvorschriften, Sicherheitsstandards und Deklarationsvorschriften entsprechen und ohne Bedenken konsumiert werden können.“

So hat Öko-Test getestet

Das Verbrauchermagazin hat eine Reihe von Produkten in verschiedenen Laboren analysieren lassen. Es wurden Vergleiche zwischen den angegebenen und den tatsächlich gemessenen Gesamtgehalten von Zucker, Fett und Kakao durchgeführt. Darüber hinaus hat Öko-Test die Schokoladen auf verschiedene Schadstoffe hin getestet, einschließlich gesättigter und aromatischer Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoga, MOAH), Pestiziden und Schwermetallen.

Die Produkte wurden auch auf mikrobiologische Kontaminationen wie Schimmel und Keime geprüft. Es gab keine relevanten negativen Befunde in Bezug auf Acrylamide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder Schimmelpilzgifte. Fragen zur sozialen Verantwortung und Lieferketten waren ebenfalls wichtige Faktoren für das Testergebnis.

Penny reagiert auf Öko-Test: „Umgehend veranlasste Gegenprobe“

Die Penny-Schokolade, die ebenfalls schlecht abschnitt, zeigte im Vergleich zum Lindt-Produkt mehr Transparenz und konnte Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Standards nachweisen. Laut den von Öko-Test beauftragten Analysen wies die Penny-Schokolade jedoch in Bezug auf die Inhaltsstoffe teils noch größere Mängel auf. Neben „stark erhöhten“ Gehalten an MOSH/MOSH-Analogen wurden auch die „noch bedenklicheren Mineralölbestandteile MOAH“ sowie Pestizidspuren und Rückstände eines Wirkverstärkers gefunden. Pestizide waren laut Öko-Test auch in Haferflocken ein Problem.

Penny teilte auf Anfrage von IPPEN.MEDIA mit, dass die „vorgelegte Werte in einer umgehend veranlassten Gegenprobe derselben Charge“ nicht bestätigt werden konnten. Ein unabhängiges Labor habe „deutlich niedrigere Gehalte“ für MOSH und MOAH ermittelt. Das Fazit des Discounters lautet daher: „Die Schokolade ist neben MOSH/MOAH auch in allen weiteren analysierten Parametern ebenso unauffällig und verkehrsfähig ist“.

Kinderarbeit bei keiner getesteten Bitterschokolade ausgeschlossen

Öko-Test stellt zudem fest, dass viele andere Hersteller wesentlich transparenter in Bezug auf ihre Lieferketten sind. Allerdings konnte bei keiner der getesteten Schokoladen mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass keine Kinderarbeit im Spiel war, so das Verbrauchermagazin.

Das WDR-Verbrauchermagazin Markt hat kürzlich Vanille-Produkte getestet. Auch in diesem Test enttäuschten bekannte Marken. Und auch vor dem Kauf von Kakao sollten Verbraucher gut informiert sein. (jm/jh)

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