Wasserstoff nimmt nächste Hürde in Deutschland: Das soll die neue Energie für Verbraucher kosten
Mit Wasserstoff soll die deutsche Industrie klimaneutral werden. Dazu baut Deutschland ein Wasserstoffkernnetz auf. Wie viel kostet die Einspeisung?
Berlin – Deutschland befindet sich mitten in der Transformation: Von einer Wirtschaft, die auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas aufgebaut ist, hin zu einer, die Wasser, Wind, Solar, Biomasse und Wasserstoff verwendet. Es ist ein schwieriger Weg und einer, der sehr teuer ist. Das spüren zum Beispiel Stromverbraucher bei ihren Netzentgelten: Um das Stromnetz neu auszurichten, muss viel investiert werden. Bezahlt wird der große Umbau über die Stromnetzentgelte, die seit Jahren stetig ansteigen.
Besonders teuer wird der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sein, denn hier muss man quasi von vorne beginnen. Die Bundesnetzagentur hat nun die Entgelte für Wasserstoff bis ins Jahr 2055 festgelegt.
Wasserstoff-Infrastruktur wird privatwirtschaftlich errichtet
Der Bau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland soll privatwirtschaftlich erfolgen. Der Staat fördert aber auch und ist dafür verantwortlich, die (finanziellen) Weichen so zu stellen, dass sich das lohnt. So hat die Bundesregierung im Energiewirtschaftsgesetz festgelegt, dass die Netzentgelte für Wasserstoff zum Start gedeckelt werden, da sie ansonsten drohten, sehr hoch auszufallen. Daran hätte der Hochlauf scheitern können.

Damit die Betreiber trotzdem alles finanzieren können, wird ihnen Geld aus einem sogenannten Amortisationskonto gegeben. Darin zahlen alle Wasserstoffkunden über ein Hochlaufentgelt ein. Die Netzbetreiber können daraus Geld entnehmen. Wenn ein Minus entsteht, also die Betreiber mehr benötigen als vorhanden ist, dann gleicht der Staat das Konto aus. Dieses Geld müssen die Betreiber, die den Zuschuss vom Staat erhalten haben, dann bis 2055 zurückzahlen.
Wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erläutert, wurden im März 2025 erstmals Gelder aus diesem Konto an Wasserstoffnetzbetreiber ausgeschüttet, insgesamt 172 Millionen Euro gingen an 18 Betreiber.
Bundesnetzagentur legt Entgelt für Wasserstoff bis 2055 fest
Die Bundesnetzagentur hat am 14. Juli bekanntgegeben, wie hoch das Entgelt für Wasserstoffkunden bis 2055 sein wird: 25 Euro pro Kilowattstunde pro Stunde pro Jahr (kWh/h/a) soll es betragen. Einmal im Jahr soll es an die Geldwertentwicklung (also die Inflationsrate) angepasst werden, alle drei Jahre wird überprüft, ob das Entgelt angemessen ist. Dabei sei vor allem wichtig, ob das Geld ausreicht, um das Amortisationskonto aufzufüllen und zugleich marktgängig zu sein. „Im Bedarfsfall wird das Hochlaufentgelt nach oben oder unten angepasst“, so die BNetzA.
Verglichen mit anderen Netzentgelten, wie beim Gas oder Strom, sind diese 25 Euro/kWh/h/a sehr hoch. Wie das Fachportal Energate beschreibt, kostet das Basisentgelt für Erdgas 6,71 Euro/kWh/h/a – also rund ein Viertel dessen, was nun für Wasserstoff gelten soll. Damit wird klar: Für die Industrie, die hauptsächlich die Kunden von Wasserstoff sein werden, wird Wasserstoff erstmal sehr teuer bleiben. Es gibt zwar Prognosen, die eine Absenkung des Entgelts auf 13 Euro/kWh/h/a für möglich halten. Doch das kann nur geschehen, wenn in den nächsten Jahren auch viele Verbraucher hinzukommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist aber geringer, wenn Wasserstoff im Vergleich zu Gas so viel teurer ist. Ein Teufelskreis, also.
Heizen mit Wasserstoff? RheinEnergie will H2 für die Fernwärme verwenden
Entsprechend ernüchtert reagiert auch die Wirtschaft, die sich ein niedrigeres Entgelt zum Einstieg erhofft hatte. „Der aktuell vorgesehene Wert übersteigt deutlich die bekannten Netzentgelte für Strom- und Erdgasanschlüsse und kann dadurch die Wirtschaftlichkeit von Wasserstofflösungen, die ohnehin bereits sehr kostenintensiv sind, erheblich beeinträchtigen – insbesondere bei hohem Energiebedarf“, so die DIHK in einer Stellungnahme.
Auch die Wärmewende könnte durch den hohen Einstiegspreis ausgebremst werden. Zum Beispiel in Köln, wo die RheinEnergie plant, ihre Fernwärmeleitungen an das Wasserstoffkernnetz anzuschließen. Das soll nach aktuellem Stand ab 2032 passieren – ab dann könnten also Fernwärmekunden in der NRW-Metropole in Teilen mit Wasserstoff heizen. In einem Gespräch mit der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) warnt in dieser Woche jedoch der Vorstand von Rheinenergie, Andreas Feicht: „Dann hängt alles davon ab, zu welchen Preisen der Wasserstoff zur Verfügung steht“. Er rechne damit, dass pro Kilo sechs bis acht Euro fällig werden.
Ein Kilo Wasserstoff entspricht ungefähr 33 kWh Heizenergie. Je nach energetischem Zustand und Baujahr beträgt die benötigte Heizenergie für ein Einfamilienhaus zwischen 6000 und 30.000 kWh. Wer also mit reinem Wasserstoff sein neues Haus heizen würde, würde auf jährliche Kosten in Höhe von zwischen 1090 und 1454 Euro im Jahr kommen. Ein altes Haus mit einer Heizenergielast von 30.000 Euro zahlt hingegen zwischen 5454 Euro 7272 Euro im Jahr.