Influencer kassieren Millionen und wollen nach Dubai fliehen – jetzt schlägt das Finanzamt zurück
Alleine in NRW sollen Social-Media-Stars 300 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Warum der Staat nun hart durchgreift und was das für Influencer bedeutet.
Sie zeigen Luxusleben, reisen um die Welt – und vergessen gern das Finanzamt: In Nordrhein-Westfalen laufen 200 Ermittlungsverfahren gegen Influencer wegen Steuerhinterziehung. Der Schaden? 300 Millionen Euro. Das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität prüft 6.000 Social-Media-Profile auf Instagram oder TikTok mit einem eigenen „Influencer-Team“. Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) macht klar: „Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, dass unsere Steuerfahndung genau hinschaut.“
Steuerfahndung 2.0: Spezielles NRW-Team jagt Social-Media-Millionäre
Das 2023 gegründete Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) hat revolutionäre Methoden entwickelt: Die Ermittler analysieren systematisch Instagram-Posts, verfolgen Affiliate-Links zurück und gleichen Werbekooperationen mit Steuererklärungen ab. „Es ist keine Seltenheit, dass Influencer pro Monat mehrere zehntausend Euro verdienen, aber nicht einmal eine Steuernummer haben“, erklärt Behördenleiterin Stephanie Thien.
Steuerhinterziehung im großen Stil tritt überall dort auf, wo Geld in großem Stil gemacht wird
Die meisten Verfahren richten sich gegen professionelle Influencer, die teils monatlich fünfstellige Summen verdienen – oft ohne Steuernummer oder Gewerbeanmeldung. Besonders schwierig: Viele verlegen ihren Wohnsitz ins Ausland, etwa nach Dubai, um dem deutschen Fiskus zu entgehen. Die Steuerfahnder nutzen eigene Social-Media-Profile und Kontrollmitteilungen von Unternehmen. „Was Influencer als Content betrachten, wird von uns als Beweismittel interpretiert“, erklärt Leiterin Thien.
Dubai-Flucht zwecklos: Deutsche Steuerpflicht bleibt hartnäckig bestehen
Viele deutsche Influencer sind nach Dubai gezogen, um dem Fiskus zu entgehen. Doch die Rechnung geht nicht auf: Deutschland behält das Besteuerungsrecht, solange der Lebensmittelpunkt hier liegt. Wer Familie zurücklässt, bleibt unbeschränkt steuerpflichtig. Die Finanzbehörden haben bereits Ermittlungen gegen deutsche Prominente in Dubai aufgenommen.
Es ist keine Seltenheit, dass eine Influencerin oder ein Influencer pro Monat mehrere zehntausend Euro verdient, aber nicht einmal eine Steuernummer hat.
Das Welteinkommensprinzip ist gnadenlos: Deutsche müssen ihr gesamtes Einkommen versteuern, egal wo es erzielt wird. Ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den VAE hilft meist nicht. Eine Rechnung zeigt, wie viel Steuern sich Influencer in Dubai sparen.

Was zählt als steuerpflichtiges Einkommen?
Alle Einnahmen mit Gewinnerzielungsabsicht – von Geld über Produkte bis zu Reisen. Auch Sachleistungen wie ein neues Smartphone, eine gesponserte Reise oder Hotelübernachtungen müssen als Einkommen versteuert werden.
Die häufigsten Probleme entstehen durch Unwissen über drei Steuerarten: Einkommensteuer (ab 12.096 Euro Gewinn), Umsatzsteuer (19 Prozent, außer Kleinunternehmerregelung) und Gewerbesteuer (ab 24.500 Euro Gewerbeertrag). Besonders tückisch sind Sachleistungen – ein kostenloses iPhone oder bezahlter Hotelaufenthalt muss versteuert werden.
Harte Strafen drohen: Bis zu 15 Jahre Verfolgung – auch für Minderjährige
Bei vorsätzlicher Steuerhinterziehung drohen nicht nur Nachzahlungen mit Zinsen, sondern Geld- oder Freiheitsstrafen. Die Verfolgungsverjährung beträgt 15 Jahre. Selbst minderjährige Influencer ab 14 Jahren können strafrechtlich belangt werden. Eine strafbefreiende Selbstanzeige ist nur möglich, solange keine Ermittlungen laufen.
Die Zeiten der steuerlichen Unklarheit sind vorbei – andere Bundesländer übernehmen das NRW-Modell bereits. Die Lüge vom Leben im Ausland: Was Social-Media-Stars nicht sagen.