Grüner Wasserstoff-Studie: Deutschland drohen weltweit höchste Preise
Studie zu grünem Wasserstoff: Deutschland drohen weltweit höchste Preise
Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff in Deutschland wird wachsen, doch laut einer neuen Fraunhofer-Studie reicht die Verfügbarkeit im Land nicht aus. Insgesamt bleibt Deutschland im internationalen Vergleich zurück.
Karlsruhe – Die Pläne der Bundesregierung für den Wasserstoffausbau sind ambitioniert: Zehn Gigawatt (GW) Elektrolysekapazität sollen bis 2030 aufgebaut werden – das sind rund 30 bis 50 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs. Eine neue Studie des Fraunhofer-Institutes für System- und Innovationsforschung (ISI) sieht wenig Hoffnung für die Ausbaupläne der Regierung. Bislang beläuft sich die Leistung aller Elektrolyseure auf etwas über 0,1 GW. Dabei muss Deutschland weltweit mit den höchsten Preisen rechnen – die Nachfrage ist hoch, die mögliche Kapazität gering.

Wasserstoff-Studie zeigt künftig hohen Bedarf in Deutschland
Neun Forschungsinstitute, darunter das ISI, haben an einem globalen „Hypat“- Wasserstoff-Potenzialatlas gearbeitet, um die künftige Rolle von grünem Wasserstoff für die deutsche Infrastruktur, aber auch global zu analysieren. Für die Studie wurden in unterschiedlichen Ländern die Strompreise und Erzeugungspotentiale untersucht, sowie auch der Investitionsbedarf und die Speicherung und den Transport von Wasserstoff. Weiterhin identifizierten die Institute nachhaltige Standorte für die Produktion des Wasserstoffs.
Das Ergebnis war eindeutig: Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff wird in Deutschland steigen, die Verfügbarkeit im Land wird jedoch den kompletten Bedarf nicht decken können. Die weltweite Wasserstoffnachfrage wird im Jahr 2050 laut Studie zwischen vier und elf Prozent liegen, in Deutschland werden es 20 Prozent sein. Deutschland wird daher darauf angewiesen sein, zu importieren – die Länder Großbritannien, Frankreich, Polen und Spanien bieten sich am besten als Exporteure an.
Trotz hohen Wasserstoffbedarf: Deutschland muss mit hohen Preisen rechnen
Denn, das Wasserstoffpotential in Ländern wie Großbritannien und Spanien ist, um einiges besser als in Deutschland. Die Forscher rechnen von Großhandelspreisen im Jahr 2050 von rund 132 Euro pro Megawattstunde (MWh) in Deutschland, nur die Niederlande liegt knapp darüber, mit 139 Euro pro MWh. Im Vergleich, in Spanien sind es 74 Euro pro MWh, in Großbritannien etwa 70 Euro pro MWh. Für die Kosten für den Import von Wasserstoff kommt auf Deutschland auch noch einiges zu, ein Kilogramm Wasserstoff wird im Jahr 2030 3,5 bis 6,5 Euro kosten, im Jahr 2050 sind es dann nur noch 2,5 bis 4,5 Euro je Kilogramm.
Laut der Studie wird Deutschland mit diesen Preisen nur bedingt Sektoren abdecken können – so etwa der Stahl- und Grundstoffchemiesektor, sowie der Flug- und Schiffstransport und die Raffinerien. Auch einen Wettbewerbsnachteil wird Deutschland haben im Vergleich zu den USA und Kanada, sollte Deutschland den Wasserstoff exportieren. Dafür anbieten würden sich die Länder Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kanada, Brasilien und Chile – doch die Distanz und der damit verbundene Transport, muss berücksichtigt werden.
Forscher appelliert an Deutschland: Fokus auf Wasserstoff muss gesetzt werden
Martin Wietsche, einer der Koordinatoren des Wasserstoff-Projekts, erklärt, dass Deutschland künftig die größte Nachfrage nach dem grünen Energieträger haben wird, und sich daher „um eine stabile und nachhaltige Versorgung mit dem zukunftsträchtigen Energieträger Wasserstoff kümmern muss.“ Er betont zudem, dass Deutschland aus seinen Fehlern lernen und künftige Abhängigkeit vermeiden solle. „Daher gilt es, sich um internationale Kooperationen sowohl mit anderen importierenden Ländern als auch mit Exportländern zu bemühen“, ergänzt Wietsche.