Trump-Nichte warnt vor US-Wahl: „Müssen meinen Faschisten-Onkel besiegen“

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In seiner Familie erhält Ex-Präsident Donald Trump nicht nur Rückhalt: Seine Nichte Mary warnt vor ihrem Onkel und eilt Joe Biden zu Hilfe.

New York – Sie ist die Tochter seines verstorbenen Bruders und eine seiner großen Kritiker:innen: Mary Trump, die Nichte des ehemaligen US-Präsidenten, hat nach Donald Trumps Wahlsieg Steuerdokumente geleakt und damit zur öffentlichen Entlarvung des Finanz-Betrugs ihres Onkels beigetragen. Angesichts der immer lauter werdenden Kritik an Trumps Gegner Joe Biden nach dem TV-Duell der beiden Präsidentschaftskandidaten diagnostiziert die Psychologin nun den Vereinigten Staaten einen kognitiven Verfall.

„Da sich viele Menschen so aufführen, als wären sie zertifizierte Neurologen, dachte ich, ich mache mit und spreche über den einen Patienten, um den ich mir tatsächlich SEHR große Sorgen mache“, schreibt Mary Trump in einem Blogbeitrag auf der Publishing-Webseite Substack, wo sie regelmäßig das US-politische Tagesgeschehen kommentiert. Nur so könne sie sich erklären, so Trump, dass ihr Onkel immer noch im Rennen um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten sei.

Ein Screenshot von einem Interview, das Mary Trump im Juli gegeben hat. Die Nichte von Donald Trump sieht ihren Onkel kritisch. © Brian Cahn/imago-images

Trump-Nichte erinnert an Amtszeit ihres Onkels: „vier katastrophale Jahre“

„Die Vereinigten Staaten von Amerika scheinen einen kognitiven Verfall zu erleben. Nur so kann ich mir das kurze Gedächtnis erklären, das die Schrecken der vier katastrophalen Jahre meines Onkels im Oval Office auslöschen konnte.“ Damit bezieht sich die Nichte des ehemaligen US-Präsidenten auf den Streit um die Amtstauglichkeit des amtierenden Staatschefs Joe Biden. Ihm wird mittlerweile auch aus den eigenen Reihen öffentlich vorgeworfen, kognitiv nicht fit genug für eine weitere Legislaturperiode zu sein, und nahegelegt, einer neuen Person als Kandidat:in der Demokratischen Partei Platz machen zu müssen.

Mary Trump verweist insbesondere auf die Politik des Ex-Präsidenten während der Corona-Pandemie und bedauert die in dieser Zeit verstorbenen US-Bürger:innen. Aber auch Donald Trumps anstiftende Worte zum Überfall auf das Kapitol lässt seine Nichte nicht unkommentiert: „Ich wünschte, ich könnte die qualvollen Schreie der Polizist:innen vergessen, als sie am 6. Januar 2021 von Donalds Anhänger:innen geschlagen und gefoltert wurden.“

Mary Trump bezeichnet Bidens Amtszeit vor der US-Wahl als „beste Präsidentschaft ihres Lebens“

Nichtsdestotrotz zeigt die Trump-Nichte Verständnis gegenüber einer Nation, in der die Verbrechen des Ex-Präsidenten ihr zufolge in Vergessenheit geraten sind: Nach „massiven Traumata“ sei das Vergessen eine verständliche Reaktion. „So funktionieren Traumata.“ Das Land habe sich „von den Schrecken der Trump-Regierung“ nie erholt. „Aber ich kann das alles nicht vergessen. Und ich bin entschlossen, auch den Rest des Landes nicht vergessen zu lassen.“

Die Zukunftspläne des „Project 2025“, das im Falle eines Trump-Sieges die exekutive Macht des Präsidenten ausbauen soll, bezeichnet seine Nichte in ihrem Beitrag als faschistisch. Ähnliche Vorwürfe äußerte sie auch Anfang Juli auf X: „Die amerikanische Demokratie hängt davon ab, dass wir meinen faschistischen Onkel und seine Unterstützer:innen im November besiegen.“ Außerdem hob die Biden-Supporterin den amtierenden Präsidenten positiv hervor: Sie sei stolz darauf, die „beste Präsidentschaft ihres Lebens“ zu unterstützen. Auch im Blogbeitrag fand sie lobende Worte für den Trump-Gegner.

Ex-Präsident Donald Trump ist Dauerthema seiner Nichte

Dieser Support für Biden kommt zu einer Zeit, in der seine Kandidatur mehr denn je ins Schwanken geraten ist. Wichtige Spender:innen der Film- und Medienbranche haben ihm den Rücken gekehrt, der Schauspieler George Clooney schrieb in der New York Times, die Demokrat:innen würden „mit diesem Präsidenten im November nicht gewinnen“. Aus den Reihen der Partei wenden sich immer mehr Stimmen gegen Bidens Kandidatur, nachdem insbesondere Nancy Pelosi, die langjährige Sprecherin des US-Repräsentant:innenhauses, den Zustand des Präsidenten infrage gestellt hat.

Nach dem Leak von Trumps Steuerunterlagen hat sich Mary Trump immer wieder öffentlich gegen ihren Onkel positioniert – insbesondere in diesem Jahr, in dem er als Präsident erneut gewählt werden möchte. Donald ist Dauerthema in Marys Blogbeiträgen und ihrem Podcast „The Mary Trump Show“. Als Mitglied der Familie gibt sie medienwirksam Einschätzungen über Trumps Persönlichkeit ab.

Demokratie oder Faschismus – Mary Trump warnt wiederholt vor ihrem Onkel

Im Juni äußerte die Trump-Nichte, dass es bei der kommenden Präsidentschaftswahl „um Leben oder Tod“ gehe. Als im Rahmen des Schweigegeld-Prozesses gegen den Ex-Präsidenten eine Gefängnisstrafe im Raum stand, warnte Mary im Interview mit dem US-Sender MSNBC: „Ich glaube nicht eine Sekunde, dass er wirklich bereit ist, ins Gefängnis zu gehen.“

Auch als Faschisten bezeichnet sie ihren Onkel nicht erst seit gestern: Bei der „Stop Trump“-Konferenz des US-Politikmagazins The New Republic soll sie vergangenes Jahr etwa gesagt haben, dass es sich bei der Wahl im November um „eine Entscheidung zwischen Demokratie und Faschismus“ handle. (ses)

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