Vor US-Wahl: „Müll“ wird zum Trigger-Wort – jetzt muss sich auch Biden rechtfertigen

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US-Präsident Joe Biden (links) und der Comedian Tony Hinchcliffe (rechts), der bei einem Wahlkampfauftritt für Donald Trump für einen Eklat sorgte. © Montage/Imago/ picture alliance/dpa/AP | Evan Vucci/ Chris Emil Janßen

Bidens jüngster Kommentar vor der US-Wahl zum kontroversen „Müll“-Vergleich aus dem Trump-Lager bringt die Anhänger des Republikaners in Aufruhr.

Washington DC – Tony Hinchliffe hatte am Sonntag (27. Oktober) auf einer Wahlkampfveranstaltung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump für einen Eklat gesorgt: Der Comedian bezeichnete Puerto Rico als „eine schwimmende Insel aus Müll im Ozean“. Für Trumps Kampagne wurde diese Äußerung kurz vor der US-Wahl zur Belastung. Denn allein im Swing State Pennsylvania leben etwa 500.000 Puerto-Ricaner. Nun gelang es dem US-Präsidenten Joe Biden allerdings, die Empörung gegen sich zu richten.

Kurz vor der US-Wahl: Biden äußert sich zu Zitat über Puerto Rico – und zieht Empörung auf sich

Die USA sind ein gespaltenes Land. Laut Messungen der US-Denkfabrik Pew Research Centers stieg die Polarisierung in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter an. Auch die Feindseligkeit zwischen den Anhängern der beiden großen Parteien wächst. Der geschmacklose Scherz des Comedians kurz vor der US-Wahl sorgte entsprechend für Entsetzen auf der demokratischen Seite, bald schwenkte die Aufregung aber auf die republikanische Seite um: Als sich Joe Biden nun am Dienstag (29. Oktober) zum „Müll“-Zitat äußerte, lief eine Welle der Empörung durch das Trump-Lager.

In einem Telefonat mit der Latino-Community machte es den Eindruck, Biden habe in Anspielung auf die Äußerung Hinchcliffes Trump-Anhänger als „Müll“ bezeichnet. Prompt äußerte sich der prominente Trump-Unterstützer, Tesla-Chef Elon Musk, auf seiner Plattform X dazu. „Biden hat halb Amerika gerade ‚Müll‘ genannt“, schrieb der Multimilliardär wenige Tage vor der US-Wahl. Schnell machte das Zitat die Runde im Internet sowie in republikanischen Kreisen und wurde auch bei einem Wahlkampfauftritt von Trump vorgetragen. Biden selbst sah offenbar Erklärungsbedarf. Auf X stellte der US-Präsident klar: „Vorhin habe ich die hasserfüllte Rhetorik über Puerto Rico, die Trumps Anhänger auf seiner Kundgebung im Madison Square Garden verbreiteten, als Müll bezeichnet.“

Biden kritisierte vor US-Wahl „Dämonisierung der Latinos“ – doch Trump-Anhänger verstehen ihn anders

Das offizielle Transkript des Telefonats, veröffentlicht vom Weißen Haus, zeigt, dass der Satz tatsächlich noch weiter ging. In seinem Heimatstaat Delaware seien Puerto-Ricaner gute, anständige, ehrenhafte Menschen, erklärte Biden zunächst und sagte dann: „Der einzige Müll, den ich da draußen sehe, ist die Dämonisierung der Latinos durch [Trumps] Anhänger – seine Dämonisierung der Latinos ist skrupellos und unamerikanisch. Es steht im völligen Gegensatz zu allem, was wir getan haben, zu allem, was wir waren“, so der genaue Wortlaut.

Doch das Trump-Lager schlachtete die Gelegenheit wenige Tage vor der US-Wahl aus. Der 78-jährige Immobilienmogul zog etwa einen Vergleich zu seiner früheren Kontrahentin Hillary Clinton. Die Demokratin hatte im US-Wahlkampf 2016 Anhänger Trumps als „bedauernswert“ bezeichnet – und die damalige US-Wahl verloren. Auf der Plattform X zeigen zahlreiche Kommentare unter Bidens Richtigstellung, dass die Strategie des Trump-Lagers offenbar verfing: „Nein, Sie haben uns Müll genannt. Es ist aufgenommen“, schrieb ein Trump-Anhänger und teilte einen Videoausschnitt des Telefonats des US-Präsidenten.

Auch das Wahlkampfteam der demokratischen Kandidatin Kamala Harris versuchte die Kontroverse um den „Müll“-Vergleich für sich zu nutzen und griff die Äußerung Hinchcliffes in einem Video auf. Geteilt wurde es unter anderem von der US-Sängerin puerto-ricanischer Abstammung, Jennifer Lopez. Ein Ausrutscher war der schlechte Scherz des Comedians sicherlich nicht. Latinos liebten es, „Babys zu machen“, hatte Hinchcliffe noch gesagt. Der Trump-Unterstützer machte bei seinem Auftritt auch Witze über Schwarze, Palästinenser, Juden und Migranten.

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