Biden leistet sich Trump-Patzer vor der US-Wahl 2024 – und muss zurückrudern
„Sperrt ihn ein“-Rufe sind im US-Wahlkampf nicht neu. Entgegen der Harris-Linie sagt nun auch Biden, Trump müsse eingesperrt werden – und rudert schnell zurück.
Concord, NH – Immer wieder fordert die Menge bei Wahlkampfveranstaltungen der Demokraten: „Sperrt ihn ein“. Die Rede ist dabei von Donald Trump. Rufe, welche Kamala Harris immer wieder zu unterbinden versucht – mit Verweis darauf, dass dies der Job der Justiz sei. Harris’ Appell an die Demokraten: „Was wir tun werden, ist ihn im November zu schlagen.“ Von dieser Linie ist US-Präsident Joe Biden am Dienstag (22. Oktober) nun abgewichen – wenn auch nur für einen kurzen Moment.
„Sperrt ihn ein“-Rufe im US-Wahlkampf: Biden patzt mit Aussage über Trump und rudert zurück
Bei der Veranstaltung in New Hampshire tat Biden es der Menge gleich und sagte: „Wir müssen ihn einsperren.“ Schnell fügte der scheidende US-Präsident jedoch hinzu: „Sperren Sie ihn politisch ein. Sperren Sie ihn aus. Das ist es, was wir tun müssen.“ An die Zuhörerinnen und Zuhörer appellierte Biden kurz vor der US-Wahl 2024: „Denken Sie darüber nach, was passieren würde, wenn Donald Trump diese Wahl gewinnen würde.“ Damit scheint Biden, der für gewöhnlich von solchen Forderungen absieht, noch die Kurve bekommen zu haben.
Vor US-Wahl 2024: Trump-Kampange wirft Harris-Lager politische Verfolgung vor
Eine Reaktion des republikanischen Kandidaten ließ dennoch nicht lange auf sich warten. Regelmäßig behauptet Trumps Kampagne, dass die Strafverfolgung gegen den Ex-Präsidenten politischer Natur und durch die Demokraten motiviert sei. Bidens Aussage in New Hampshire hat Trumps Kampagne für diese Behauptung Futter gegeben. In einer Erklärung einer Wahlkampfsprecherin, Karoline Leavitt, hieß es als Reaktion auf Bidens Patzer: „Joe Biden hat gerade die Wahrheit zugegeben: Der Plan von ihm und Kamala bestand die ganze Zeit darin, ihren Gegner Präsident Trump politisch zu verfolgen, weil sie ihn nicht fair und fair schlagen können.“
Die Sprecherin griff außerdem Bidens Aussage, dass Trump eine Bedrohung für die Demokratie darstelle, auf: „Die Harris-Biden-Administration ist die wahre Bedrohung für die Demokratie. Wir fordern Kamala Harris auf, Joe Bidens schändliche Bemerkung zu verurteilen.“ Auch Trumps Sohn, Donald Trump Jr., schaltete sich ein. Auf der Plattform X teilte er ein Video von Bidens Aussage und schrieb dazu: „Sie verstecken es nicht einmal. Bei der Klage gegen meinen Vater ging es immer um Wahleinmischung!“ Eine Erzählung, die auch Trump selbst im Rahmen seiner Anklagen und Gerichtsverfahren immer wieder ausbrachte.
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Dass Trump derjenige war, der die Einsperr-Rufe des politischen Gegners ursprünglich überhaupt auf die Tagesordnung gebracht hat, blendet das Trump Lager dabei jedoch aus. Im Jahr 2016 nutzte Trump mit Blick auf seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton den Ausruf: „Sperrt sie ein!“. Auch sagte Trump zuletzt, dass er einen Einsatz des US-Militärs gegen den „Feind im Inneren“ für möglich halte.
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US-Wahl 2024: Harris bremst „Sperrt ihn ein“-Rufe ihrer Anhänger aus
Dennoch: Dass die Demokraten oder jedenfalls Harris‘ Anhänger den Ruf übernehmen, scheint wenig zielführend. Im New York Magazine heißt es dazu: „Die Heuchelei ist natürlich offensichtlich. Dieselben Leute, die darauf bestanden, dass die Strafverfolgung von Trump durch den Bezirksstaatsanwalt von Manhattan absolut nichts Politisches sei, haben daraus sofort Wahlkampfpropaganda gemacht.“ Möglicherweise liegt unter anderem darin der Grund, dass Harris auf die Rufe ihrer Anhänger zurückhaltend reagiert und auf ihre Chance bei der US-Wahl 2024 im November verweist. (pav)