Baltikum bricht mit Putins Energie: EU-Länder trennen sich endgültig von Russlands Wirtschaft
Litauen, Lettland und Estland waren lange per Stromkabel mit dem russischen Festland verbunden. Nun wollen sie die Verbindung endgültig trennen.
Vilnius – Immer mehr EU-Länder sagen Russlands Wirtschaft den Kampf an. Noch vor dem Ukraine-Krieg hatte Wladimir Putin geglaubt, die EU mit Energie unter Druck setzen zu können. Doch diese Zeiten neigen sich dem Ende zu. Litauen, Lettland und Estland werden sich am Samstag (8. Februar 2025) vom russischen Stromnetz trennen und damit die aus der Sowjetzeit stammenden Energieverbindungen kappen.
Aus für Putins Strom: EU-Länder kappen Stromverbindung – hat das Folgen für Russlands Wirtschaft?
„Wir nehmen Russland jetzt die Möglichkeit, das Stromnetz als Instrument geopolitischer Erpressung zu nutzen“, sagte Litauens Energieminister Zygimantas Vaiciunas gegenüber AFP. Der Schritt sei „eine physische Trennung vom letzten verbleibenden Element unserer Abhängigkeit vom russischen und belarussischen Energiesystem“, hatte der litauische Präsident Gitanas Nausėda kürzlich in einem Interview mit Associated Press erklärt.

Am Samstag (8. Februar) werden nach und nach alle verbleibenden Übertragungsleitungen zwischen den Ländern und Russland, Belarus und dem russischen Kaliningrad – einer russischen Exklave zwischen den EU-Mitgliedern Polen und Litauen und dem Meer – abgeschaltet.
Baltikum trennt sich von Russlands Wirtschaft – Integrierung ins europäische Verbundnetz
Zwar kauften die baltischen Staaten nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs kein russisches Gas und keinen Strom mehr, ihre Netze blieben jedoch mit denen Russlands und Belarus verbunden, wobei Moskau den Stromfluss kontrollierte. Ab Samstag werden die drei Länder ihre Versorgung selbst regeln.
„Bisher konnte Russland Energie als Waffe einsetzen und damit das Risiko ungeplanter, durch politische Entscheidungen bedingter Stromausfälle schaffen“, sagte Vaicunas. Nach der Trennung vom russischen Netz am Samstag um 07:00 Uhr GMT werden die baltischen Staaten für etwa 24 Stunden in einem „isolierten Modus“ arbeiten, um ihre Frequenzstabilität zu testen. Über Polen werden die drei Staaten dann in das europäische Verbundnetz integriert.
Schritt der EU-Länder gegen Russlands Wirtschaft schürt auch Sorge vor Stromausfällen
In allen drei Ländern sind Feierlichkeiten geplant. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird am Sonntag mit den baltischen Staats- und Regierungschefs an einer Zeremonie in Vilnius teilnehmen. Vaiciunas sagte, die Verbraucher dürften während der Umstellung keine Störungen erleben. Ein Notstand wie zum Beispiel in Moldau dürfte es also nicht geben.
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Dennoch haben Sorgen über Stromausfälle die Generatorverkäufe in Estland in die Höhe getrieben. „Die Verkaufszahlen vom Januar zeigen ein deutlich gestiegenes Interesse an Generatoren“, sagte Margo Pruunlep, Verkaufs- und Marketingleiterin beim Baumarkt Ehituse ABC, gegenüber AFP. Die baltischen Staaten, die alle Nato-Mitglieder sind, pflegten seit ihrer Unabhängigkeitserklärung von der UdSSR im Jahr 1990 oft ein kühles Verhältnis zu Russland – besonders nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Russlands Wirtschaft ist nach eigenen Angaben vorbereitet auf die Strom-Trennung
Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, der Plan zur Abschaltung sei von den baltischen Staaten im Voraus angekündigt worden und der russische Energiesektor habe seinerseits vorbereitende Schritte unternommen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
„Diese Pläne wurden vor langer Zeit angekündigt und erforderten bestimmte Maßnahmen unserer und ihrer Stromversorger“, sagte Peskov gegenüber Reportern. „Wir haben alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um einen zuverlässigen und unterbrechungsfreien Betrieb unseres einheitlichen Energiesystems sicherzustellen.“