EU befeuert aus „Panik“ Russlands Wirtschaft – Putins Würgegriff könnte auch 2025 wirken

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Putin würde am liebsten weiterhin Mengen an russischem LNG an die EU verkaufen. Offenbar braucht er sich nicht zu sehr zu bemühen. Das Interesse besteht.

Moskau – Eigentlich will sich die EU vom russischen Flüssigerdgas lösen, doch ganz so einfach ist das nicht. LNG-Exporte gehören zu den wichtigsten Einnahmequellen für Wladimir Putin und befüllen seine Kriegskasse. Zwar gibt es für die EU inzwischen Alternativquellen, doch einige EU-Länder sind offenbar noch immer scharf auf Putins Gas.

Russlands Wirtschaft profitiert – EU importiert Rekordmengen an russischem LNG

Wie Daten aus dem Jahr 2024 zeigen, hat die EU die russischen LNG-Importe deutlich erhöht. „Was wir dieses Jahr gesehen haben, ist überraschend“, sagte Ana Maria Jaller-Makarewicz, Analystin beim Institute for Energy Economics and Financial Analysis. Die EU hatte im Sommer 2024 erstmals russisches LNG sanktioniert – allerdings verbieten diese Sanktionen nicht den LNG-Import, sondern dessen Umladung innerhalb der EU. Zudem wird auch die Einfuhr russischen Flüssiggases über Terminals verboten, die nicht an das Erdgassystem der EU angeschlossen sind.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin will am liebsten weiterhin massiv Gas nach Europa verkaufen. © Kristina Kormilitsyna/imago

Jaller-Makarewicz deutet die erhöhten LNG-Importe als Zeichen dafür, dass die EU in „Panik“ geraten sei und noch immer damit kämpfe, sich von den billigeren Lieferungen zu lösen. Wie der Datenanalyst Kpler der Financial Times mitteilte, erreichte die LNG-Importe der EU im Jahr 2024 einen Rekordwert.

Welche EU-Länder besonders viel LNG importiert haben – und Russlands Wirtschaft befeuern

Europa importierte bis Mitte Dezember laut dem Rohstoffdatenanbieter Kpler einen Rekordwert von 16,5 Millionen Tonnen russischem Flüssiggas. Russisches LNG machte zudem im Jahr 2024 20 Prozent der gesamten EU-Importe des per Seetransport transportierten Treibstoffs aus, verglichen mit 15 Prozent im letzten Jahr, wie Schiffsverfolgungsdaten zeigen.

Laut Kpler sind die russischen LNG-Importe in Frankreich sprunghaft angestiegen. Das Land hatte 2024 Jahr bisher mehr Flüssigerdgas aus Russland erhalten als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Lieferungen im Jahr 2018, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Schiffsverfolgungsdaten hervorgeht. Insbesondere die Lieferungen an das Terminal in Dünkirchen nahe der belgischen Grenze sind stark angestiegen. Es ist allerdings unklar, wie viel russisches LNG, das in Frankreich ankommt, dort tatsächlich verbraucht wird. 

Offenbar spielt vor allem der billige Preis eine große Rolle beim Interesse für russisches LNG. Laut Christoph Halser, Gasanalyst bei Rystad, ist der Preis für Flüssigerdgas, das vom russischen Jamal-Terminal nach Europa geliefert werde, „deutlich niedriger“ sei als der für Gaslieferungen aus den USA. Die Jamal-Pipeline könnte von der Jamal-Halbinsel in Sibirien russisches LNG durch Russland, Belarus, Polen bis nach Deutschland transportieren.

EU will Abhängigkeit von Russlands Wirtschaft reduzieren

Die EU hat jüngst betont, auch ohne russisches LNG auskommen zu können. Besonders nach dem Ende des Transitabkommens zwischen der Ukraine und Russland wuchs die Sorge vor Versorgungsproblemen in der EU. Doch diese Sorge scheint vorerst offenbar unbegründet. „Da weltweit jährlich mehr als 500 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas produziert werden, dürfte der Ersatz von rund 14 Milliarden Kubikmetern russischen Gases, das über die Ukraine fließt, nur geringe Auswirkungen auf die Erdgaspreise in der EU haben“, zitiert Bloomberg aus dem noch nicht veröffentlichten Dokument der Kommission.

Das Transitabkommen hatte es Russland bislang ermöglicht, russisches Gas über ukrainische Pipelines nach Europa zu exportieren. Zum Jahreswechsel lief dieser Vetrag zwischen Gazprom und dem ukrainischen Energieversorger Naftogaz allerdings aus. Für Putin bedeutet dies ein schwerer Einnahmeverlust. (bohy)

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