Herbe Verluste für Russland: Ukraine legt Putins Standbein lahm
Ukrainische Drohnenangriffe treffen die Hauptschlagader der russischen Wirtschaft. Die Folge: Russland muss die Ölproduktion in Raffinerien einschränken.
Moskau – Der Ukraine-Krieg könnte Russland eines seiner wichtigsten Ressourcen kosten: Jüngste ukrainische Drohnenangriffe auf Ölraffinerien haben die Produktion von Öl massiv geschwächt. Die Ukrainer haben wiederholt auf große Ölverarbeitungslager gezielt – offenbar mit Erfolg. Laut der neuesten Auswertung der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte Russlands Wirtschaft im zweiten Quartal des Jahres 2024 Verluste von 500.000 bis 600.000 Barrel an Rohölverarbeitungskapazität pro Tag einbüßen.
Russlands Wirtschaft muss massiv bei Ölproduktion einbüßen
Das berichtet Bloomberg und beruft sich auf die Auswertung der IEA. Russland als einer der größten Ölproduzenten der Welt ist sehr auf die Raffineriekapazitäten angewiesen. Russland hat bislang behauptet, die Produktion in Raffinerien trotz ukrainischer Angriffe nicht eingestellt zu haben. Entgegen russischer Darstellung vermutet Euronews in einem Beitrag von Anfang April, dass die ukrainischen Angriffe zu unmittelbaren Produktionsausfällen geführt und Probleme in den Betrieben verursacht hat.
Auch Bloomberg vermutet, dass die Produktion von Öl in den russischen Raffinerien bereits zurückgegangen ist. Demnach produzierten die Raffinerien in den ersten drei Tagen im April 2024 durchschnittlich 5,25 Millionen Barrel Öl pro Tag. Im April 2023 waren es noch 5,78 Millionen Barrel, die produziert wurden.
Folgen für Russlands Wirtschaft: Ölproduktion geht wohl zurück
Einige der angegriffenen Raffinerien konnten ihre Produktion schnell wieder aufnehmen. Andere Ölanlagen, wie die Raffinerie Rjasan sowie die Anlage in der Region Nischni Nowgorod mussten laut Bloomberg und Newsweek ihre Produktion auf freie oder nicht ausgelastete Ölverarbeitungslager verlagern.
Der IEA zufolge hat die Ukraine elf Ölraffinerien in Russland durch ihre Angriffe beschädigt. Sollten die Raffinerien für Reparaturarbeiten nach den Angriffen für vier bis acht Wochen schließen, könnte dies auch Lieferungen von Diesel und Naphtha (Rohbenzin) an die internationalen Märkte stark einschränken. „Die russischen Ölraffinerien spielen eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft des Landes und seine globale Energiepräsenz“, sagte Elina Ribakova, Direktorin des internationalen Programms an der Kiewer Wirtschaftshochschule, gegenüber Euronews.
Westliche Sanktionen erschweren Ölgeschäfte für Russlands Wirtschaft
Russland hat allerdings nicht nur Probleme, Öl zu produzieren. Aufgrund westlicher Sanktionen wird es für Wladimir Putin immer schwieriger, Abnehmer für russisches Rohöl zu finden. Bislang hat Indien einen Großteil russischen Öls importiert, doch nach Verschärfung der Sanktionen nahm der Handelspartner Abstand.
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Neben Problemen bei der Produktion und Lieferung von Öl könnte für Russlands Wirtschaft auch das Benzin knapp werden. Die Preise steigen und der Export wird eingeschränkt. So hat die russische Regierung nach Medieninformationen Ende Februar 2024 die Ausfuhr von Benzin und Diesel für ein halbes Jahr weitgehend untersagt.
Wegen Sanktionen: Drohen Russland Engpässe bei Öl und Benzin?
Das von Kabinettschef Michail Mischustin unterzeichnete Exportverbot soll die erwartete höhere Nachfrage im Land selbst ausgleichen, berichtete das Internetportal RBC im Februar unter Berufung auf Regierungskreise. Zugleich sollen die Ölkonzerne künftig mindestens 16 Prozent ihrer Dieselproduktion an der russischen Börse verkaufen.
Seit Jahresbeginn sind nach Angaben von RBC die Preise an den russischen Rohstoffbörsen für die verschiedenen Benzin- und Dieselsorten zwischen 8 und 23 Prozent gestiegen. An den Tankstellen ist die Preissteigerung demnach bisher nicht angekommen. Auf den Weltmärkten ist Russland insbesondere bei der Dieselproduktion ein bedeutender Akteur. Zwar untersagte die EU schon im vergangenen Jahr die Einfuhr von Ölprodukten aus Russland. Doch zugleich haben Länder wie die Türkei und Brasilien deutlich mehr Diesel gekauft. (mit Material der dpa)