Putins Gas versorgt EU-Länder – neuer Plan könnte Russland erheblich schaden

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Europäische Länder importieren russische Energie in Millionenhöhe. Das will die EU jetzt ändern. Allerdings gibt es mehrere Probleme.

Brüssel – Die Europäische Union will bei den russischen Energieimporten die Daumenschrauben anziehen. Obwohl das Länderbündnis die Einnahmen von Kreml-Chef Wladimir Putin aus Energie-Verkäufen beschneiden will, gibt es immer wieder Berichte darüber, dass europäische Länder Millionen in den Ankauf dieser Energie stecken. Einige Länder haben deutliche Probleme damit, sich von diesen Importen zu lösen.

EU-Plan zum Ende von Russlands Energie-Exporten – trotzdem kommt Putins Gas nach Europa

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine verfolgt die Europäische Union (EU) den langfristigen Plan, ihre Abhängigkeit von Energie aus Russland zu verringern. Dazu hatte sie im Mai 2022 eine Strategie namens REPowerEU verabschiedet, die darauf abzielt, den Übergang zu einer sauberen Energieversorgung zu beschleunigen. Auch sollte diese Strategie die bestehende Versorgung diversifizieren und die Energieresilienz der EU verstärken.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Europäische Länder importieren russische Energie in Millionenhöhe. Das will die EU jetzt ändern. Allerdings gibt es mehrere Probleme. © IMAGO / Russian Look

Um das zu erreichen, hatte die Union etwa Sanktionen verhängt, die russische Kohleimporte beschneiden sollten. Sanktionen auf Öl, so teilte es die EU-Kommission mit, haben die Importe von fast einem Drittel auf drei Prozent der gesamten Öl-Importe der EU reduziert. Im Gasbereich wiederum konnte die EU ihre Gas-Importe aus Russland von über 45 Prozent (im Jahr 2021) auf knapp 19 Prozent (Stand 2024) verringern. Stattdessen bezieht der Kontinent zunehmend LNG von „vertrauenswürdigen internationalen Partnern“.

Trotz alledem befindet sich nach wie vor russische Energie im europäischen Energiemix – vor allem russisches Gas. Wo hakt es? Welche Länder sind nach wie vor abhängig?

Frankreich und Ungarn als Haupt-Importeure – so gelangt russisches Gas in die EU

Hier sprechen die Zahlen des Centre for Research on Clean Energy (CREA) eine deutliche Sprache. Für den Februar 2025 sieht das wie folgt aus: Die fünf größten Importeure von fossilen Energieträgern haben Russland im Februar rund 1,3 Milliarden Euro für diese Lieferungen bezahlt. Das wichtigste Importland für Russland in der EU ist Frankreich. Das Land hatte für die Importe rund 399 Millionen Euro bezahlt, unter ihnen befand sich auch russisches Flüssigerdgas (LNG).

Danach folgte Ungarn mit Importen im Wert von rund 307 Millionen Euro. Das Land galt als dermaßen abhängig von russischen Energieimporten, dass die EU für Ungarn (und daneben auch die Slowakei und Tschechien) Ausnahmeregelungen eingesetzt hatte, damit das Land weiter russische Energie beziehen konnte. Ungarn gilt als eher kremlfreundlich – unter anderem hatte die Regierung wiederholt vor einer Energiekrise gewarnt, als die Ukraine den russischen Ölkonzern Lukoil sanktioniert hatte, oder diverse Entscheidungen auf EU-Ebene zumindest blockiert, was etwa Sanktionen oder neue Waffenlieferungen an die Ukraine anging.

Belgien und die Slowakei importierten ähnliche Mengen (266 Millionen Euro und 253 Millionen Euro), und beide Staaten bringen ein paar Probleme mit. Belgien zum Beispiel hatte zuletzt deutlich weniger Gas verbraucht als noch im Jahr 2024, dafür aber exportiert das Land 60 Prozent mehr Gas als vorher, wobei auch russisches LNG am Ende in Nachbarstaaten gelandet sein könnte.

Die Slowakei wiederum gehört – genau wie Ungarn – zu den Ländern, die eine EU-Ausnahmeregelung gebraucht hatten und mehr Zeit benötigen, um sich von russischen Importen zu lösen. 70 Prozent der Importe in der Slowakei waren russische Rohöl-Importe via Pipeline. Das russische Öl durchläuft in der Slowakei einen Verarbeitungsprozess und fließt dann teilweise weiter nach Tschechien.

Gründe für Abhängigkeit von Russland-Gas – diese Rolle spielen die Huthi-Rebellen

Dabei stellt sich die Frage: Warum importiert die EU noch russische Energie? Aus Frankreich hieß es, dass die Huthi-Rebellen einen Teil der Verantwortung dafür tragen. Die Presseagentur AP hatte hier beim französischen Energiekonzern TotalEnergies nachgefragt. Erstens ist dieser noch durch vor der Ukraine-Invasion abgeschlossene Energieverträge gebunden, zweitens hatten die Rebellenangriffe im Roten Meer dafür gesorgt, dass Frankreich seine Gasimporte hatte umleiten müssen. Gas aus dem Mittleren Osten erreiche Europa nicht mehr so leicht wie früher.

Und in Ungarn ist es die blanke Abhängigkeit, die das russische Gas weiter fließen lässt. Laut der Friedrich-Ebert-Stiftung kamen 90 Prozent von Ungarns Öl und Erdgas bereits vor dem Krieg aus Importen, von diesen Importen stammten 64 Prozent (Öl) respektive 95 Prozent (Gas) aus Russland. 100 Prozent der Importe von Nukleartreibstoff kamen aus Russland. Neben der kremlfreundlichen Einstellung ist Ungarn ein Land ohne Zugang zum Meer, was bedeutet, dass es nicht so leicht LNG per Tankschiff importieren kann wie es Spanien, Frankreich und Deutschland können.

Mit der Slowakei war es ähnlich. Das Land setzt zu einem großen Teil auf Atomstrom, aber kurz vor dem Krieg war auch die Slowakei von Russland „vollständig abhängig“. Bei den Importen von Erdgas, Öl und nuklearem Treibstoff war es „fast zu 100 Prozent“ von Russland abhängig, berichtete die Friedrich-Ebert-Stiftung.

EU legt neue Pläne für Russland-Energie vor – Ende von Putins Gas?

Am Mittwoch, 26. März, will die Europäische Kommission unter anderem neue Strategien für die innere Sicherheit präsentieren – und außerdem einen Bericht dazu, wie die EU sich auf verschiedene Gefahren vorbereiten sollte. Auch stehen neue Pläne für das Ende von russischen Energieimporten bevor. Sollten die vielen Millionen, die Europa für russisches Gas und Öl zahlt, wegfallen, würde das Russlands Fähigkeiten, in der Ukraine Krieg zu führen, mindern.

Wie das aussieht, steht noch nicht fest, aber die EU könnte den Ausbau erneuerbarer Energie dabei in den Fokus nehmen. „Kein europäisches Land sollte für irgendwas von Russland abhängig sein“, hatte der EU-Energiekommissar Dan Jørgensen vor einigen Wochen gesagt, als sich das Baltikum von russischer Energie getrennt hatte. In einem Interview mit dem Nachrichtenagentur-Netzwerk European Newsroom gab er an, die Dekarbonisierung Europas könnte am besten dabei helfen, die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren. „In erster Linie geht es um den raschen Einsatz von mehr erneuerbaren Energien, die schnelle Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen, mehr Transparenz auf dem Gasmarkt.“ Erst Ende Februar hatte Jørgensen seinen Aktionsplan für bezahlbare Energie in der EU vorgelegt.

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