Deutscher Standort von Autozulieferer wird Ende Mai geschlossen - alle Mitarbeiter gekündigt

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Im Jahr 2023 wurde ein deutscher Autozulieferer von einem türkischen Unternehmen übernommen. Einer der Standorte soll nun geschlossen werden, allen verbliebenen Mitarbeitern wurde gekündigt.

Deggingen - Übernahmen oder Investoren-Einstiege sind Möglichkeiten, um insolvente Unternehmen zu bewahren, die es aus eigener finanzieller Kraft nicht mehr schaffen. Das muss allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt sein. Ein trauriges Beispiel ist der bekannte Felgenhersteller BBS, der nach einer Übernahme durch ein türkisches Unternehmen im vergangenen Jahr erneut Insolvenz anmeldete und vor dem endgültigen Aus steht. Ein solches ist laut einem aktuellen Medienbericht für einen Standort des früheren deutschen Autozulieferers Rüster bereits besiegelt.

Der Autozulieferer Rüster war nach einer Insolvenz im Jahr 2021 aus der Rüster Präzisionstechnik GmbH & Co. KG hervorgegangen und hatte nur ein Jahr später, im November 2022, ebenfalls Insolvenz angemeldet. In einer Pressemitteilung wurde im Mai 2023 vermeldet, dass der türkische Autozulieferer Bayrak Lastik die Rüster-Gruppe mit allen vier deutschen Standorten und den verbleibenden rund 600 Mitarbeitern übernommen habe. Einer der besagten Standorte ist aber nicht mehr rentabel genug und soll Ende Mai geschlossen werden.

Autozulieferer schließt deutschen Standort - Lichter gehen nach über 75 Jahren endgültig aus

Bei den vier Standorten der Rüster-Gruppe, die nach der Übernahme unter dem Firmennamen Bayrak Technik GmbH geführt werden, handelt es sich um die Werke in Rehburg-Loccum (Niedersachsen), Gedern (Hessen), Lauda-Königshofen (Baden-Württemberg) sowie dem ebenfalls baden-württembergischen Deggingen im Landkreis Göppingen. Der letztgenannte, kleinste, ehemalige Rüster-Standort geht laut der Unternehmensseite auf ein 1949 gegründetes Presswerk zur Herstellung von Rohlingen für Textilmaschinen zurück; nach über 75 Jahren gehen die Lichter Ende Mai aber ganz aus.

Wie die Südwestpresse (SWP) berichtet, ist der frühere Rüster-Standort in Deggingen nicht mehr profitabel, weshalb der Betrieb Ende Mai eingestellt werden soll. Die noch verbleibenden rund 40 Mitarbeiter – auf der Unternehmensseite werden noch etwa 60 angegeben – haben dem Bericht zufolge die Kündigung erhalten. Ein baden-württembergischer Standort des großen Autozulieferers Hella soll dagegen bereits Ende März geschlossen werden, was die Gemeinde zunächst durch einen ungewöhnlichen Weg erfahren hatte.

Rüster-Gruppe erst wenige Jahre vor der Insolvenz aus Zusammenschluss mehrerer Firmen entstanden

Die Rüster-Gruppe war erst wenige Jahre vor der Insolvenz aus einem Zusammenschluss mehrere Firmen entstanden und belieferte sowohl Autohersteller als auch größere Zulieferer mit Produkten zur Schwingungsdämpfung sowie zur Dichtung/Isolierung von Fahrzeugen sowie mit Interieurteilen. Der gesamte Geschäftsbetrieb wurde im Rahmen der Akquisition in die Bayrak-Gruppe integriert. „Das Unternehmen wird nach Abwicklung des Asset Deals neu starten und hat mit Bayrak Lastik einen strategisch und finanziell starken Partner gefunden“, hatte Sachverwalter Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger erklärt.

In einer intelligenten Fabrik der Seres Group in der Liangjiang New Area werden Fahrzeuge geprüft.
Ende Mai gehen am ehemaligen Standort des Autozulieferers Rüster in Deggingen (Baden-Württemberg) endgültig die Lichter aus (Symbolbild). © Huang Wei/dpa/XinHua

Künftig besteht die Bayrak Technik GmbH aber demnach nur noch aus den Standorten Rehburg-Loccum, Gedern und Lauda-Königshofen, an denen insgesamt – laut Unternehmensseite – rund 440 Mitarbeiter angestellt sind. Vor wenigen Wochen wurde auch bekannt, dass der traditionsreiche Autozulieferer Allgaier Automotive nach der Insolvenz Ende des Jahres geschlossen wird und zu diesem Zeitpunkt auch alle Mitarbeiter die Kündigung erhalten werden.

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