Russland-Geschäft zweier Banken ein Dorn im Auge der EU – jetzt wird der Druck erhöht
Zwei westliche Banken sind noch immer in Russland aktiv, was der EZB schon länger ein Dorn im Auge ist. Nun sollen Einschränkungen den Druck erhöhen.
Wien – Für die Kunden der Raiffeisen Bank International (RBI) werden erste Konsequenzen der Russland-Aktivitäten des österreichischen Geldhauses sichtbar. Dazu zählen etwa Einschränkungen im Zahlungsverkehr, wie die Bank am Dienstag (30. Juli) mitteilte. Weitere Schritte würden folgen. Wie die Vorgaben der Aufsichtsbehörde im Detail aussehen, nennt die Bank allerdings nicht. Im April erklärte die RBI lediglich, dass die Kundenkredite bis 2026 um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023 reduziert werden sollen. Zudem müssten die internationalen Zahlungen aus Russland zurückgehen.
RBI und UniCredit noch in Russland aktiv – Abbau der Geschäfte dauert an
Die RBI ist vor der italienischen UniCredit die größte westliche Bank in Russland. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine prüft das Institut Optionen für einen Ausstieg. Derzeit arbeite die Bank weiterhin an einer Abspaltung oder einem Verkauf der russischen Tochter. Beide Varianten würden zahlreiche Genehmigungen von Behörden erfordern, vor allem aus Russland. „Die RBI hat den Prozess somit nicht komplett selbst in der Hand“, erklärte die Bank. Einen Zeitplan nannte sie nicht.
„Wir versuchen in allen wesentlichen Bereichen stark zu reduzieren: Zahlungsverkehr, Kreditgeschäft und Einlagengeschäft“, sagte ein Bank-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Das Eigenkapital der russischen Tochter werde allerdings weiterhin zunehmen. Die Gewinne sind in Russland eingefroren, da keine Dividenden zur Konzernmutter nach Wien fließen. Im Mai war die RBI mit dem Versuch gescheitert, mit einer komplizierten Transaktion Gewinne ihrer florierenden Russland-Tochter nach Österreich zu übertragen. Grund dafür war ein drohender Sanktionsverstoß. Wann sich der Abbau der Geschäfte in Russland schließlich auch in den Ergebnissen niederschlagen wird, lässt sich vorerst nicht sagen.
RBI verdient in Russland prächtig – ein Dorn im Auge der Zentralbank und der USA
Derzeit verdient die RBI in Russland prächtig. Im ersten Halbjahr stieg das Ergebnis nach Steuern um 2,8 Prozent auf 705 Millionen Euro. Das ist etwa die Hälfte des Gewinns der gesamten Gruppe von 1,4 Milliarden Euro. Die RBI liegt damit über den Erwartungen von Analysten. Anleger reagierten erfreut. An der Wiener Börse kletterten die RBI-Aktien zeitweise über sieben Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten.
Der Abbau des Geschäfts in Russland zeigt sich derzeit im Kreditvolumen, das um 17,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro schrumpfte. Die Zahl der Kunden stieg hingegen von 3,2 auf 3,3 Millionen. Nach Angaben des Sprechers darf die Bank in Russland keine Retail-Kunden ablehnen. Die Konditionen seien aber „denkbar schlecht“. Während die russische Zentralbank für Einlagen 18 Prozent an Zinsen zahle, würden die RBI-Kunden null Prozent erhalten und müssten zudem hohe Gebühren zahlen. Dass dennoch Kunden zur Raiffeisenbank Russland wechseln, sei darauf zurückzuführen, dass die Bank – im Gegensatz zu vielen russischen Banken – im internationalen Finanzkommunikationsnetz SWIFT ist, was internationale Überweisungen ermöglicht.
Der EZB ist das Russland-Geschäft der europäischen Geldhäuser zunehmend ein Dorn im Auge. Sie forderte die RBI sowie die UniCredit auf, die Aktivitäten in dem Land bis 2026 kräftig zu reduzieren. Die italienische Großbank will die Forderung der EZB gerichtlich bekämpfen, die RBI lehnt einen solchen Schritt hingegen ab. Druck kommt aber auch aus den USA. Die US-Sanktionsbehörde Office of Foreign Assets Control (OFAC) hat die Aktivitäten der RBI in Russland ins Visier genommen. Auch US-Finanzministerin Janet Yellen warnte vor einer Verschärfung der Sanktionen gegen Banken, die in Russland Geschäfte machen.
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Österreichische Bank müsste Tochter deutlich unter Wert verkaufen
Bei einem Ausstieg aus Russland müsste die RBI ihre Tochter aufgrund diverser Auflagen aus Russland unter ihrem tatsächlichen Wert verkaufen. Auf die Kapitalisierung hätte das nach Angaben der RBI allerdings keine großen Auswirkungen. Auch wenn sie ihre Russland-Tochter bei einem hypothetischen Buchwert von Null vollständig entkonsolidieren müsste, könnte das durch die Kapitalreserven abgefedert werden, erklärte die RBI. Ohne Russland beläuft sich die harte Kernkapitalquote der Bank mit Ende des Halbjahres auf 14,7 Prozent und liegt damit deutlich über den regulatorischen Vorgaben. Inklusive Russland liegt die Quote bei 17,8 Prozent. (wal/reuters)