Strom-Entlastung ab 2026: Merz pumpt 6,5 Milliarden in Netzkosten – so viel sparen Haushalte

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Die Bundesregierung plant 6,5 Milliarden Euro Zuschuss für Stromkunden ab 2026. Die Netzentgelte sollen sinken. Die Ersparnisse für Haushalte sind geringfügig.

Berlin – Die Bundesregierung unter CDU-Kanzler Friedrich Merz hat einen milliardenschweren Plan zur Entlastung der Stromkunden vorgelegt. Ab 2026 sollen deutsche Verbraucher durch einen staatlichen Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro jährlich bei den Stromkosten entlastet werden. Das geht aus einem Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums hervor.

Der Bundeszuschuss soll gezielt die Übertragungsnetzkosten reduzieren und damit die Netzentgelte für alle Stromkunden senken. „Über einen Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten soll im Kalenderjahr 2026 die Kostenbelastung der Stromkunden aus den Netzentgelten gedämpft werden“, erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums gegenüber Welt. Die Finanzierung erfolgt aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), einem Sondertopf des Bundes. Der energiepolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Andreas Lenz, bestätigte im ARD-ZDF-Morgenmagazin, dass die Netzentgelte durch den Zuschuss um etwa zwei Cent pro Kilowattstunde reduziert werden. „Bei einem normalen Haushalt circa 25 bis 50 Euro im Jahr“, so Lenz.

Entlastung für Verbraucher: Warum steigen die Netzentgelte?

Nach Einschätzungen des MDR-Wirtschaftsredakteurs Ralf Geißler dürfte ein Vier-Personen-Haushalt durch die Senkung der Netzentgelte um zwei Cent pro Kilowattstunde zwischen 50 und 80 Euro im Jahr sparen. Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox sinkt der Strompreis für Haushalte im Bundesdurchschnitt um rund 1,6 Cent pro Kilowattstunde. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) betonte: „Die Entlastungen müssen über die Netzbetreiber an die Kunden weitergegeben werden. Meine klare Erwartung an die Branche ist: Die Entlastungen müssen beim Kunden ankommen“.

Die Netzentgelte, die etwa 30 Prozent des Strompreises ausmachen, sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Sie finanzieren hauptsächlich den teuren Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende. Laut Gesetzentwurf soll der Bundeszuschuss die „energiewendebedingte Steigerung“ abfedern. Aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums hieß es, die strukturell hohen Strompreise seien weiterhin eine große Herausforderung für Wirtschaft und Haushalte. Ein Ministeriumssprecher erklärte gegenüber Stern: „Nach extremen Schwankungen in den vergangenen Jahren sind die Großhandelspreise für Strom zurzeit immer noch etwa doppelt so hoch wie 2020 und davor“.

Entlastung in Sicht: Laut Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums sollen die Netzentgelte ab 2026 um etwa zwei Cent pro Kilowattstunde sinken. © IMAGO / Panama Pictures

Gesetzentwurf für einen Zuschuss der Übertragungsnetzkosten 2026: Teil eines größeren Entlastungspakets

Die Senkung der Netzentgelte ist Teil eines umfassenderen Maßnahmenpakets der Bundesregierung. Zusätzlich sollen Unternehmen und Verbraucher von der Gasspeicherumlage befreit werden. Außerdem plant die Regierung, die gesenkte Stromsteuer für das produzierende Gewerbe ab 2026 dauerhaft festzuschreiben. Eine generelle Stromsteuersenkung für alle Verbraucher, die ursprünglich im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vorgesehen war, wird dagegen wegen Haushaltszwängen vorerst nicht umgesetzt.

Besonders profitieren sollen laut MDR die ostdeutschen Bundesländer. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen zugute, dass die Bundesregierung die Netzentgelte bereits regional angepasst hat. Seit Anfang 2025 wurden die Netzentgelte in Sachsen-Anhalt um acht Prozent, in Sachsen um sieben Prozent und in Thüringen um 15 Prozent gesenkt. Ein Ministeriumssprecher wies laut Stern-Informationen jedoch darauf hin, dass eine pauschale Berechnung der Entlastung schwierig sei: „Inwieweit die Übertragungsnetzentgelte als Zusatz zu den Stromkosten des Einzelnen hinzukommen, hängt von der regionalen Erzeugung, vom Verbrauch und der Netzstruktur ab“.

Fraglich ist auch, wann genau die Entlastung spürbar bei den Verbrauchern landet. MDR-Wirtschaftsredakteur Geißler weist darauf hin, dass jeder Verbraucher prüfen muss, ob der eigene Stromanbieter die Senkung bereits an die Kunden weitergegeben hat. Außerdem erfolgt die Abrechnung erst ein Jahr später. „Bis die Senkungen sich im Portemonnaie zeigen, könnte es dementsprechend noch einige Zeit dauern“, so Geißler. Auch in den Folgejahren sind jährlich 6,5 Milliarden Euro für Entlastungen vorgesehen. Ob diese ausschließlich über die Netzentgelte oder auch über andere Umlagen weitergegeben werden, ist noch offen. (ls/dpa)

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