Billiger Strom alarmiert Netzbetreiber – 7,8 Milliarden Euro fehlen
Nachdem die Netzbetreiber die Netzentgelte erhöht hatten, fordern sie nun weitere 7,8 Milliarden Euro. Der Grund: sinkende Strompreise. In einem Brief wenden sich die Netzbetreiber an die Politik.
Berlin – „Die Zeit der billigen Energie ist vorbei.“ Erst im Dezember hatte Klaus Müller, Leiter der Bundesnetzagentur, vor der Entwicklung der Strompreise gewarnt. Die Großhandelspreise für Strom seien gegenüber 2022 „deutlich“ gefallen, das Preisniveau sei dennoch höher als vor dem versuchten russischen Angriff auf Kiew. Diese niedrigen Großhandelspreise sorgten nun für ein Milliardenloch im Haushalt der Netzbetreiber.
Von Netzbetreibern geforderte Summe | 7,8 Milliarden Euro |
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Netzentgelterhöhung im Schnitt | Elf Prozent |
Betroffene Unternehmen | 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW |
Netzbetreibern fehlen 7,8 Milliarden Euro
In einem gemeinsamen Brief fordern die Betreiber der deutschen Stromübertragungsnetze zusätzlich 7,8 Milliarden Euro vom Bundeswirtschaftsministerium. Nur so sei es ihnen möglich, die Finanzierung der erneuerbaren Energien zu sichern und Risiken für den Netzausbau zu reduzieren.
Konkret bestehe „die sehr dringende Notwendigkeit zur Anpassung der Abschlagszahlungen auf die kurze Sicht“, zitiert das Handelsblatt aus dem ihm vorliegenden Brief. Es gehe hierbei um die Monate Februar und März. Sollte eine Reaktion der Politik ausbleiben, so sehen die Unternehmen „innerhalb weniger Monate“ Liquiditätsprobleme auf sich zukommen. Die Netzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW hätten „dringenden Gesprächsbedarf“ zur Lösungsfindung.
Sinkende Großhandelspreise – Weniger Einnahmen aus EEG-Strom
Im aktuellen Fall ergibt sich der zusätzliche Bedarf an Finanzierung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Zur Abwicklung des Fördersystems im Rahmen des EEG führen die vier Übertragungsnetzbetreiber ein EEG-Konto. Die Differenzen zwischen Ausgaben und Einnahmen von den Stromkunden finanzierte sich früher über die EEG-Umlage. Seit 2022 kommen die Mittel stattdessen aus dem Bundeshaushalt.

Das Problem dabei: Sobald das Preisniveau im Großhandel sinkt, steigt die Differenz zwischen den Einnahmen aus dem Verkauf von EEG-Strom und den Vergütungen im Rahmen des EEG. Damit ist eine frühere, bereits im Oktober angestellte, Prognose der Netzbetreiber hinfällig. Damals waren sie noch von einem Bedarf von 10,6 Milliarden Euro ausgegangen.
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EEG-Finanzierungsbedarf steigt drastisch
Auf Anfrage von Ippen.Media teilte ein Sprecher von TransnetBW mit, dass die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber das EEG-Konto rein treuhänderisch verwalten. „Der Einsatz der Fördermittel ist von den dynamischen Preisen am Strommarkt abhängig. Niedrige Börsenpreise führen zu höheren Ausgaben bei der EEG-Förderung sowie zu niedrigeren Einnahmen bei der Vermarktung der EEG-Strommengen in Festvergütung“, erklärte der Sprecher. Für den Fall, dass sich die Börsenpreise „entsprechend der derzeitigen Futures realisieren, erhöht sich der EEG-Finanzierungsbedarf 2024 gegenüber dem ursprünglich ermittelten Wert“.
Die Netzbetreiber stünden derzeit in engem Austausch mit dem BMWK. Wie es mit der EEG-Förderung weitergeht, läge ganz bei der Politik.
Netzentgelt bereits höher als vorher
Im November hatten die örtlichen Stromversorger angekündigt, die sinkenden Großhandelspreise an die Verbraucher weiterzugeben. Für viele bedeutete das einen günstigeren Preis bei der Strom- und Gasversorgung. Das Vergleichsportal Verivox hatte hier von über 400 Preissenkungen um durchschnittlich 13 Prozent gesprochen. Mit dem neuen Haushalt der Regierung änderte sich die Stimmung. Teils drastische Kostenerhöhungen standen zu erwarten.
Im Januar wurde außerdem klar, dass die Netzbetreiber die Netzentgelte erhöhen. Hier ging es um ein Plus um rund elf Prozent quer über die Bundesländer. Bei einem Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden wären das 46 Euro netto. Verbraucherschützer hatten auf beide News jeweils mit dem Aufruf geantwortet, dass Kunden Anbieter vergleichen und gegebenenfalls ihren Tarif wechseln sollten.