Mit „oje“ startet Habeck Energie-Schlagabtausch im ZDF – eine Frage lässt ihn das Gesicht verziehen

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Im ZDF-Morgenmagazin spricht Habeck zur Energiewende – aus dem Interview wird allerdings ein offenes Scharmützel mit Moderator Mitri Sirin.

Berlin – Die Energiewende stockt. Die Pläne der Bundesregierung und die zentralen Strategien von Wirtschaftsminister Robert Habeck beispielsweise in puncto Kraftwerke lassen aber auf sich warten. Es mangelt vor allem am Geld. Der ewige Zwist in der Ampel-Koalition, auch zwischen Habeck und Finanzminister Christian Lindner, erschwert die Lage nur weiter.

Auch wegen des schleppenden Fortschritts muss Habeck sich zu seinen Energiewende-Plänen regelmäßig kritische Fragen stellen lassen. So auch am Freitagmorgen im Morgenmagazin des ZDF. Das vermeintlich normale Interview entwickelte sich aber sehr schnell zu einer Art Schlagabtausch zwischen dem Vizekanzler und Moderator Mitri Sirin. Der ZDF-Mann schlug dem Grünen-Politiker sogleich eine Marathon-Frage um die Ohren.

Habeck liefert sich Scharmützel im ZDF-Morgenmagazin – „Oje, wo fange ich an“

„Der Ausbau der Erneuerbaren läuft relativ okay“, bescheinigt Sirin zum Start ins Interview noch. Die Strombereitstellung, wenn äußere Faktoren wie Wind oder Sonne eben nicht genug abwerfen, werde aber weiterhin aus alten Kohlemeilern gestemmt, die durch 50 Gaskraftwerke ersetzt werden sollen. Kostenpunkt: 40 Milliarden. Laut Sirin tauche dort Habecks „Grundproblem wieder auf“ – dass es die Industrie nicht ohne Subventionen schaffe, grün zu werden. Im Gegensatz zu Habeck würde Finanzminister Lindner aber keine Hilfe anbieten. „Wann kommt die Einigung?“, will der ZDF-Moderator dann wissen.

Zugegeben, ein echter Marathon-Einstieg in ein Interview um kurz nach 7 Uhr morgens. Auch Habeck muss da erstmal schlucken. „Oje, wo fange ich denn jetzt an“, steigt der Wirtschaftsminister ein, muss die ganzen Punkte erstmal „ein bisschen sortieren“. Habeck betont, der Ausbau der Erneuerbaren laufe sogar „richtig gut“, die Produktion übertreffe die Erwartungen, Deutschland sei wieder auf Kurs. „Die Kohlekraftwerke laufen ja gar nicht“, erwähnt er dann – mitsamt Verweis, Sirin habe den Punkt in seiner Frage „so ein bisschen mit reingenuschelt“ – nur, um sich dann direkt selbst zu korrigieren: „Wir haben sie als Kapazität da, sie laufen ein bisschen, muss man sagen.“ Dennoch sei der Anteil der Kohleverstromung 2023 so gering gewesen, wie seit 1965 nicht mehr.

Habeck spricht im ZDF-Morgenmagazin über die Energiewende – über eine Frage war er nicht sonderlich glücklich. © Screenshot ZDF

Sirin und Habeck im TV-Schlagabtausch – „So, jetzt haben Sie auch sehr viel geredet“

Sirin will unterbrechen. „Sie haben sehr viel gefragt, das muss ich einmal kurz gerade rücken“, geht das Start-Scharmützel weiter. Habeck führt seine Kraftwerk-Strategie weiter aus, stellt eine baldige Einigung in Aussicht. „So, jetzt haben Sie auch sehr viel geredet“, legt Sirin prompt nach und kassiert ein „Sie haben mich ja eingeladen“ vom Minister. Für eine mögliche Kernkraft-Einigung brauche es aber finanzielle Mittel, erwähnt der ZDF-Moderator und sieht Habeck immer gegen „diese Finanzminister-Wand“ laufen, will wissen, was „bald“ bedeute. Habeck sieht sich im Zeitplan, weiß aber auch: „Es wäre gut, wenn wir jetzt zu Potte kommen“.

Der offene Schlagabtausch zwischen den Beiden ist aber längst nicht vorbei. Nach einem kurzen Schwenk zur Solarenergie geht Sirin schließlich auf Rainer Dulger ein. Der Arbeitgeber-Präsident hatte unter der Woche für viel Aufsehen gesorgt, als er auf einer Wirtschaftskonferenz der CDU betonte, er habe das „Vertrauen in die Regierung verloren“ und scharfe Kritik übte. „Der sagt, die viele Unternehmen – und er vertritt, glaube ich, ungefähr eine Million – verlieren die Geduld“, erwähnt Sirin. „Wie ist das mit dem grünen Wunder und wie können Sie das der Wirtschaft erklären?“, fragt er Habeck, der von dieser Aussage durchaus irritiert zu sein scheint.

Energiewende? Bei Frage zu Unternehmen verzieht Habeck irritiert das Gesicht

Habeck verzieht sichtbar verwundert das Gesicht, kneift ungläubig die Augen zusammen. „Das kann sich nicht auf den Ausbau der erneuerbaren Energien beziehen“, antwortet er mit einem kaum merklichen Kopfschütteln. In der Energiewende sei schließlich „richtig Rückenwind, da ist richtig die Schallmauer durchbrochen. Darauf kann sich die Kritik nicht beziehen“, ist er sich sicher. Und tatsächlich hat Habeck da in gewisser Weise recht. Dulger bezog sich besonders auf „Überregulierung, hohe Steuern und Abgaben sowie Arbeitskräftemangel“. Auch um Themen wie Rente oder der Kritik am Heizungsgesetz oder steigenden Sozialabgaben ging es, die Energiewende war allerdings kein Fokus-Thema – wobei steigende Preise und steigende Bürokratisierung durchaus auch auf den Energiesektor zutreffen.

Habeck hat dennoch eine Antwort parat. Dies sei bedingt dadurch, dass eben einiges an Energie aus Russland gekommen sei – was man erst habe auffangen müssen. Nun habe man die Energieversorgung gesichert. „Jetzt gehen die Preise im Handel runter“, so Habeck, der auch gesteht, dass es noch ein wenig dauern könne, bis die Preise auch bei den Unternehmen ankommen. Dennoch müsse man in einer angespannten wirtschaftlichen Lage seine „Hausaufgaben“ machen. Sprich: „Entbürokratisieren, mehr Fachkräfte, dass Leute über das Rentenalter hinaus arbeiten können“.

Um die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, hat der Minister derweil weitere große Pläne. Dort drin beinhaltet hat Habeck auch einen neuen Plan für die Rente. (han)

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