Sprache und Kleidung: Wegen Trump gibt's nun Regeln für US-Touris in Deutschland

Aus Protest gegen die Innen- und Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump wollen viele Deutsche diesen Sommer die USA als Urlaubsort meiden. Aber auch Amerikaner, die Auslandsreisen planen, sorgen sich angesichts einer zunehmenden Antipathie gegenüber den USA. In sozialen Medien berichten User, wie sie mit der antiamerikanischen Stimmung als Reaktion auf die Politik in Washington umgehen. Amerikaner, die in Deutschland Urlaub machen, haben spezielle Ratschläge.

Wegen Trump: US-Touristen spüren Antipathie im Ausland

Über die Hälfte aller Amerikaner fühlt sich momentan aufgrund der US-Handelspolitik in anderen Ländern weniger willkommen. Dies geht aus aktuellen Umfragen von Reisemarketingunternehmen hervor. Laut einer weiteren Befragung meinten 72 Prozent: Amerikaner werden 2025 im Ausland negativer gesehen.

“Macht euch auf knifflige Fragen und herausfordernde Gespräche gefasst”, warnte jüngst Rick Steves, Amerikas wohl bekanntester TV-Moderator für Reisesendungen. Der Rat des Bestsellerautors zahlloser Reiseführer: offen bleiben und bloß nicht defensiv reagieren. Europäer würden eben dazu neigen, offener über Politik zu sprechen, erklärte Steves.

“Und Deutsche tun das ganz besonders”, meint David Ringler im Gespräch mit FOCUS online. Der Brauereibesitzer aus Michigan reist seit Jahren häufig nach Bayern, wo er amerikanische Touristen auf Touren begleitet. 

“Viele Deutsche sind ja ohnehin recht konfrontationsfreudig, was Amerika angeht. Schon zu Bush- und Obama-Zeiten wurde ich bei jedem Deutschlandbesuch negativ auf die US-Politik angesprochen”, so Ringler, der fließend Deutsch spricht. “Richtig unangenehm wurde es für mich erstmals während Trumps erster Amtszeit”, erinnert er. “Ein Mann hörte mich mit Freunden in der S-Bahn Englisch reden. Er wurde ausfällig und schimpfte, dass wir seine Kultur berauben, weil wir Lederhosen anhatten.” 

„Ich bin Kanadier“ – Reisen in Zeiten politischer Scham

Trotzdem komme er immer wieder gern nach München, betont er. “Bei meinem letzten Besuch im Mai ist nichts Ungewöhnliches passiert. Halt das Übliche: Alle fragen ständig, wie es zu Trump kommen konnte. Dabei wächst die AfD in Deutschland ja auch.” Ringlers Rat an die Teilnehmer seiner Reisegruppe: “Rechnet damit, dass euch Fremde auf Trump ansprechen. Sagt dann höflich, dass ihr gerade Urlaub macht und nicht über Politik reden wollt. Das klappt meistens recht gut.”

Zudem empfehlen US-Medien, möglichst leise zu sprechen, um nicht sofort als Amerikaner geoutet zu werden. Amerikanische Touristen haben seit langem den Ruf, laut zu sein und nur Englisch zu sprechen. Nun rät man ihnen auch, sich auf Reisen anders zu kleiden – auf Jogginghosen oder Leggings zu verzichten und im Zweifelsfall konservativere, dunklere und weniger auffällige Outfits zu wählen.

Aktuell bekennen viele nervöse Amerikaner in sozialen Medien, dass sie sich auf Reisen als Kanadier ausgeben – auch wenn der Reisetipp “Sag, dass du Kanadier bist" schon länger gängig ist. Andere kaufen vor ihren Reisen T-Shirts mit dem Slogan “I didn’t vote for him”. Also: "Ich habe ihn nicht gewählt." Gemeint ist Trump.

„Nicht sofort outen“ – neue Strategien für den Deutschlandurlaub

“Das hatte ich mir auch überlegt”, verrät Lyn Huston gegenüber FOCUS online. Die Lehrerin aus Wisconsin plant im September eine Radtour durch den Schwarzwald. “Es gibt auch Buttons mit der Aufschrift “Miserable Cat Lady” – JD Vances Beleidigung gegenüber demokratischen Wählerinnen. Aber ich dachte mir, das würden wohl nur wenige Deutsche verstehen.” Also habe sie sich für ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Gulf of Mexico” entschieden.

Außerdem wolle sie sich vor ihrer Deutschlandreise für kritische Fragen zu Trump wappnen, so Huston: “Von allem, was ich über Deutsche gelesen habe, sind sie sehr gut über das aktuelle Weltgeschehen informiert und lieben Diskussionen. Was ja eigentlich toll ist.”

Christine Sacramone, Business-Coach aus Connecticut, sieht das ähnlich. “Deutsche kamen mir schon immer sehr interessiert an allem vor”, erzählt sie FOCUS online über ihre zahlreichen Geschäftsreisen nach Frankfurt. “Außerdem sind sie wahnsinnig direkt und stellen gerne Fragen zu heiklen politischen Themen. Mir gefällt das. Ich finde, vor allem junge Amerikaner könnten sich eine Scheibe von jungen Deutschen abschneiden und sich auch besser darüber informieren, was politisch in der Welt abgeht.” 

Für ihren bevorstehenden Urlaub in Deutschland mit ihrem Freund will sie diesmal besondere Vorkehrungen treffen: “So gern ich auch mit Deutschen über Politik rede – in diesen Zeiten muss man sich ja nicht sofort als Amerikaner outen. Also trage ich gezielt Outfits, die nicht als typisch amerikanisch gelten. Meinem Partner habe ich deshalb auch seine Sneaker ausgeredet. Die sahen zu amerikanisch aus.”