Deutsche Bahn schafft gedruckte Fahrpläne ab: So heftig sind die Reaktionen
Es gibt Wirbel um die Deutsche Bahn: Eine Ankündigung des Konzerns, auf gedruckte Fahrpläne in Zukunft zu verzichten, hat heftige Reaktionen und großen Widerstand ausgelöst.
Berlin - Sozial- und Fahrgastverbände kritisieren die geplante Abschaffung von gedruckten Fahrplänen der Deutschen Bahn in den Bahnhöfen. Das „verschärft das Gefühl des Abgehängtseins, insbesondere bei allen, die nicht durchgängig digital unterwegs sind - Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderungen oder arme Menschen“, sagte Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Ohne Not werden Menschen von wichtigen Informationen ausgeschlossen.“

Digitale Alternativen seien zudem oft unzuverlässig oder auch unzugänglich, sagte Bentele weiter. „Barrierefreiheit für jeden Einzelnen und jede Einzelne sieht anders aus.“
Fahrgastverband übt Kritik an der Deutschen Bahn: „Viele Leute nutzen digitale Anzeigen nicht“
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn plädierte für die Beibehaltung der gedruckten Fahrpläne. Sie könnten „ruhig noch weiter aushängen“, sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuß dem RND. Auf den Zugzielanzeigen gebe es zwar mehr Infos als früher und es lasse sich auf Veränderungen sowie Störungen besser reagieren als auf gedruckte Pläne. „Trotzdem nutzen viele Leute die Anzeigen nicht, sondern orientieren sich lieber in Ruhe an den Plänen.“
Deutsche Bahn äußert sich: Gedruckte Fahrpläne sind wegen Verspätungen oft „überholt“
Die Deutsche Bahn hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass sie mit dem Fahrplanwechsel zum 15. Dezember zunächst auf die weißen Aushänge für die Ankunftspläne verzichtet. Die gelben Abfahrtspläne sollen vorerst noch bleiben. Das Unternehmen argumentiert, dass der gedruckte Ankunftsplan insbesondere wegen der „vielen Bauaktivitäten“ meist eine „überholte Datenlage“ darstellt. Zuverlässiger sei die Live-Ankunftstafel auf der Seite bahnhof.de. Der Verzicht auf die gedruckten Pläne spare Papier, der Abbau von Vitrinen schaffe Platz auf dem Bahnsteig. Die Bahn betonte, das Vorgehen sei mit dem Referat Fahrgastrechte des Eisenbahnbundesamtes abgestimmt und dort „ausdrücklich begrüßt“ worden.
Derweil läuft bei der Bahn zudem ein massives Strecken-Sanierungsprogramm. Angesichts des jüngsten Regierungsbruchs kam kurzzeitig die Sorge auf, ob die Mittel für die Modernisierung noch bereitgestellt werden könnten - mittlerweile herrscht hier aber Klarheit. (lf, afp)