Finanz-Knall droht: Trump-Einfluss gefährdet Stabilität des Geldes
US-Präsident Donald Trump attackiert US-Zentralbankchef Jerome Powell massiv. Internationale Notenbanker schlagen Alarm. Der US-Dollar verliert dramatisch an Wert.
Jackson Hole/Wyoming – Die Fundamente der globalen Geldpolitik geraten ins Wanken. Was heute in Jackson Hole geschieht, könnte das Vertrauen in unabhängige Zentralbanken weltweit erschüttern – mit verheerenden Folgen für Sparer und Wirtschaft.
US-Zentralbankchef Jerome Powell steht unter beispiellosem politischen Druck. Seit Trumps Amtsantritt attackiert der Präsident den Fed-Chef öffentlich und bezeichnete ihn immer wieder öffentlich als „Schwachkopf“ und „Verlierer“. Trump droht Powell sogar mit Entlassung, sollte dieser nicht endlich die Zinsen senken. Die Federal Reserve hält den Leitzins seit Monaten konstant zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Als Begründung nennt sie die „Unsicherheiten“ durch Trumps aggressive Zollpolitik. Diese Zurückhaltung steht konträr zu seiner Strategie und bringt Trump zur Weißglut – er fordert „lautstark“ sofortige Zinssenkungen.
Dollar-Crash als Warnsignal: Internationale Allianz gegen politischen Druck
Beim diesjährigen Zentralbanksymposium in Jackson Hole formiert sich daher Widerstand. Hochrangige Notenbanker aus aller Welt reisen an, um Powell zu unterstützen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Bank-of-England-Gouverneur Andrew Bailey werden erwartet. „Unabhängigkeit ist Teil der DNA von Zentralbanken“, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel gegenüber Bloomberg. „Es wäre mehr als wünschenswert, wenn dies überall anerkannt würde.“ Der indische Notenbankchef Sanjay Malhotra lobte Powell: „Er macht einen sehr guten Job. Die Unabhängigkeit der Zentralbank zu wahren, ist sehr wichtig.“
Trumps Attacken zeigen bereits dramatische Auswirkungen. Der Dollar verlor in den ersten sechs Monaten des Jahres über zehn Prozent gegenüber anderen Industriewährungen – die schlechteste Halbjahresperformance seit 1973, wie die Wirtschaftswoche berichtet. Zusammen mit der „chaotischen Zollkampagne“ und Sorgen über die Staatsfinanzen haben Trumps Fed-Angriffe einen „Sell America“-Trend ausgelöst. Walmart-Chef Doug McMillon warnte bereits, dass die Zollkosten „jede Woche“ steigen und an Verbraucher weitergegeben werden müssen.
Nicht nur durch Trumps Attacken auf Fed-Chef Powell: Zentralbank-Unabhängigkeit weltweit bedroht
Eine EZB-Studie vom Oktober 2020 enthüllte alarmierende Entwicklungen: Zwischen 2018 und 2020 nahm die faktische Unabhängigkeit von fast der Hälfte aller Zentralbanken ab – in Volkswirtschaften, die 75 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Die Studie stellte fest, dass das am stärksten betroffene Merkmal der Unabhängigkeit die institutionelle Unabhängigkeit war, wobei sich Regierungseingriffe hauptsächlich darauf konzentrierten, die Geldpolitik unter Druck zu setzen, Wachstumsziele zu verfolgen, auch wenn dies das Preisstabilitätsziel gefährden könnte.
„Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Fälle, in denen eine falsche Geldpolitik verheerende Auswirkungen auf die Inflation und die Finanzsysteme hatte“, warnte Agustín Carstens von der Bank of international Settlements (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) in einer Rede. Beispiele wie die Türkei, Brasilien und Kolumbien zeigen, was passiert, wenn populistische Politiker die Geldpolitik untergraben.
Entscheidung in Jackson Hole: Dawn of Wall Street – Entscheidende Stunden für das Geldsystem
Die Wall Street reagiert nervös auf die Unsicherheit. Laut Tagesschau-Berichten hielten sich Investoren mit neuen Engagements zurück, während sie auf Powells Rede warten. Der Dow Jones gab 0,34 Prozent nach, der S&P 500 sank um 0,4 Prozent. Fed-Banker Jeffrey Schmid aus Kansas City dämpfte bereits die Zinseuphorie und sagte gegenüber CNBC: „Wir befinden uns in einer sehr guten Ausgangslage und brauchen eine wirklich eindeutige Datenlage, um die Geldpolitik zum jetzigen Zeitpunkt zu ändern.“
Am Freitag, 22. August, um 16 Uhr deutscher Zeit hält Powell seine mit Spannung erwartete Rede in Jackson Hole. Experten befürchten, dass er die Märkte enttäuschen könnte, wenn er keine klaren Zinssignale sendet. Und während alle Augen der Finanzbranche gespannt nach Wyoming blicken, schmiedet das Weiße Haus schon ganz andere Pläne: Trump hat bereits Stephen Miran für einen Fed-Vorstandsposten nominiert – einen erklärten Gegner der Zentralbank-Unabhängigkeit. Da Powells Amtszeit im Mai 2026 endet – also in gerade einmal acht Monaten – kann Trump auch diese Schlüsselposition neu besetzen. Was in heute Jackson Hole geschieht, entscheidet daher über mehr als nur Zinsen. Es geht um das Vertrauen in unabhängige Institutionen und die Stabilität des globalen Finanzsystems. (ls)