Trump-Streit mit Fed-Chef sorgt für Unruhe – „riesiges Durcheinander droht“

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Der Druck auf US-Notenbank-Vorsitzenden Jerome Powell wächst. Nun werden gegen ihn Betrugsvorwürfe laut. Analysten sind besorgt: Ein Rauswurf des Fed-Chefs könnte ein weiteres Beben auf den US-Märkten auslösen.

New York – US-Präsident Donald Trump hat erneut für Unruhen an den Kapitalmärkten gesorgt. Diesmal sind es nicht die Zölle, die Anleger beunruhigen, sondern Spekulationen über die Entlassung von US-Notenbankenchef Jerome Powell. Trump dementierte die Gerüchte bereits – die Märkte beruhigten sich daraufhin wieder. Nun belasten aber Betrugsvorwürfe den Fed-Chef und könnten laut Kritikern eine Rechtfertigung darstellen, Powell abzusetzen.

Trump fordert Rücktritt von Fed-Chef: „Er macht einen schlechten Job“

In der Vergangenheit äußerte Trump bereits mehrfach Kritik an der Geldpolitik des Vorsitzenden der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) Jerome Powell. Dieser hält den Leitzins seit über einem Jahr hartnäckig auf hohem Niveau, um die historische Inflation in den USA zu bekämpfen. Mit Blick auf die US-Wirtschaft verlangte Trump schon mehrfach von Powell, den Leitzins endlich zu senken – auch wegen der daraus resultierenden hohen Staatsschulden. Im Zuge des Streites übte Trump wiederholt Druck auf den Fed-Chef aus und forderte sogar seinen Rücktritt.

Spekulationen über eine Rauswurf Powells sorgten in den vergangene Tagen für deutliche Unruhen am US-Finanzmarkt: der US-Dollar schwächelte, die Anleihenrenditen von US-Staatsanleihen sanken, der Goldpreis gewann deutlich an Aufwind. Auf Anfrage von Journalisten, ob es zu einer Entlassung Powells kommen würde, antwortete Trump: „Ich schließe nichts aus, aber das ist höchst unwahrscheinlich, außer, wenn er wegen Betrugs gehen muss“. Diese Aussagen führten wieder zu Entspannung auf den Märkten.

Fed-Chef Powell unter Druck: Betrugvorwürfe werden laut

Powell wird im Zusammenhang mit einer 2,5 Milliarden US-Dollar teuren Renovierung des Fed-Hauptquartiers vorgeworfen, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, wie aus einem Brief eines Dirketors des Office of Budget and Management (Amt für Verwaltung und Haushaltswesen), Russ Vought, hervorgeht. In dem Schreiben erklärte Vought, dass Trump über die Kostenüberschreitungen bei der Zentralbank „äußerst besorgt“ sei. „Ich meine, es ist möglich, dass es sich um Betrug handelt“, sagte der US-Präsident gegenüber US-Medien.

Dies wäre das erste Mal in der Geschichte der Zentralbank, dass ein Fed-Vorsitzender entlassen werden würde. Wie CBS News berichtet, soll Trump am Dienstag (15. Juli) eine Gruppe von Republikanern im Repräsentantenhaus gefragt haben, ob er den Fed-Vorsitzenden entlassen soll. Diese hätten laut Bericht zugestimmt. Trump hatte das Szenario bereits gegenüber Medien bestätigt. „Ich habe mit ihnen über die Idee gesprochen, ihn zu entlassen. Ich sagte: ‚Was denkt ihr? Fast alle sagten, ich sollte es tun. Aber ich bin konservativer als sie“, kommentierte der Republikaner.

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Wird Fed-Chef Jerome Powell von US-Präsident Donald Trump entlassen? © KEVIN DIETSCH via www.imago-images.de

Spekulationen über Fed-Chef-Entlassung nur ein Versuchsballon?

Die Betrugsvorwürfe gegenüber dem Fed-Chef Powell werten einige Beobachter unterdessen als Rufmord-Kampagne. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren sagte, es sei ein „klarer Vorwand“, um Powell zu entlassen. Die US-Notenbank gilt als unabhängig und ist ein wesentlicher Grundsatz für den Status des Dollars als Weltreservewährung und für die Attraktivität von US-Staatsanleihen. Laut Bundesgesetz darf der Vorsitzende der Zentralbank nur „aus wichtigem Grund“ entlassen werden. Powell genieße darüber hinaus Unterstützung zahlreicher namhafter Banken-CEOs.

Während die Sorgen vor dem Beben an den US-Märkten steigen, halten Finanzexperten die vergangene Ereignisse für eine weitere strategische Karussellfahrt des Republikaners. Nach Ansicht von Joe Gilbert, Portfolio-Manager bei Integrity Asset Management, teste Trump häufig eine Ideen in der Öffentlichkeit, bevor er eine endgültige Entscheidung trifft. „[…] es bleibt abzuwarten, ob Trump damit nur einen Versuchsballon steigen lässt, um die Reaktion der Märkte zu testen – für den Fall, dass er Powell tatsächlich entlässt“, sagte Gilbert zu Bloomberg.

Analysten zu Powell-Entlassung: Riesiges Durcheinander auf US-Märkten droht

Die Amtszeit von Jerome Powell läuft noch bis 2026. Falls ein neuer Notenbankchef die Zinsen senken würde, könnte dies laut Angaben von Portfoliomanagern noch höhere Kosten verursachen, da die US-Regierung Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten herausgibt. Powell ließe sich außerdem nicht einfach entlassen. Analysten gehen davon aus, dass er durch eine Klage beim Supreme Court dagegen vorginge – ein riesiges Durcheinander auf den Finanzmärkten wäre die Folge. 

Analysten sagen im Fall einer Entlassung Powells gravierende Konsequenzen für die US-Märkte voraus. „Es wäre ein extrem ernster Schock und könnte wirklich seismische Auswirkungen haben“, warnte Marcello Estevão, Chefvolkswirt des Institute of International Finance (IIF) gegenüber The Telegraph. „Die Märkte würden eine hohe Inflation einpreisen. Ich denke, dass dieses Ereignis mit einem Ölpreisschock vergleichbar wäre“, so die Prognose.

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