Besorgniserregende Berichte aus den USA: Trumps Ermittler sollen gegen Ureinwohner vorgehen

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US-Medien berichten von Fällen, in denen Immigrationsbehörden Menschen, die aus indigenen Gruppen wie der Navajo Nation stammen, befragt und festgesetzt haben.

Washington, D.C. – Bereits in der ersten Woche nach der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump hat dessen Administration seine Drohungen wahr gemacht und Mitarbeitende der US-Immigrationsbehörde ICE im gesamten Land auf die Suche nach nicht registrierten Migrantinnen und Migranten geschickt. Zwischen den Versuchen von ICE-Teams etwa in Schulen einzudringen, schockiert eine Nachricht besonders: Es wurden wohl auch Mitglieder von indigenen Gruppierungen zum Ziel der Ermittlungen.

Wie mehrere Medien, darunter der Fernsehsender CNN und die Zeitung Newsweek im Laufe des Wochenendes berichteten, hatten sich dazu etwa Angehörige der Navajo Nation an die Öffentlichkeit gewandt und von über einem Dutzend Fällen berichtet, in denen in den US-Staaten New Mexico und Arizona Menschen mit indigener Abstammung befragt worden seien. Mindestens eine Person sei Berichten zufolge zeitweise festgesetzt worden.

In der US-Metropole Chicago gab es bereits Proteste gegen das Vorgehen der Immigrationsbehörde ICE. Doch die Razzien richten sich nicht nur gegen Menschen mit Migrationshintergrund.
In der US-Metropole Chicago gab es bereits Proteste gegen das Vorgehen der Immigrationsbehörde ICE. Doch die Razzien richten sich nicht nur gegen Menschen mit Migrationshintergrund. © Scott Olson/AFP

Razzien in den USA: Indigene berichten von „traumatisierenden Erfahrungen“

Laut den Angaben, die etwa das Büro des Präsidenten der Navajo Nation, Dr. Buu Nygren, veröffentlicht hat, haben sich über die vergangenen Tage mehrere Menschen an die Stammesverwaltung gewandt und von „negativen, teils sogar traumatsierenden Erfahrungen mit Behördenbeschäftigten“ berichtet. Justin Ahasteen, der das Navajo-Büro in der US-Hauptstadt Washington leitet, berichtete gegenüber CNN von einem Mitglied, das in Phoenix (Arizona) im Rahmen einer Razzia für eine Weile in Gewahrsam genommen worden ist. Inzwischen sei die Person, die laut Ahasteen in einer „falscher Ort, falsche Zeit-Situation“ gewesen sei, wieder freigelassen worden.

Zu einem anderen Fall zitiert der US-Sender auch die demokratische Senatorin Theresa Hatathlie aus Arizona. Hatathlie gehört selbst der Navajo Nation an, deren Mitglieder sich selbst als Diné bezeichnen und berichtete von einer Frau, die angab, mit sieben weiteren Diné an ihrem Arbeitsplatz in Scottsdale rund zwei Stunden lang vernommen worden zu sein. Zugriff auf ihre Mobiltelefone, um ihre Familien zu kontaktieren, hätten die Menschen währenddessen nicht gehabt. Erst ganz am Ende der Befragung hätte man der Frau, mit der Hatathlie gesprochen hat, erlaubt, ihre Familie zu kontaktieren, die ihr ein Foto ihrer Abstammungsurkunde geschickt habe.

Schutz vor Befragungen: Organisationen rufen Indigene zur Vorsicht auf

Auf dieser Basis haben sich inzwischen mehrere offizielle Stellen der indigenen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten an ihre Mitglieder gewandt und diese aufgerufen, im Bestfall immer ihr so-genanntes „Certificate of Degree of Indian Blood“ (wörtlich: Zertifikat des Anteils indianischen Blutes) mit sich zu führen, um nicht Gefahr zu laufen, des Landes verwiesen zu werden.

Auch Navajo-Präsident Nygren forderte Diné im ganzen Land auf, für den Fall einer Befragung oder Festnahme nach Möglichkeit immer Geburtsurkunde, Führerschein oder eine andere Art von Identitätsnachweis mit sich zu führen. Das entspricht auch dem Rat, den Organisationen wie das National Immigrant Justice Center (NIJC) Menschen in den USA mit auf den Weg geben.

Lage der indigenen Bevölkerung: Senatorin beklagt Doppelstandard in den USA

Eine besondere Schwierigkeit dabei sei jedoch, sagt Rechtsprofessor Matthew Fletcher von der University of Michigan gegenüber Newsweek, dass viele Indigene über keine Papiere verfügen, die ihre Staatsbürgerschaft belegen könnten. Und selbst wenn jemand einen gültigen Beleg vorzeigen könnte, passiere es nicht selten, dass ICE-Beamten die Art der Dokumentation noch nie gesehen hätten und ihre Gültigkeit hinterfragen.

Hatathlie und viele Indigene mit reichweitenstarken Social-Media-Kanälen kritisierten in diesem Atemzug öffentlich das Vorgehen der Beamtinnen und Beamten, deren Vorfahren vor wenigen Generationen ebenfalls eingewandert waren. Viele Indigene hätten die Neuankömmlinge seinerzeit freundlich aufgenommen. In der Folge sei ihr Land kolonialisiert worden, ihre Kinder auf gewaltsame Internate geschickt, ihre Kultur verboten. Dass sie nun auch noch zum Opfer von Razzien und als illegale Einwanderer behandelt würden, sei ein weiterer Doppelstandard in der Liste von fragwürdigen Verhaltensweisen seitens der US-Regierungen. „Zu sagen, dass das Rassismus oder Diskriminierung ist, geht nicht weit genug. Es ist eine Respektlosigkeit gegenüber der Menschheit“, zitierte CNN die Senatorin. (saka)

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