Bademeister schwärmt: So schaffen wir mehr Ordnung im Freibad

Jeder Freibadgast kennt das Bild: Draußen sind es schon 30 Grad, Kinder mit Schwimmflügeln in der Hand, die Sonne brutzelt, und am Eingang stehen dutzende Menschen, die alle gleichzeitig reinwollen. Drinnen liegen schon die ersten Handtücher, draußen schwitzt die Schlange. Für das Personal bedeutet das Stress, für die Gäste oft Frust.

Ralf Großmann wuchs im Schwimmbad auf und lebt Bäderbetrieb seit Kindheitstagen. Auf H2ohero.de teilt er seine Erfahrung aus deutschen Bädern – authentisch, alltagsnah und mit Herz für Sicherheit und Qualität. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Nun gibt es Bäder, die versuchen, mit Online-Tickets eine bessere Situation zu erschaffen. Und tatsächlich: Wer sein Ticket vorher bucht, kommt mit QR-Code direkt durch das Drehkreuz. Das reduziert Staus, es sorgt für mehr Planbarkeit – und vor allem: Die Stimmung bleibt entspannter.

Beispiele aus Städten, die es schon machen

In Bergisch-Gladbach gibt es seit Juni 2025 das Online-Ticketing für alle Bäder. Die Stadt berichtet: „Die ersten Kunden nehmen den neuen Service sehr positiv wahr.“ QR-Code scannen, reingehen, ab ins Wasser – einfacher geht’s nicht.

In der Verbandsgemeinde Nastätten läuft das System schon seit der Pandemie. Damals war es ein Muss, heute ist es Alltag. Besucherzahlen lassen sich so besser steuern, Wartezeiten schrumpfen.

Und in Erding ist der Webshop gerade im Aufbau. Am Freibad gibt’s Wlan, das Bad unterstützt also dabei: Wer spontan kommt, kann also schnell noch ein Ticket lösen, ohne dass er an der Kasse blockiert.

Das sind Beispiele, die zeigen: Digitalisierung im Bad muss kein Schlagwort bleiben – sie funktioniert längst.

Entlastung für Personal: Konzentration auf das Wesentliche

Ein Kollege von mir hat es einmal so formuliert: „Früher war ich Bademeister. Auf meine letzten Jahre war ich eher Polizist.“ 

Gemeint hat er damit, dass wir immer öfter damit beschäftigt waren, Namen aufzuschreiben, Ausweise zu kontrollieren und Konflikte am Eingang zu klären – anstatt das zu tun, wofür wir eigentlich da sind: Aufsicht, Sicherheit, Service.

Online-Tickets entlasten uns enorm. Kein Kassenstress mehr bei Stoßzeiten, keine Diskussion, ob jemand schon drin war oder nicht. Das System ist klar: gültiges Ticket = Einlass. Fertig. Das schafft Ruhe für alle.

Mehr Übersicht durch Kontingente

Ein weiterer Vorteil: Mit einem digitalen System lassen sich Besucherzahlen steuern. Statt „so viele wie durchpassen“ gibt es klare Kontingente. Das heißt: weniger Überfüllung, bessere Aufsicht, sichereres Schwimmen.

Für die Gäste ist das ein Gewinn, für das Personal ebenfalls. Denn volle Liegewiesen sind das eine, überfüllte Becken das andere. Online-Tickets helfen, den Tag für alle fairer und sicherer zu gestalten.

Und was ist mit älteren Menschen?

Natürlich gibt es auch Bedenken: „Was ist mit den Älteren, die kein Smartphone haben?“ – berechtigte Frage. Die Antwort ist einfach: Man darf niemanden ausschließen. Lösungen gibt es genug.

  1. Jahreskarten können weiter klassisch im Bad oder im Rathaus erworben werden.
  2. Hilfe vor Ort: Viele Rathäuser oder Bürgerbüros unterstützen ältere Menschen beim Kauf oder Drucken eines Online-Tickets.
  3. Familien oder Nachbarn springen oft ein – und helfen unkompliziert.

Das Entscheidende ist: Online-Ticketing soll nicht abschrecken, sondern erleichtern. Und wenn jemand wirklich nicht digital unterwegs ist, muss es Alternativen geben.

Es ist hilfreich, wenn die Kasse weniger Personal bindet

Ein Bad ist mehr als eine Kasse. Technikräume, Wasseraufbereitung, Reinigung, Organisation – all das läuft im Hintergrund. Je weniger Personal am Eingang gebunden ist, desto mehr Kapazität bleibt für diese wichtigen Aufgaben.

Und ehrlich gesagt: Wer einmal gesehen hat, wie viel im Hintergrund passiert, der weiß, warum es gut ist, wenn die Kasse nicht mehr alle Kräfte bindet. Online-Tickets sind also nicht nur ein Komfort-Thema, sondern eine echte Entlastung, die dafür sorgt, dass Bäder besser gepflegt und sicherer betrieben werden können.

Am Ende profitieren alle:

  1. Gäste, weil sie schneller und entspannter ins Bad kommen.
  2. Mitarbeiter, weil sie mehr Zeit für Sicherheit und Service haben.
  3. Kommunen, weil sie ihre Anlagen effizienter steuern können.

Und die Atmosphäre im Bad? Auch die verändert sich. Weniger Hektik am Eingang, weniger Diskussionen – mehr Fokus auf das, worum es eigentlich geht: ein schöner Tag im Wasser.

Fazit: Wenn man das positiv und klug gestaltet, profitieren alle

Digitalisierung macht manchmal Angst. Aber sie kann gerade dort, wo es um Alltag und Lebensqualität geht, ein echter Gewinn sein. Online-Tickets sind dafür ein gutes Beispiel. Sie nehmen nichts weg, sie geben etwas zurück: Zeit, Sicherheit, Ruhe.

Wenn man das positiv und klug gestaltet, profitieren alle. Und vielleicht wird dann aus dem Satz meines Kollegen – „Früher Bademeister, später Polizist“ – wieder das, was es sein soll: Bademeister, ganz einfach. Einer, der für die Menschen da ist, nicht für Papierkram und Diskussionen am Eingang.

Wenn wir die Besucher schneller und unkomplizierter ins Bad bekommen, ist das kein Luxus. Das ist Wertschätzung - für alle, die draußen in der Sonne stehen und einfach nur ins Wasser wollen.

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