Rettung ist gescheitert: Aus „Starlight“-Kino werden Büros
Ende einer Institution in Weilheim: Anfang August fällt der letzte Vorhang im „Starlight“. Aus dem Kino in der Innenstadt werden dann Büros und Lagerräume. Der Versuch, dort eine Kulturbühne zu schaffen, ist gescheitert.
Weilheim – Es gab viel Bedauern in Weilheim, seit bekannt wurde, dass der Mietvertrag für „Starlight“-Betreiber Georg Werner zum September 2024 endet – und vom Eigentümer des Wohn- und Geschäftshauses an der Schützenstraße, einem Starnberger Immobilienmakler, nicht verlängert wird (wir berichteten). Es gab aber auch Hoffnung: Zusammen mit zwei Freunden wollte der Weilheimer Thomas Gerloff, bekannt als Zauberer Tom Kratz, aus dem „Starlight“ eine Kulturbühne mit Liveprogramm und Filmen machen. Doch nun steht fest: Diese Pläne sind gescheitert. Voraussichtlich am 7. August ist die letzte Kinovorstellung im „Starlight“. Danach ist das letzte Kino in der Weilheimer Innenstadt Geschichte und wird zu Büro- und Lagerräumen umgebaut.
Kultur-Initiative und Haus-Eigentümer kamen nicht zusammen
Haus-Eigentümer Christof Schätzl („Bader und Schätzl GmbH Immobilienverwaltung“) betont, er sei offen gewesen für eine weitere kulturelle Nutzung der Räumlichkeiten. Bezüglich Gerloffs Vorhaben habe man sich „wahnsinnig geduldig gezeigt“ und auch einen günstigen Mietpreis angeboten, erklärt Schätzl auf Tagblatt-Anfrage: „Wir haben schon gehofft, dass es damit etwas wird.“ Doch die potenziellen Kulturbühnen-Betreiber hätten zu lange nötige Gewerbe-Unterlagen nicht beigebracht. Um Leerstand zu vermeiden, habe man das Objekt dann vor kurzem einem Interessenten für Büro- und Lagerräume fest zugesagt. Erst nach Vertragsabschluss mit diesem seien die Unterlagen von Gerloff eingetroffen – zu spät.
Thomas Gerloff versichert hingegen, die „Mini-GmbH“, der er mit zwei „kulturbegeisterten Freunden“ für das Bühnen-Projekt in Weilheim gründete, habe alle erforderlichen Dokumente rechtzeitig zusammenbekommen: „Wir waren geschäftsfähig.“ Auch habe man Schätzl über den Fortgang „die ganze Zeit auf dem Laufenden gehalten“. Doch in der entscheidenden Phase sei der Haus-Eigentümer für sie nicht erreichbar gewesen und man habe den Vertrag nicht bekommen. „Dann erhielten wir eine Mail, dass das Ganze unsererseits zu lange dauere und die Räumlichkeiten nun schon vergeben seien.“
Über das Scheitern zeigt sich Gerloff – der seit einigen Jahren gemeinsam mit der Stadt und dem Standortförderverein jeweils im September das „Straßen! Zauber! Festival!“ in Weilheims Innenstadt veranstaltet – enttäuscht.
Wer hat eine geeignete Lokalität für eine Kulturbühne?
„Doch am Plan, eine Kleinkunst- und Kulturbühne einzurichten, halten wir fest“, betont der Weilheimer. Wer eine dafür geeignete Lokalität in der Kreisstadt wisse, könne sich gern unter der E-Mail-Adresse tom@tomtomkratz.de melden. „Das Potenzial für eine solche Bühne in Weilheim ist da“, ist sich Gerloff sicher, „und die Notwendigkeit auch“.
Als reines Kino jedoch, meint Hauseigentümer Christof Schätzl, hätte das „Starlight“ mit seinen 100 Plätzen nicht wirklich Zukunft gehabt. Um auch neue Besucher anzulocken, hätte der Betreiber seiner Ansicht nach mehr investieren müssen – dafür habe man den Mietzins bewusst niedrig gehalten. „Die nächsten fünf Jahre hätte das nicht mehr überlebt“, so Schätzls Einschätzung. Dafür sei auch die Konkurrenz der Streamingdienste für Filmgenuss zuhause zu groß. Über das „Starlight“ habe er zudem mit Kinobetreibern aus dem Starnberger Raum gesprochen; doch die hielten dieses Theater als Einzelkino schlicht für „zu klein“.
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Bedauern im Rathaus: „Wirklich schade, dass wir so etwas verlieren“
Die überwiegend älteren Besucher und vor allem Besucherinnen des letzten Weilheimer Innenstadt-Kinos (den Frauen-Anteil schätzt Betreiber Werner auf 65 Prozent) mochten freilich genau diese Überschaubarkeit, die familiäre Atmosphäre und die zentrale Lage. Sie habe dieses Kino mit seinem ausgesuchten Programm jenseits der kommerziellen Filme „sehr liebgewonnen“, sagt auch Ragnhild Thieler, die Kulturreferentin des Stadtrates. Auch sei das „Starlight“ stets offen für besondere Projekte gewesen, wie sie hervorhebt: von Schulvorstellungen über Filme mit Künstlern aus der Region bis zur Filmreihe der Weilheimer Agenda 21, deren sozial oder ökologisch engagierte Dokumentationen allmonatlich in Gesprächsrunden mit Fachleuten mündeten.
„Es ist wirklich schade, dass wir mitten in der Innenstadt so etwas Kulturelles verlieren“, so die Reaktion von Jutta Liebmann, der Leiterin des Amtes für Standortförderung, Kultur und Tourismus im Weilheimer Rathaus. Sie hatte nach Bekanntwerden des „Starlight“-Abschieds den Kontakt zwischen Haus-Eigentümer und der Initiative Thomas Gerloff vermittelt Auch die frühere Stadträtin Monika Propach, die regelmäßig dieses Kino besuchte, hat mit Kontakten, Gesprächen und einigen Treffen versucht, „das ,Starlight‘ zu retten“ – vergeblich. „Es ist einfach eine private Immobilie, da sind die Einflussmöglichkeiten begrenzt“, fasst Liebmann zusammen.
Der letzte Film im „Starlight“ kommt aus Frankreich
Der letzte Film, der nun ab 2. August im „Starlight“ zu sehen ist, heißt „Liebesbriefe aus Nizza“: eine romantische, gewitzte und auch tiefgründige französische Sommerkomödie „über den dritten und den vierten Frühling im Leben“. Die allerletzte Vorstellung ist für 7. August geplant. Sollte die Nachfrage groß sein, würde Georg Werner den Streifen aber noch um eine Woche verlängern. „Das wäre super und ein Abschied mit wehenden Fahnen“, so der Kinobetreiber.
Danach wird der 63-Jährige, der in Peiting lebt, alles ausbauen, was er in den vergangenen Jahren in das „Starlight“ investiert hat, und versuchen, es zu verkaufen. Zum Beispiel, wie er erklärt, „die digitale Technik, Schaukästen, Notstrom und so weiter“. Und damit geht sie dann wohl ziemlich leise und auch ein bisschen traurig zu Ende, die Kino-Ära in der Weilheimer Innenstadt.
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