Mit kleinen Formaten neuen Zwischenraum eingeweiht

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Bei der Einweihung des neuen Zwischenraums II: (v.l.) Christian Bolley, Jutta Liebmann, Tobias Güthner, Ragnhild Thieler, Florian Lechner und Brigitte Holeczek. © Andreas Bretting

Ein fröhlich-buntes Gedränge erlebten die Besucher der Einweihung des neuen Zwischenraums II an der Admiral-Hipper-Straße in Weilheim, die gleichzeitig eine Vernissage war.

Wie schön, dass es im kulturellen Leben wieder eine Beheimatung für Kunstforum, Lichtkunstfestival und Angebote des Stadtmuseums gibt. Seit Freitag nutzen sie den Zwischenraum II an der Admiral-Hipper-Straße. Für die Einweihung organisierte das Kunstforum eine Teilnahme möglichst vieler Mitglieder, die dafür eigens kleine Formate ausgesucht haben. Während die Kunstwerke auf diese Weise recht gut Platz finden, gab’s für die Vernissagengäste ein gedrängtes, wenngleich auch fröhlich-buntes Stoßzeit-Feeling.

Fröhlich buntes Stoßzeit-Feeling

Unglaublicherweise haben über 50 Miniaturen des Kunstforums im Hauptgewölbe recht luftig Platz; die Hängung ist ebenso ästhetisch wie die Ausführungen. Die figurative Auswahl reicht von einem Selbstportrait Jos Hubers mit innerem Schweinehund über eine Pollinger Winternacht von Brigitte Hölzl und über einen kleinen Akt von Ulissa bis hin zu einer mystisch verschatteten Teekanne am Fenster von Gabriele Riedel. Marco Winkler kratzt mit blau verzitterten Spiegelungen einer Gebäudefront an der Abstraktion, die für sich eine eigene Wand bespielt und die unter anderem poetische weiße Lamellenstrukturen von Aloisia Fischer umfasst.

Auch einige Plastiken beleben die Schau, darunter sogar ein Zwiegespräch über die Kreisform: Gedunkelt und durchbrochen bei Berndt Schweizer, silbrig poliert und durchgehend bei Max Mirlach. Kleine Ironien enthalten eine frech beschriftete Pappe von Thorsten Fuhrmann oder eine sommerliche Karikatur; von Katrin Bach in Hinterglastechnik gefertigt. Als Überraschungen können eine Architektur-Cyanotypie von Dorothea König gelten sowie ein Blütendschungel von Uwe Kobold, der zugleich gedruckt, gemalt und fotografiert wirkt.

„Der Auszug aus dem Zwischenraum im alten „Stöppel“ war für uns schmerzlich. Diese Anlaufstelle ist jetzt kleiner, bietet aber charmante Räume“, sagte Kulturreferentin Ragnhild Thieler mit einem Quantum Trost. Tatsächlich wirken die historischen Gewölbe des ehemaligen Kindermodengeschäfts inspirierend. Das Baujahr des original erhaltenen Erdgeschosses ist leider unbekannt und kann nur grob auf rund um 1600 geschätzt werden.

Ausstellungsstücke in der Vitrine

Ein ähnliches Alter erreichen auch einige Ausstellungsstücke in der großen Vitrine, welche den Nutzer „Museum“ repräsentiert. Anstelle der geschlossenen Dauerausstellung zeigt Tobias Güthner 26 Depot-Schätze, die er – zum Neugierigmachen der Besucher – diesmal gemäß den Buchstaben des Alphabets gruppiert. Während Weilheimer Kunstkenner tatsächlich das mit „Y“ beginnende Objekt erraten könnten, bieten sich nicht nur Fundstücke der Sakralkunst, sondern auch der Alltagskultur.

Darunter sind ein Notgeld-Schein ebenso wie eine Weilheimer Kaffeemischungs-Dose von „Kilian“, wohl rund 100 Jahre alt. Zum Rätseln fordert Güthner die Besucher hinsichtlich des „B“-Objekts auf: Eine im 16. Jahrhundert enorm populäre Nürnberger Beckenschlägerschüssel, „aber heute weiß niemand mehr, wozu sie eigentlich verwendet wurde“. Der Kunsthistoriker bietet sich weiterhin dazu an, dienstags 11-13 Uhr im Rahmen der „Museumssprechstunde“ Fragen zu historischen Objekten zu beantworten.

Dritter Nutzer des Gewölbes ist der Verein „lichtkunst weilheim“, der durch den zweiten Vorsitzenden Florian Lechner Wort und Stimme erhielt. Erst 2026 sei ein Lichtkunstfestival mit Philipp Geist terminlich wieder möglich, sagte Lechner – „wenn wir’s überhaupt hinbekommen“. Denn als großer Schwachpunkt sei derzeit der Mangel an Ehrenamtlichen. Sowohl die Leitungs- als auch die Helferebene bedürften der Aufstockung.

Immer weniger Raum für Kunst

Ragnhild Thieler stellte die Bedeutung der zeitgenössischen Kunst heraus und bedauerte: „Man kann in Weilheim nur noch an wenigen Orten Kunst zeigen.“ Dabei erinnerte sie an den bevorstehenden Notstand, wenn – abgesehen von der gesperrten Stadthalle – mittelfristig auch noch das Foyer des Stadtmuseums wegen dessen Sanierung schließen müsse. Wenigstens offeriere sich nun, auch mit städtischer Unterstützung, der neue, kleine „Zwischenraum“. Das treffendste Wort zum Gewölbequartier fand die Schongauer Künstlerin Ilse Bill: „Ohne Leute sind diese Räume eigentlich liebreizend.“ Soll heißen: Nach der Vernissage geht der Kunstgenuss erst los.

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