Ukraine rüstet auf: Anti-Drohnen-Waffen gegen Putins Shahed-Terror
Russland will die Drohnenangriffe drastisch erhöhen: Die Ukraine hat bereits Abwehrmaßnahmen entwickelt – es hängt alles von der Unterstützung der Partner ab.
Rom – Die Ukraine vermeldet einen entscheidenden Durchbruch im Kampf gegen die eskalierenden Drohnenangriffe Russlands: Präsident Wolodymyr Selenskyj hat westliche Partner über die Entwicklung und den Einsatz eigener, kostengünstiger Abfangdrohnen informiert. Die Innovationen sollen es im Ukraine-Krieg ermöglichen, die massiven Attacken des Aggressors effektiv abzuwehren.
Selenskyj setzt im Ukraine-Krieg auf Drohnenabwehr: „Wir werden sie alle abwehren“
Angesichts dieser akuten Bedrohung drängt die Ukraine auf rasche Umsetzung und Skalierung der Produktion eigener Abfangdrohnen. Präsident Selenskyj warb auf der internationalen Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom eindringlich um finanzielle Hilfe für die Drohnenproduktion. „Russland will jeweils mit 1.000 Drohnen angreifen. Aber wir werden sie alle abwehren. Wir haben eine Lösung, um sie abzuschießen – Abfangdrohnen“, versicherte er.
Selenskyj zufolge gibt es bereits bewährte und wirksame Technologien gegen die gefürchteten Shahed-Drohnen. Die notwendigen Abfangdrohnen werden von vier ukrainischen und einem amerikanisch-ukrainischen Gemeinschaftsunternehmen produziert.
Das Potenzial der neuen Waffen ist bemerkenswert: Sie können oft für nur etwa 500 US-Dollar pro Stück hergestellt werden und ergänzen so die konventionellen, teuren Luftabwehrsysteme der Ukraine. Erste Erfolge wurden bereits erzielt: Die Firma General Tschereschnja AIR, eines der beteiligten Unternehmen, veröffentlichte im Juli ein Video, welches das erfolgreiche Abfangen einer russischen Drohnenattrappe zeigt. Dies läute „eine neue Ära in der Luftverteidigungstaktik ein – sowohl an der Front als auch im Hinterland“, schrieb der Hersteller dazu.
Putins Drohnenkrieg in der Ukraine eskaliert – Kiew setzt auf Innovation
Russland setzt Drohnen seit über dreieinhalb Jahren gezielt als Waffe gegen die ukrainische Zivilbevölkerung ein. Allein im Jahr 2025 wurden nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte bereits über 24.000 Drohnen verschiedener Typen eingesetzt. Die Taktik der russischen Angriffe hat sich in den letzten Wochen deutlich weiterentwickelt – insbesondere durch den Einsatz höher fliegender Drohnen, die schwerer abzufangen sind.
Militäranalyst Oleksandr Kowalenko von der ukrainischen Gruppe Informationswiderstand erklärte gegenüber der ZEIT, dass die Flughöhe der russischen Drohnen auf zwei bis zweieinhalb Kilometer und mehr erhöht wurde. Bei den Angriffen auf Kiew erreichten manche Drohnen fast fünf Kilometer Höhe. Mobile Abwehrgruppen, die aus Pick-up-Trucks mit Maschinengewehren bestehen, sind bei Flughöhen bis etwa 1.000 Meter sehr effizient. Bei solchen Höhen wie in Kiew können sie jedoch kaum noch eingreifen.
Kowalenko kritisierte weiter, dass die Ukraine zu lange auf dieses einfache, kostengünstige Konzept vertraut habe und dadurch „ihre Chance verschlafen“ habe, während die Russen sich weiterentwickelten.

Drohnenangriffe im Ukraine-Krieg: Selenskyj sieht Lösungen – Merz und Trump unterstützen
Auch international wird die zunehmende Wucht der Drohnenangriffe bestätigt. CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz betonte am 9. Juli beim Festakt zum 70. Jahrestag des deutschen Nato-Beitritts, dass Deutschland in dieser Phase des Ukraine-Krieges eine Führungsrolle im Bündnis übernehmen wolle. Die Nato sei in der Lage, auf die Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg zu reagieren. Merz sicherte der Ukraine weitere Unterstützung beim Ausbau ihrer Luftverteidigung zu und begrüßte Signale aus den USA, die Unterstützung Kyjiws in diesem Bereich zu überdenken.
US-Präsident Donald Trump nahm indes eine kritischere Haltung gegenüber Wladimir Putin ein: Er erwägt angesichts der anhaltenden russischen Angriffe, der Ukraine zusätzliche militärische Unterstützung bereitzustellen, darunter ein weiteres Patriot-Luftabwehrsystem. „Sie (die Ukrainer) würden es gerne haben. Sie haben darum gebeten.“ Er fügte hinzu: „Wir werden es uns ansehen müssen.“
Parallel dazu hat die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein neues Finanzpaket für die Ukraine in Höhe von 2,3 Milliarden Euro angekündigt, um Investitionen für „Wachstum, Erholung und Wiederaufbau“ zu mobilisieren. Auch andere Länder leisten Unterstützung: Tschechien hat ein Ausbildungsprogramm für ukrainische F-16-Piloten genehmigt, das Vereinigte Königreich plant die Lieferung von 5.000 Thales-Luftabwehrraketen, und Italien stellt eine Million Euro für die Unterstützung im Cyberbereich bereit.
Neue Ära der Luftverteidigung: Russland intensiviert Drohnenterror in der Ukraine
Zuletzt wurde die Ukraine in der Nacht zu Mittwoch mit einer Rekordzahl an Drohnen angegriffen. Insgesamt wurden ukrainischen Angaben zufolge 728 Drohnen des ursprünglich iranischen Typs Shahed sowie dessen Attrappen gestartet. Der bisherige „Rekord“ an russischen Drohnen in einer Nacht lag bei etwas mehr als 500.
Trotz der erhöhten Bereitschaft für eine militärische Unterstützung der Ukraine bleibt die Warnung des Institute for the Study of War (ISW) bestehen, dass Russland seine Produktionskapazitäten weiter ausbaut. Die Ukraine könnte demnach bald mit bis zu 1.000 Drohnen pro Nacht angegriffen werden. (kox)