Hamas-Angriffe nur „leichter Sommerregen“: Experte warnt Israel vor Hisbollah-Waffenarsenal

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Im Nahen Osten wird nach der Tötung eines Hamas-Chefs im Libanon ein Krieg zwischen Hisbollah und Israel befürchtet. Auch die Spannung mit dem Iran nehmen zu. (Archivbild) © Marwan Naamani/dpa

Nach Tötung eines Hamas-Anführers brodelt es im Nahen Osten. Der Israel-Krieg könnte sich ausdehnen. Befürchtet wird ein Konflikt mit der Hisbollah.

Gaza/Beirut – Explosionen im Iran, die Tötung eines Hamas-Anführers im Libanon und Huthi-Angriffe im Roten Meer: Die Spannungen im Nahen Osten haben sich seit Ausbruch des Kriegs in Israel massiv verschärft und die Region könnte in die nächste Krise rutschen. Nach dem Anschlag in Beirut ist nun die Sorge groß, dass es zu einem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah kommen könnte.

Bereits in vergangenen Jahr warnten Experten vor einem Übergreifen des Gaza-Kriegs auf den Libanon und sprachen von anschwellendem Kriegsgeschrei. Ein weiterer Krisenherd hätte für Israel allerdings schwere Folgen und könnte die gegenwärtige Gewalt deutlich übertreffen.

Krieg zwischen Israel und Hisbollah: Eskalation mit dem Libanon befürchtet

Das Säbelrasseln im Nahen Osten ist nach der Tötung des Hamas-Chefs Al-Aruri in der libanesischen Hauptstadt Beirut deutlich lauter geworden. Die libanesische Regierung will eine weitere Eskalation in der Region verhindern, der geschäftsführende Außenminister, Abdallah Bou Habib, sagte dem britischen Radiosender BBC 4 zuletzt, dass seine Regierung mit der Hisbollah spreche, um „sie davon zu überzeugen, dass sie nicht selbst reagieren sollte“. Wie erfolgreich die Gespräche an Ende verlaufen, ist aktuell nicht ersichtlich.

Die Hisbollah ist mit der Hamas verbündet und betont immer wieder ihre Solidarität: „Die Ermordung Al-Aruris ist ein gefährliches Verbrechen, das nicht ohne Reaktion und Bestrafung bleiben wird“, sagte der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einer Rede am Mittwoch, dem 3. Januar. „Wir haben keine Angst vor dem Krieg und wir zögern nicht.“

Nach Tod von Hamas-Anführer in Beirut: Vergeltung durch Hisbollah an Israel möglich?

Als Ausweg aus der sich drehenden Gewaltspirale sehen Experten nur noch Verhandlungen und politischen Druck der Weltgemeinschaft. Laut des Analysten Nicholas Blanford sind zudem Kompromisse notwendig, um eine weitere Eskalation im Israel-Krieg zu vermeiden. Gegenüber dem Spiegel gab er sich allerdings pessimistisch und prognostizierte, dass wir „eher Kämpfe erleben als eine diplomatische Lösung“ sehen werden.

Wie verheerend ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah werden könnte, kann aktuell nur hypothetisch beantwortet werden. Allerdings vermutet Blanford einen begrenzten Einmarsch Israels, um die Hisbollah zu vertreiben. Sollte dies nicht gelingen, schließt der Experte Luftschläge und Überraschungsangriffe der Gegenseite nicht aus. Die Folgen könnte ein vielfaches Ausmaß der Hamas-Angriffe annehmen. „Die Raketenangriffe der Hamas waren ein leichter Sommerregen im Vergleich zu der Sturmflut, die über Israel hereinbrechen würde, wenn die Hisbollah mit allem angreift, was sie hat“, sagte Branford dem Spiegel.

„Ist keine Miliz mehr, das ist eine Armee“: Experte warnt nach Tod von Hamas-Anführer vor Krieg mit Hisbollah

Zwar verfügt Israel über ein effektives Raketenabwehrsystem, das auch immer wieder die Angriffe der Hamas abwehrt, doch die Hisbollah soll ein deutlich größeres Waffenarsenal besitzen. Unter anderem soll die Schiitenmiliz am Rand der Bekaa-Ebene über eingegrabene Abschussrampen, effektive Flugabwehrsysteme und Drohnen-Flotten verfügen. „Das ist keine Miliz mehr, das ist eine Armee“, so der Experte. Als Folge eines möglichen Kriegs zwischen Hisbollah und Israel könnten sich außerdem weitere Staaten der Kämpfe anschließen.

„Wir sind sehr besorgt, die Libanesen wollen nicht hineingezogen werden, selbst die Hisbollah möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden“, argumentierte zuletzt die Regierung in Beirut. Minister Bou-Habib forderte die westlichen Staaten auf, „Druck auf Israel auszuüben, damit es all seine Gewalt und alle seine Aktionen einstellt, nicht nur im Libanon, nicht nur in Beirut, sondern auch im Gazastreifen“.

Sorge vor Eskalation im Nahen Osten: Hisbollah und Iran zurückhaltend – doch Rhetorik wird aggressiver

Wegen der anhaltenden Spannungen in der Region wurde zuletzt immer wieder befürchtet, dass neben der Hisbollah auch der Iran eine größere Rolle im aktuellen Konflikt einnehmen könnte. Als Kopf der sogenannten Achse des Widerstands, eine pro-iranische Bezeichnung eines lockeren Bündnisses mit antiwestlichen und antiisraelischen Tendenzen, wird Teheran seit Monaten eine Drahtzieher-Rolle vorgeworfen.

Doch weder die Hisbollah noch ihr größter Unterstützer, der Iran, seien nach der Tötung des Hamas-Chefs um Beirut bereit, sich größeren Vergeltungsmaßnahmen zu stellen, sagte der politische Analyst Makram Rabah der Deutschen Presse-Agentur. „Seit Beginn des Konflikts ist klar, dass der Iran kein Interesse an einer umfassenden Konfrontation hat“, sagte er. Doch sollte es doch zu einem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah kommen, steht Teheran dennoch unter Zugzwang. Denn die Miliz gilt als wichtigster Baustein der Abschreckungsstrategie des Irans. (fbu)

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