Eskalation im Nahen Osten - Operation „Nordpfeil“ gegen Hisbollah läuft: Israel marschiert im Libanon ein
USA warnen Iran vor Vergeltungsangriff auf Israel
06.48 Uhr: Nach dem Start der israelischen Bodenoffensive gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon haben die USA den Iran vor Vergeltungsangriffen auf Israel gewarnt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin schrieb auf der Plattform X nach einem Telefonat mit seinem lokalen Kollegen Joav Galant: „Ich habe erneut auf die schwerwiegenden Konsequenzen für den Iran hingewiesen, falls dieser sich zu einem direkten militärischen Angriff auf Israel entschließen sollte.“ Er habe deutlich gemacht, dass die Vereinigten Staaten das Recht Israels auf Selbstverteidigung unterstützen.
Austin schrieb weiter, Galant und er seien sich einig, „dass die Angriffsinfrastruktur entlang der Grenze abgebaut werden muss, um sicherzustellen, dass die libanesische Hisbollah keine Angriffe im Stil des 7. Oktober auf die Gemeinden im Norden Israels durchführen kann“. Er habe bestätigt, dass eine diplomatische Lösung erforderlich sei, um sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten der Grenze sicher in ihre Häuser zurückkehren könne.
Operation „Nordpfeil“: Israel beginnt im Libanon Bodenoffensive gegen Hisbollah
Dienstag, 01. Oktober, 06.06 Uhr: Israel hat im Libanon gegen die Hisbollah-Miliz eine Bodenoffensive begonnen. Das teilte die Armee am frühen Dienstagmorgen auf der Plattform X mit. Vor einigen Stunden habe man „mit begrenzten, lokalisierten und gezielten Bodenangriffen auf der Grundlage präziser Geheimdienstinformationen gegen terroristische Ziele und Infrastruktur der Hisbollah im Südlibanon“ begonnen. Diese Ziele der proiranischen Schiiten-Miliz befänden sich in grenznahen Dörfern und stellten eine unmittelbare Bedrohung für israelische Gemeinden in Nordisrael dar. Die Operation wird auch „Nordpfeil“ genannt.
Die israelische Luftwaffe und die Artillerie unterstützten die Bodentruppen mit präzisen Angriffen auf militärische Ziele in diesem Gebiet, hieß es weiter. Die Armee tue alles, was notwendig sei, um die Bürger Israels zu verteidigen und die Bürger Nordisraels in ihre Häuser zurückzubringen. Die Operation werde parallel zu den Kämpfen im Gazastreifen gegen die Hamas und in anderen Gebieten fortgesetzt. Für den Einsatz seien die Soldaten in den vergangenen Monaten trainiert worden. Israel will die Rückkehr von 60.000 Israelis ermöglichen, die seit Monaten durch die Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden.
Auf Israel flogen auch am frühen Dienstagmorgen Raketen. Die Armee teilte auf Telegram mit, in der Gegend von Meron in Nordisrael seien etwa zehn Geschosse abgefangen worden. Einige seien im offenen Gelände abgestürzt. Zudem habe die Luftabwehr vor Kurzem eine Drohne Dutzende Kilometer vor der Küste Zentralisraels abgefangen, hieß es weiter.
Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon hatte sich zuletzt auf dramatische Weise verschärft. Seit Tagen greift das israelische Militär massiv Ziele in dem Nachbarland an, nach eigener Darstellung unter anderem Waffenlager der Hisbollah. Der Libanon meldete Hunderte Tote und Verletzte. Am Freitag waren bei einem gezielten israelischen Luftangriff der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und weitere Hisbollah-Kämpfer getötet worden.
Einem Bericht des israelischen Senders Kan zufolge soll eine Offensive vor allem gegen Einrichtungen der Eliteeinheiten der Hisbollah gerichtet sein. Eine Bodenoffensive sei nicht auf die Eroberung von Gebieten, sondern auf die Zerstörung militärischer Ziele ausgerichtet.
Bericht: Israelischer Angriff trifft Vororte von Beirut
22.50 Uhr: EIn israelischer Angriff hat am Montagabend offenbar die südlichen Vororte von Beirut, der Hauptstadt des Libanon, getroffen. Das berichtet Reuters unter Berufung auf eine Quelle aus Sicherheitskreisen. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.
Israelische Armee warnt Einwohner im Süden von Beirut
22.35 Uhr: Ein Sprecher der israelischen Armee hat über soziale Medien Einwohner der südlichen Vororte von Beirut zum Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen aufgefordert. Wer in Gebäuden lebe, die auf einer in diesen Posts verbreiteten Karte eingezeichnet waren, befinde sich in der Nähe von Einrichtungen der Hisbollah, hieß es weiter. Das israelische Militär werde gewaltsam gegen diese Einrichtungen vorgehen.
Aus Sicherheitsgründen seien die Bewohner im Umkreis von 500 Metern aufgerufen, ihre Häuser sofort zu verlassen, so die Warnung.
Ähnlich war das israelische Militär in der Vergangenheit bereits im Gazastreifen vor Luftangriffen auf Hamas-Einrichtungen vorgegangen, um zivile Opfer möglichst zu vermeiden.
Am Freitag waren bei einem gezielten israelischen Luftangriff der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und weitere Hisbollah-Kämpfer getötet worden.
Kreise im Libanon: Keine israelischen Panzer an der Grenze
22.07 Uhr: In Erwartung einer möglichen Bodenoffensive des israelischen Militärs im Libanon befinden sich laut libanesischen Sicherheitskreisen zumindest vorerst keine israelischen Panzer nahe der gemeinsamen Grenze. Israelische Panzer hätten sich bisher nicht der sogenannten Blauen Linie - der Grenze - genähert, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen im Libanon. Zugleich hieß es, es gebe schwere Angriffe des israelischen Militärs in Nähe des Litani-Flusses, der etwa 30 Kilometer nördlich der Grenze liegt. Israelische Kampfflugzeuge seien im Südlibanon zu hören gewesen.
USA verkünden: Israel führt „begrenzte Bodeneinsätze“ im Libanon durch
20.54 Uhr: Die angekündigte Bodenoffensive scheint am späten Montagabend gestartet zu sein. „Sie haben uns darüber informiert, dass sie derzeit begrenzte Operationen gegen die Infrastruktur der Hisbollah nahe der Grenze ausführen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Montag in Washington. „Wir hatten einige Gespräche mit ihnen über dieses Thema.“
Miller lehnte es ab, weitere Angaben zu den Gesprächen mit Israel zu machen. Er sagte, es bleibe Israel überlassen, „über seine militärischen Operationen“ zu informieren. Da Miller das Wort „derzeit“ verwendete, wurde klar, dass die Bodeneinsätze bereits begonnen haben.
Fast zeitgleich mit den Angaben des US-Außenamtssprechers veröffentlichte die israelische Armee eine Mitteilung, wonach sie in drei Grenzorten im Norden Israels eine „militärische Sperrzone“ errichtet hat. Betroffen seien die Gebiete um Metula, Misgav Am und Kfar Giladi. „Das Betreten dieser Zone ist verboten“, hieß es in der Mitteilung der Armee.
Zuvor hatte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärt, der Kampf gegen die vom Iran unterstützte Miliz werde fortgesetzt. Es kämen alle „notwendigen Mittel“ zum Einsatz - neben der Luftwaffe bei Bedarf auch die Marine und Bodentruppen.
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