Alzheimer schon ausgebrochen? So soll sich die Krankheit trotzdem noch bekämpfen lassen
Eine neue Studie aus den USA hat untersucht, wie man sich gegen Alzheimer schützen kann, wenn die Demenz-Erkrankung bereits besteht.
Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Rund 1,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der neurodegenerativen Krankheit, die zu einem Absterben von Nervenzellen und Eiweißablagerungen im Gehirn führt. Dadurch kommt es nach und nach zu Problemen mit dem Gedächtnis, der Orientierung und der Denkfähigkeit.
Bestimmte Risikofaktoren wie das Alter, die Gene und ein ungesunder Lebensstil können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Alzheimer zu erkranken. Wer Alzheimer-Demenz vorbeugen will, sollte also beispielsweise auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung achten. Doch was, wenn die Krankheit bereits da ist – schützt ein gesunder Lebensstil dann immer noch? Eine Studie liefert interessante Ergebnisse zu dieser Frage.

Alzheimer: US-Studie mit aufschlussreichen Erkenntnissen
Erste Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung können unter anderem Proteinablagerungen im Gehirn sein. Wissenschaftler des medizinischen Centers der Rush University in Chicago (USA) sind der Frage auf den Grund gegangen, wie sich ein gesunder Lebensstil auf bereits erkrankte Patienten auswirkt. Als Grundlage dafür diente das bereits seit 1997 laufende „Rush Memory and Aging Project“. Insgesamt wurden die Daten von 586 Personen analysiert, die Teil des Langzeitprojekts gewesen waren und ihr Gehirn nach dem Tod für Forschungszwecke gespendet hatten.
Über einen Zeitraum von bis zu 24 Jahren machten die Studienteilnehmer regelmäßig Angaben zu ihrem Lebensstil, darunter auch zu ihren Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Außerdem unterzogen sich die Teilnehmer, die im Durchschnitt 91 Jahre alt wurden, regelmäßig kognitiven und körperlichen Tests.
Alzheimer-Studie untersucht Auswirkung von Lebensstil auf Krankheitsverlauf
Zur Auswertung der Studienergebnisse benutzen die Forschenden fünf verschiedene Kategorien. Jeweils einen Punkt gab es für die folgenden Aspekte:
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- Die Studienteilnehmer rauchten nicht.
- Die Studienteilnehmer machten mindestens 150 Minuten pro Woche moderaten bis intensiven Sport.
- Die Studienteilnehmer tranken nicht mehr als ein Glas Alkohol pro Tag (Frauen) bzw. zwei Gläser (Männer).
- Die Studienteilnehmer gingen regelmäßig Aktivitäten wie Lesen, Kartenspielen, Kreuzworträtseln oder Puzzeln nach, um ihr Gehirn zu stimulieren.
- Die Studienteilnehmer achteten auf eine mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkorn, Bohnen, Samen, Nüsse, Olivenöl und Fisch.
Je mehr Punkte die Studienteilnehmer erreichten, desto gesünder wurde ihr Lebensstil eingeschätzt.
Alzheimer-Studie: Bessere Kognition dank gesunder Lebensweise
Bei einer Autopsie untersuchten die Wissenschaftler anschließend die Gehirne der verstorbenen Probanden. Konkret wurde nach Alzheimer auslösenden Proteinen gesucht wie Beta-Amyloid oder Tau. Außerdem wurde Ausschau nach Anzeichen von vaskulären Hirnschäden und Verletzungen der kleinen Blutgefäße im Gehirn gehalten. Letztere entstehen beispielsweise durch Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Diabetes. Die Forscher maßen auch Marker für drei andere Hirnerkrankungen: die medikamentenresistente Epilepsie, frontotemperale Demenz und Lewy-Body-Demenz.
Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift JAMA Neurology. Beim Vergleich der Autopsie-Resultate mit den Angaben der Studienteilnehmer zu ihrem Lebensstil kamen die Wissenschaftler zu folgender Erkenntnis: Je gesünder die Lebensweise, desto höher war die kognitive Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig ging ein besserer Lebensstil mit einer geringeren Anzahl an Beta-Amyloid im Gehirn einher.
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Gesunder Lebensstil hilft auch bei bestehender Alzheimer-Erkrankung
Besonders interessant ist, dass der starke Zusammenhang zwischen Lebensstil und Kognition bestehen blieb, wenn bereits Proteinablagerungen im Gehirn festgestellt wurden. Laut Studienautor Dr. Klodian Dhana, Assistenzarzt für Geriatrie und Palliativmedizin am Rush Institute for Healthy Aging, deutet das darauf hin, „dass ein gesunder Lebensstil auch für die Menschen kognitive Vorteile bieten kann, in deren Gehirnen sich bereits demenzbedingte Krankheiten entwickeln“.
Die Forscher kamen deshalb zu dem Fazit, „dass ein gesunder Lebensstil älteren Erwachsenen eine kognitive Reserve bieten kann, um die kognitiven Fähigkeiten unabhängig von den üblichen krankhaften Veränderungen des Gehirns bei Demenz zu erhalten“.
Dr. Richard Isaacson, Forschungsdirektor am Institut für neurodegenerative Krankheiten in Florida, erklärte gegenüber CNN, dass es „keine Rolle zu spielen scheint“, ob bereits eine Alzheimer-Erkrankung besteht oder nicht. „Die Änderungen der Lebensweise verliehen dem Gehirn Widerstandskraft gegen einige der häufigsten Ursachen von Demenz“, sagte der nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.