Details zum Mord an Hamas-Anführer: Israel soll iranische Sicherheitskräfte engagiert haben
Nach der Ermordung des Hamas-Führers Hanija in Teheran stellt der Iran massive Vergeltung in Aussicht. Neue Details zeigen nun die Verstrickung in Teile des Regimes.
Teheran – Noch immer wird gerätselt, wie der Hamas-Auslandschef in einem gesicherten Gebäude im Iran ermordet werden konnte. Ein Zeitungsbericht liefert neue Details. Nun soll es erste Festnahmen geben.
Im Iran sind nach dem tödlichen Anschlag auf den politischen Anführer der Hamas, Ismail Hanija, in der Hauptstadt Teheran einem Medienbericht zufolge mehr als zwei Dutzend Personen verhaftet worden. Wie die New York Times unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Iraner berichtete, befinden sich unter den Festgenommen ranghohe Geheimdienstoffiziere, Militärbeamte und Mitarbeiter eines vom Militär betriebenen Gästehauses in Teheran, in dem Hanija in der Nacht zum Mittwoch einem Anschlag zum Opfer fiel. Die palästinensische Islamistenorganisation Hamas und der Iran beschuldigen Israel und drohen mit Vergeltung. Israel hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.
Festnahmen nach Mossad-Anschlag auf Hamas-Führer in Teheran
Die Festnahmen auf höchster Ebene seien eine Reaktion auf eine große und beschämende Sicherheitslücke, die die Ermordung Hanijas ermöglicht habe, zitierte die US-Zeitung ihre Informanten. Der Auslandschef der Hamas hatte sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran aufgehalten und war in einem bestens gesicherten Gästehaus der iranischen Regierung im Norden der Hauptstadt untergebracht worden. Wie die britische Tageszeitung The Telegraph unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, soll der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad für den tödlichen Anschlag auf Hanija zwei iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben.

Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi teilnahm. Wegen der großen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden. Stattdessen hätten die beiden Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, zu platzieren, hieß es. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verließen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.
Agenten zündeten Bombe aus dem Ausland: Neue Details zum Mord an Hamas-Führer Hanija in Teheran
Die Agenten sollen sich anschließend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden. Um 02.00 Uhr nachts am Mittwoch hätten sie dann den Sprengstoff aus dem Ausland per Fernzündung in dem Zimmer detonieren lassen, in dem sich Hanija aufhielt. Auch die New York Times und das Wall Street Journal hatten unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein, hatte die New York Times unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten berichtet.
Iran kündigt starke Vergeltung an – Israel warnt vor härterer Reaktion
Der ehemalige ranghohe Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Esmail Kosari, kündigte nach Hanijas Tod im staatlichen Fernsehen an: „Die iranische Antwort auf die Ermordung von Märtyrer Hanija wird stärker ausfallen als zuvor.“ Damit bezog sich Kosari auf den Angriff des Iran auf Israel im April.
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Israel droht dem Iran im Falle eines Angriffs mit einer weitaus härteren Reaktion als im April, als Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen attackierte. Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter bei der Antwort auf die Aggression zurückgehalten, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi in einem Interview der „Bild“ und anderer Axel-Springer-Medien. „Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal“, fügte er hinzu.
Iran lehnt Vermittlungsversuche ab: Fest entschlossen zu Vergeltungsschlag gegen Israel
Der Iran hat nach Angaben eines Nachrichtenportals alle Vermittlungsversuche des Auslands für eine friedliche Lösung im jüngsten Konflikt mit Israel zurückgewiesen. Die Forderungen diesbezüglich „von befreundeten und nicht-befreundeten“ Staaten seien für Teheran inakzeptabel, zitierte Iran Nuances informierte Quellen. Diese Vermittlungsversuche würden auch Irans Entschlossenheit zu einem Vergeltungsschlag gegen Israel wegen des tödlichen Anschlags auf Hamas-Auslandschef Ismail Hanija in Teheran nicht verringern, so der Bericht auf der Plattform X. (dpa/jal)