Moskau meldet den Abschuss von drei Patriot-Abschussrampen. Ein solcher Verlust könnte die Luftverteidigung der Ukraine schwächen.
Kiew – Die russischen Streitkräfte erzielen im Ukraine-Krieg am Boden taktische Fortschritte. Personalmangel, aber auch zögerliche Waffenlieferungen aus dem Westen sind die Gründe. In ihrem Abwehrkampf ist die Ukraine auf westliche Luftverteidigungssysteme angewiesen, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt die westlichen Partner seit Wochen, schnell neue Patriot-Systeme zu liefern. Das russische Verteidigungsministerium berichtete am Donnerstag (1. August), an nur einem Tag drei Abschussrampen der Flugabwehrsysteme aus den USA zerstört zu haben.
Russlands Armee meldet Zerstörung: Wohl drei Patriot-Abschussrampen in der Ukraine getroffen
Erst Ende Juli kam aus Kiew die Meldung, dass das dritte von Deutschland gelieferte Patriot-System in der Ukraine einsatzbereit ist. Ein weiteres System hatten zuvor die USA zur Verfügung gestellt. Die Systeme bestehen aus mehreren Komponenten, darunter ein Radar, ein Feuerleitstand, sowie mobile Abschussvorrichtungen auf Lastwagen oder Anhängern. Pro System umfasst eine Patriot-Batterie in der Regle sechs bis acht solcher Abschussrampen. Drei davon will Russlands Armee nun zerstört haben, wie aus einem Bericht des Verteidigungsministeriums in Moskau hervorgeht.
„Operative und taktische Luftfahrzeuge, unbemannte Luftfahrzeuge, Raketentruppen und Artillerie [...] trafen drei Abschussrampen des in den USA hergestellten Flugabwehrraketensystems Patriot, einen UAV-Kontrollpunkt, Eisenbahnzüge mit Personal und Munition sowie Ansammlungen feindlicher Arbeitskräfte und militärischer Ausrüstung in 147 Bezirken“, so der Bericht. UAV bezieht sich dabei auf sogenannt Unmanned Aerial Vehicles, also Drohnen. Zudem habe man im Laufe des Tages eine ATACMS-Rakete, 14 HIMARS-Raketen sowie 61 Drohnen abgeschossen, hieß es weiter. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.
Kritische Lage im Ukraine-Krieg: Russische Erfolge auch anderswo an der Front
Sollten sich die Berichte als wahr herausstellen, würde der Verlust die Luftverteidigungsfähigkeit der Ukraine weiter reduzieren und das Risiko erhöhen, von Luftschlägen getroffen zu werden. Im täglichen Lagebericht der US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) fand der Vorfall zunächst keine Erwähnung. Die ukrainische Luftwaffe hatte zuletzt in der Nacht zum Mittwoch einen russischen Angriff mit 89 Drohnen und einem Marschflugkörper gemeldet, habe diesen eigenen Angaben zufolge jedoch „abgewehrt“. Es sei der heftigste Angriff der vergangenen Monate gewesen, hieß es.
Russland konnte zudem seine Gebietsgewinne in der Ostukraine laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP im Juli festigen. Insgesamt eroberten russische Truppen seit Beginn der Invasion rund 20 Prozent des Landes. Das ISW berichtete am Donnerstag von „langsamen, aber stetigen Fortschritten“ der russischen Streitkräfte in Richtung Pokrowsk westlich von Awdijiwka, was durch den Mangel an ukrainischen Truppen und das Gelände begünstigt werde. Der Fortschritt könnte sich demnach jedoch verlangsamen, wenn die Truppen größere städtische Gebiete erreichen.
Indes trafen nun offenbar die ersten F-16-Kampfflugzeuge in der Ukraine ein. Diese könnten die Luftverteidigungsfähigkeiten der ukrainischen Armee deutlich verbessern. „Doch dürfte es mehrere Monate dauern, bis die Ukraine in der Lage sein wird, diese Jets in großem Umfang einzusetzen“, so die Analyse des ISW. Berichten zufolge soll die ukrainische Luftwaffe mit der F-16 bereits Kampfeinsätze geflogen sein.