Israel erwägt Präventiv-Angriff gegen Iran: „Wir schlagen wo auch immer nötig zu“
Der Iran will den Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija rächen. In Israel wird dagegen über einen Präventivschlag gegen den Iran diskutiert.
Tel Aviv/Teheran – Angesichts eines befürchteten Angriffs des Iran und seiner Verbündeten auf Israel laufen die diplomatischen Bemühungen zur Beruhigung der Lage in Nahost auf Hochtouren. Die Außenminister der G7-Staaten riefen die beteiligten Seiten am Sonntagabend in einer Erklärung auf, „von jeder Initiative abzusehen, die den Weg des Dialogs und der Mäßigung behindern und eine neue Eskalation begünstigen könnte“. In Israel wird dagegen diskutiert, ob man nicht präventiv gegen den Iran vorgehen könnte.
Nach einem Bericht der Times of Israel würden Sicherheitsbeamte einem Präventivschlag gegen den Iran zustimmen, wenn es stichhaltige Beweise dafür hätte, dass Teheran einen Angriff vorbereitet. Das ist das Ergebnis eines Treffens von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Verteidigungsminister Joaw Galant, Generalstabschef Herzi Halewi, Mossad-Chef David Barnea und dem Chef des Inlandsgeheimdienstes, Shin Bet, Ronen Bar. Ein solcher Präventivschlag solle als Abschreckung dienen.
Netanjahu warnt Iran mit deutlichen Worten
„Der Iran und seine Schergen versuchen, uns in einen Würgegriff des Terrorismus zu nehmen. Wir sind entschlossen, ihnen an jeder Front und in jeder Arena – nah und fern – entgegenzutreten“, zitiert die Jerusalem Post den israelischen Ministerpräsidenten. Wer Israel schaden wolle, werde einen sehr hohen Preis zahlen. „Wir schlagen in Beirut, im Jemen, wo auch immer nötig, zu“, sagte Netanjahu.

Der Iran pocht dagegen auf sein „Recht“, Israel nach der ihm zugeschriebenen Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran zu „bestrafen“. Als Islamische Republik betrachte der Iran es als sein „unanfechtbares Recht, unsere nationale Sicherheit, Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen“, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Nasser Kanani, am Montag in seiner wöchentlichen Pressekonferenz. Der Iran wolle zwar keine Eskalation in der Region, werde aber trotz Vermittlungsversuchen Israel für die Tötung von Ismail Hanija definitiv bestrafen, sagte der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna.
Unsicherheit über Angriff aus Iran
Wenige Stunden vor der Tötung Hanijas hatte Israel mit Fuad Schukr den ranghöchsten Militärkommandeur der von Teheran unterstützten Hisbollah-Miliz mit einem Angriff im Libanon getötet. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah kündigte daraufhin mit Blick auf weitere vom Iran finanzierte und bewaffnete Gruppen „eine neue Phase an allen Unterstützungsfronten“ gegen Israel an. Zum Angriff auf Schukr bekannte sich Israel, zum Anschlag auf Hanija gab es bislang hingegen keine offiziellen Äußerungen. „Wie Israel waren auch die USA am Sonntag unsicher, wie ein iranischer Angriff aussehen könnte, da sie der Meinung sind, dass Teheran noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat und die Koordinierung mit seinen Stellvertretern noch nicht abgeschlossen sein dürfte“, schreibt die Times of Israel.
Iran soll bei Verzicht auf Vergeltung gegen Israel „belohnt“ werden
In den sozialen Medien wurde spekuliert, dass Jordaniens Außenminister Aiman al-Safadi bei seinem Besuch in Teheran am Sonntag dem Iran Botschaften der USA und von arabischen Ländern übergeben habe. In denen sollen die USA dem Iran versprochen haben, bei einem Verzicht auf eine militärische Vergeltung die Atomverhandlungen wieder aufzunehmen. Diese könnten zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran führen.
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Arabische Staaten wie Jordanien und Ägypten sollen Teheran versprochen haben, in dem Fall die bilateralen Beziehungen umgehend wieder zu normalisieren. Für den Iran wären beide Anreize sehr lukrativ, insbesondere im Zusammenhang mit der fast sechsjährigen, massiven Wirtschaftskrise im Land. Offizielle Bestätigungen für die Angebote an Teheran gab es nicht. (erpe/dpa/AFP)