Medaille nur knapp verpasst: Wilzhofen feiert seinen Olympioniken Maximilian Ulbrich
Mit einem Zug durchs Dorf und einem Empfang wurde der Olympia-Schütze Maximilian Ulbrich gewürdigt. Der gab einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt nach der knapp verpassten Mixed-Medaille.
Wielenbach - Ein Freund oder Familienmitglied nach dem anderen kommt aus dem Haus am Wilzhofener Ortsrand und gesellt sich zur Blaskapelle Wielenbach und dem Trommlerzug Wuizboch sowie mehreren Fahnenabordnungen, die vor der Tür warten, ehe der Hauptdarsteller ins Freie tritt: Maximilian Ulbrich (23), bei Olympia mit den Plätzen 4 (Luftgewehr-Mixed), 14 (Luftgewehr) und 17 (Kleinkaliber-Dreistellungskampf) nur knapp an einer Medaille vorbei, hat sich leger nur gelbes T-Shirt und weiße Trainingshose angezogen. Er schüttelt die ersten Hände der Gratulanten, macht bereitwillig die ersten Selfies und Fotos – es sollten noch viele weitere an diesem Tag folgen.
Nach dem Marsch durchs Dorf, den sich viele Anwohner nicht entgehen lassen wollen, kommt der Zug in einem von Landrätin Andrea Jochner-Weiß orchestrierten Menschen-Spalier an, der vor dem Gasthof Guggemos laut Beifall klatscht und vom lauten Knallen der Böllerschützen Huglfing begrüßt wird. Jochner-Weiß, selbst Wilzhofenerin, kennt Ulbrich schon von Kindesbeinen an und umarmt ihn zur Begrüßung gleich mal – auch das nicht zum letzten Mal an diesem Tag.

„Unglaublich stolz“ auf Vorbild Maximilian Ulbrich
„Liebe Maxi! Wir sind alle gerne gekommen, weil wir so unglaublich stolz auf dich sind“, sagt sie. Wie ein aufgedrehter Stadionsprecher geht sie auf Ulbrichs Karriere ein, lässt seine Tage im Schießzentrum von Chateauxbourg nochmal Revue passieren und dass sie den entscheidenden Wettkampf um Bronze per Livestream auf dem Handy im Auto verfolgt hat.
Wielenbachs Bürgermeister Harald Mansi bezeichnet Ulbrich sogar als Vorbild. Denn der Siegeswille des Schützen, der im Vorfeld klar gesagt habe, er wolle Gold gewinnen, habe ihn beeindruckt: „Bei uns geht nämlich der Leistungsgedanke verloren. Deshalb habe ich großen Respekt vor einer solchen Aussage. denn man darf auch gewinnen wollen.“ Die vierte Gauschützenmeisterin Natalie Bertl würdigt Ulbrich als Vorbild für die Jugend, „die sehen kann, was man mit harter Arbeit, Entschlossenheit und einem unerschütterlichen Glauben an sich selbst alles erreichen kann“.

Olympia 2028 ist schon Thema
Von der FSG Dießen, für die Ulbrich an den Start geht, gibt es von Schützenmeister Jakob Stainer und Jugendleiterin Elisabeth Stainer ebenso eine angefertigte Erinnerungs-Scheibe wie vom Landkreis. Letztere überreicht neben Jochner-Weiß Wilzhofens Vize-Schützenmeister Raphael Schwarz, mit dem Ulbrich das Schießen begonnen hat. „Dass du bei Olympia warst und ich nicht, werde ich dir nie verzeihen“, sagt er im Scherz und verspricht unter dem Jubel der Gäste: „2028 fahre ich mit nach Los Angeles.“ „Dann drucken wir auch T-Shirt von dir, ob du willst oder nicht“, ruft jemand aus der Gästeschar zu Ulbrich.
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Die nächsten Olympischen Spiele sind tatsächlich öfter Thema an dem Tag, auch für Ulbrich selbst sind sie das nächste große Ziel, wie er bei einer anschließenden, sehr persönlichen Rede sagt. Auch wenn er so viel Aufmerksamkeit nicht gern habe, „will ich mich bei allen bedanken, die hier sind. Leider ist mir der ganz große Coup nicht gelungen.“ Mit der Leistung im kleinen Mixed-Finale hätte man das Gold-Match gewinnen können, aber gegen die Kasachen sei an diesem Tag einfach kein Kraut gewachsen gewesen.
Medaille knapp verpasst – „Wir haben uns die Seele aus dem Leib geweint“
Direkt anschließend hätten er und Partnerin Anna Janßen noch die Fassung für Kameras gewahrt, aber allein im Vorbereitungsraum seien dann alle Dämme gebrochen. „Wir haben uns die Seele aus dem Leib geweint, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel geheult habe“, schildert Ulbrich er seine Gemütslage. Er habe alles für diesen Traum gegeben und sei so nah dran gewesen. „Man arbeitet seine ganze Karriere darauf hin, dass man irgendwann diese Scheiß-Medaille in der Hand hält“, sagt Ulbrich.
Er habe einige Tage gebraucht, um zu erkennnen, was er geschafft habe, dass er eine gute Leistung gebracht habe. Die Unterstützung aus der Heimat habe sehr gut getan. „Wenn man heimkommt und sieht die tollen Plakate für mich am Ortseingang, tut es schon einen Stich, wenn man liest ,Olympiateilnehmer‘ statt ,Medaillengewinner‘. Aber so ist das Sportlerleben.“ Und in vier Jahren habe er ja wieder die Chance. „Einen Olympia-Teilnehmer aus Wielenbach, das gibt‘s in 1000 Jahren nicht mehr“, hatte ein WIlzhofener vorher gesagt. Für alle anderen mag das zutreffen – Ulbrich selbst will es noch einmal schaffen.
Olympia-Tourist
Nach den Olympia-Wettkämpfen genoss Maximilian Ulbrich in paar freie Tage, flog sogar kurz heim, um die Waffen heimzuholen (“In der Zeit habe ich mir ein Rennrad gekauft“), um am 9. August wieder nach Paris zu fliegen. Dann konnte er auch noch einige Wettbewerbe anschauen, war bei der Leichtathletik, im Bronze-Spiel der deutschen Tischtennisspielerinnen und dem Fußball-Frauen-Finale. Die Abschlussfeier vor 80 000 Menschen sei ein Wahnsinns-Erlebnis gewesen, so Ulbrich. Nur dass das omnipräsente „Olympia-Maskottchen“ Snoop-Dog ausgerechnet da nicht vor Ort war, sei blöd gewesen, sagt er lachend.