„Es ist halt Olympia“: Schütze Maximilian Ulbrich hat Erfolg um Haaresbreite verpasst

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Zweimal hat er einen Erfolg knapp verpasst: Der Olympia-Start lief für Maximilian Ulbrich nicht nach Maß. © IMAGO/Jack Gruber

Er schießt stark, aber nicht stark genug. Am Ende fehlen dem Wilzhofener Olympia-Schützen Maximilian Ulbrich nur Nuancen zu einer Medaille mit dem Team und zum Finaleinzug im Einzel.

Wilzhofen/Paris – Anna Janßen packte ihr Gewehr und strebte schnurstracks dem Ausgang entgegen. Mit einem gewissen Abstand folgte ihr Maximilian Ulbrich. Der Sportschütze aus Wilzhofen hatte seinem Trainer Wolfram Waibel seine Waffe in die Hand gedrückt. Irgendwie schien die Last in diesem Augenblick viel zu schwer für ihn, als dass er sie auch noch hätte tragen können. Ulbrich und Janßen hatten es um Haaresbreite verpasst, im Luftgewehr Mixed eine Medaille zu holen. Zwar erreichten sie das Bronze Medal Match gegen Kasachstan, aber im kleinen Finale waren sie Alexandra Le und Islam Satpayev nicht gewachsen. Das deutsche Duett verlor das Duell deutlich mit 5:17 und mit ihm auch seine gute Laune.

In seinem ersten olympischen Wettkampf schien einiges möglich zu sein für Maximilian Ulbrich. Im Training hatte er tags zuvor einen neuen olympischen Rekord aufgestellt, dem zwar die öffentliche Anerkennung verwehrt blieb, der dem Sportpolizisten allerdings seine außergewöhnliche Form bestätigte. Nach den ersten beiden Schüssen im Mixed schien wieder ein Rekord zu wackeln, und dieses Mal ein offizieller. Janßen war in die erste der drei Serien mit zweimal 10,9 Ringen eingestiegen. Das ist das absolute Optimum. Die Studentin aus Kevelaer nahm diesem Schwung bis zum Schluss mit und stellte mit 316,9 Ringen das drittbeste Ergebnis aller Kombattanten auf.

Es lief von Anfang an nicht

Es war eine Vorlage nach Maß für ihren Mitstreiter. Ulbrich hätte jetzt nur noch das schießen müssen, was er immer schießt, Serien von durchschnittlich 105,0 Ringen, und die beiden Deutschen wären direkt ins Finale um Gold geflogen. Aber Ulbrich erzielte im dritten Versuch nur eine 9,3. Auf einmal war der Stecker gezogen. In der ersten Serie quälte er sich auf 103,5 Ringe. Die zweite geriet ihm nicht gravierend besser (104,4). In der dritten zeichnete sich ab, dass die Deutschen an den Medal Matches vorbeischrammen werden. Doch dann gelangen Ulbrich zum Schluss drei phänomenale Schüsse, die das ganze Tableau durcheinander wirbelten. 10,7, 10,9, 10,8, bescherten Ulbrich 104,9 Zähler. Mit dem letzten Versuch brachte Ulbrich sein Team um die Winzigkeit eines Zehntel an den Norwegern vorbei ins kleine Finale.

„Glücklicherweise wusste ich nicht, dass ich eine 10,8 benötige. Wenn ich das gewusst hätte, wäre es wohl nicht so ausgegangen“, war sich der 23-Jährige sicher. Damit war das Bronze Medal Match erreicht und die Möglichkeit, mit einer Medaille in die olympischen Schießwettbewerbe zu starten. Aber irgendwie lief es von Anfang an nicht so, wie es nötig gewesen wäre, um eine Medaille zu erringen. Zunächst schoss Ulbrich stark und seine Partnerin schwach. Dann drehte Janßen auf und ihr Kollege ließ nach. Die Deutschen kämpften, aber den erhofften Lauf hatten Alexandra Le und Islam Satpayev erwischt. Am Ende ging sowohl bei Ulbrich als auch bei Janßen nicht mehr viel zusammen.

„Wir sind dankbar, dass wir so weit gekommen sind“, versuchte Janßen das Geschehen positiv zu deuten. Wie geknickt ihr Teamgefährte war, zeigte sich daran, dass er weder zu seiner Leistung noch zu dem vierten Platz etwas sagen wollte. Das musste Alois Ulbrich übernehmen, der zusammen mit der ganzen Familie dem unglücklichen Schützen Trost spendete. „Maxi war mit seinem Vorkampf nicht zufrieden und mit seinem Finale noch weniger“, ließ der Vater verlautbaren. Die Erklärung für den unerwarteten Einbruch war lapidar: „Es ist halt Olympia.“

Papa ist trotzdem stolz

Das ruft Erinnerungen wach an Sonja Pfeilschiffter. Die mehrfache Weltmeisterin entwickelte eine regelrechte Phobie gegen die Spiele. „Olympia mog mi ned.“ Dass das Ganze pathologisch wird, ist bei Ulbrich nicht zu befürchten, obwohl er im Luftgewehr Einzel wieder mit der speziellen Atmosphäre des olympischen Wettkampfs fremdelte. Der ehemalige Europameister verpasste der Finale der besten Acht um schlappe 0,9 Ringen. Mit insgesamt 628,9 Zählern landete er an 14. Stelle.

Auch dieses Schießen war nicht frei von Tücken. Ulbrich startete gleich mit einer 9,5, in der zweiten Serie unterlief ihm gar eine 8,7 und sein verletzter Schuss lieferte nur eine 9,8. Mit diesen drei Versuchen brachte er sich um das Finale. „Über Platz vier und Platz 14 bei Olympia kann man nicht klagen“ zog Alois Ulbrich ein positives Resümee. Ob sein Sohn das auch so sieht?

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